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Roggden: Biogasanlage: Roggdener haben die Nase voll

Roggden

Biogasanlage: Roggdener haben die Nase voll

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    Die Biogasanlage in Roggden sorgt derzeit für viel Unmut am Ort. Nachdem es vier Wochen lang gestunken hat, ist vorerst die Luft rein. Die Roggdener sind vor allem vom Landratsamt enttäuscht. In einem Fachgespräch in Dillingen sollen alle Fragen beantwortet und Lösungen für die Zukunft erarbeitet werden.
    Die Biogasanlage in Roggden sorgt derzeit für viel Unmut am Ort. Nachdem es vier Wochen lang gestunken hat, ist vorerst die Luft rein. Die Roggdener sind vor allem vom Landratsamt enttäuscht. In einem Fachgespräch in Dillingen sollen alle Fragen beantwortet und Lösungen für die Zukunft erarbeitet werden. Foto: Andreas Dengler

    Momentan ist die Luft im Wertinger Ortsteil Roggden rein. Schon seit Anfang der Woche tritt kein schweflig-süßer Gasgeruch mehr von der Biogasanlage aus. Dem Frieden wollen die Roggdener aber noch nicht trauen. Am Montagabend versammelten sie sich deshalb im Sportheim, um die nächsten Schritte zu besprechen. Auch Bürgermeister Willy Lehmeier (Freie Wähler) kam zu dem Treffen. Er will sich gemeinsam mit den Roggdenern für Antworten und Lösungen einsetzen. Vor allem vom Landratsamt, die Genehmigungsbehörde der Biogasanlage, sind die Dorfbewohner enttäuscht. In den vergangenen vier Wochen klagten die Anlieger immer wieder über Gestank, der von dem Kraftwerk ausging (wir berichteten). An Rollladen, Dachrinnen und Gartenmöbeln haben sich Ablagerung abgesetzt. Die Sorgen vor gesundheitlichen Folgen durch die Immissionen sind groß. Viele Anwohner litten unter Kopfschmerzen und Kinder hatten ungewöhnlich oft Nasenbluten.

    Anwohner sprechen im Vereinsheim mit Bürgermeister Lehmeier

    Gut 30 Anwohner versammelten sich im Vereinsheim und tauschten ihre Erfahrungen aus. Der Landwirt und Betreiber der Biogasanlage war dort nicht anwesend. „Ich bin angenehm überrascht, wie sachlich diskutiert wird“, betonte der Rathauschef mehrmals im Laufe des Zusammentreffens. Den Initiatoren ist es wichtig, dass es friedvoll und fair zugeht. „Wir wollen ein gutes Dorfklima und das auch in Zukunft“, sagte Max Kirner.

    Im Laufe des Gesprächs wurde immer deutlicher, dass sich die Anwohner vor allem vom Landratsamt allein gelassen fühlen. Etliche Anrufe und ein Schreiben an die Behörde waren die ersten Versuche, um von dem Amt Auskünfte zu erhalten. Den Brief an das Landratsamt unterzeichnete fast ein Drittel der Dorfgemeinschaft. „Eine richtige Reaktion haben wir bis dato nicht erhalten“, sagte Mario Flemm. Der studierte Agraringenieur leitete die Diskussion und stellte die bisherigen Ereignisse vor. Auch die gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung kamen zur Sprache. Anwohnerin Bettina Kirner berichtete, dass die Kinder aus dem Ort in den vergangenen Wochen gehäuft Nasenbluten hatten. „Es war wie ein Chemieunfall“, sagte die besorgte Mutter. Laut den Berichten der Anwesenden war auch die Polizei Wertingen und die Feuerwehr Roggden-Hettlingen an der Biogasanlage vor Ort.

    Der optische Eindruck wird bemängelt

    „Das Projekt eines Einzelnen, zieht alle in Mitleidenschaft“, platzte einem Besucher auf der Infoveranstaltung letztlich der Kragen. Und auch der optische Gesamteindruck des Kraftwerks wurde von den Anwohnern bemängelt. Für die Zukunft fordern die Roggdener deshalb ein langfristiges Monitoring der Anlage, einen Notfallplan und regelmäßige Luft- und Wasserproben. Viele Bürger nahmen vor allem in den späten Abendstunden und in den frühen Morgenstunden den übel riechenden Geruch wahr. In einer WhatsApp-Gruppe schlossen sich die Betroffenen bereits zusammen und informieren sich darin sofort gegenseitig. Außerdem werden neuerdings auch Protokolle über die Verschmutzungen geführt.

    Bürgermeister Lehmeier empfahl den Roggdenern folgenden Dreisatz: „Optimistisch denken, dranbleiben und nicht locker lassen.“ Der Bürgermeister versprach den Anwohnern, dass er gemeinsam mit ihnen nicht Ruhe geben werde, ehe nicht alle Fragen beantwortet seien. Dabei sprach sich der Rathauschef auch ganz klar für ein Lösungskonzept aus, damit Gestank nie mehr ein Thema in Roggden sein wird.

    Eine Klage als letzte Möglichkeit

    Als letzte Möglichkeit stellte Lehmeier auch eine Klage gegen Betreiber und Genehmigungsbehörde in den Raum. Zu diesem Mittel werde aber nur gegriffen, wenn sich keine Ergebnisse erkennen lassen. „Wir warten zunächst die Gespräche mit dem Landratsamt ab“, sagte Lehmeier zuversichtlich. Für das geplante Gespräch im Landratsamt will der Bürgermeister sogar einen Bus zur Verfügung stellen, sodass möglichst viele Anwohner daran teilnehmen können. Das Landratsamt in Dillingen nimmt die Sorgen sehr ernst. „Die Anwohner haben es verdient, Antworten auf ihre Fragen zu bekommen“, sagte die Leiterin der Bau- und Umweltabteilung, Christa Marx. Außerdem teilte Marx mit, dass inzwischen auch das Amt für Landwirtschaft, Forsten und Ernährung eingeschalten sei und Kontrollen an der Anlage durchführen werde. Wann das geforderte Fachgespräch stattfinden soll, konnte Marx noch nicht sagen.

    Auf Nachfrage unserer Zeitung wollte sich der Landwirt nicht ausführlicher zu den Vorfällen äußern. Derzeit arbeiten Monteure an der Anlage, erklärte der Betreiber beiläufig.

    Lesen Sie unseren weiteren Bericht über die Biogasanlage: Defekt in Biogasanlage: In Roggden stinkt’s zum Himmel

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