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Possenried: Wie gruselige Kürbisse den Tieren in Possenried helfen

Possenried

Wie gruselige Kürbisse den Tieren in Possenried helfen

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    Melanie Sophie Ward versteht sich auf die Kunst des Kürbis-Schnitzens.
    Melanie Sophie Ward versteht sich auf die Kunst des Kürbis-Schnitzens. Foto: Barbara Würmseher

    Für die einen ist ein Kürbis einfach nur ein

    Die Kunst des Kürbis-Schnitzens

    Die 32-jährige Ward hat beim Anblick eines Exemplars der botanischen Gattung Cucurbita, so der lateinische Name für Kürbisse, aber ganz andere Assoziationen. Ihre Augen schweifen prüfend Form und Größe ab, ihre Hände fahren behutsam über die harte Schale. Ihr Blick sieht sofort Dinge, die anderen verschlossen bleiben. Ward versteht sich auf die Kunst des Kürbis-Schnitzens. An etwa zwölf Tagen im Jahr ist sie intensiv damit beschäftigt, aus möglichst großen Unikaten meisterliche Kreationen zu fertigen. „Man kann alles schnitzen“, sagt Ward, „es gibt nichts, was es nicht gibt. Es ist nicht unbedingt alles schön, aber es geht alles.“ Unter ihren Händen freilich entstehen ausschließlich bemerkenswerte Motive. In diesem Herbst sind es etwa der filigrane Kopf eines Tigers, das elegante Konterfei Audrey Hepburns und die bösen Clown-Fratzen aus den Horror-Filmen „Joker“ und „Es“. Heuer hat sich Ward eine besondere Aktion ausgedacht: Sie hat Kürbis-Kunstwerke hergestellt und dann auf ihrer Facebook-Seite versteigert. Der ganze Erlös kommt dem Gnadenhof Franziskushof in Possenried zugute. Im Schnitt hat ein Exemplar um die 25 Euro eingebracht, manches auch 50 Euro, und ein Bieter hat sogar 100 Euro geboten. Seit Jahren sind die Betreiber des Gnadenhofs mit Ward befreundet. Die Liebe zu den Tieren verbindet sie. Die Idee mit dem Verkauf kam von

    Neue Bäume für Possenrieds Ziegenweide

    Mit dem Erlös will Rotter auf der Wiese des Gnadenhofs, die direkt an der Verbindungsstraße zwischen Hohenreichen und Langenreichen liegt, neue Bäume einsetzen. Geplant ist, dass dort Pappeln und Weiden angepflanzt werden, da diese besonders gut in dem sumpfigen Boden wachsen. Die Bäume spenden den Tieren auf der Weide in Zukunft Schatten. Noch in diesem Herbst werden die Bäumchen gepflanzt und eingezäunt. Vor allem der Zaun ist für Rotter wichtig, da sonst die Ziegen und Schafe die Bäume sofort anfressen würden. Neben dem Kürbisverkauf steuert auch die Stadt Wertingen 500 Euro für die Bepflanzung der Wiese zu, als Unterstützung für den Tierverein. „‚Scar‘ sieht einfach nur gut aus“, sagt Rotter begeistert. Zwar hat der Tierliebhaber keine Zeit für eine Halloween-Feier, aber er bekommt auch einen Kürbis von Ward.

    Wie zaubert die Gunzenheimerin eigentlich die Gesichter in die harte Schale der Früchte? Kleine Stichel, Mini-Sägen und Löffel helfen der 32-Jährigen dabei, so präzise wie möglich zu Werke zu gehen. In je mehr Schichten sie arbeitet, umso plastischer werden die Ergebnisse später. Von klein auf ist Ward mit der Kunst des Kürbis-Schnitzens vertraut. Sie ist gebürtige US-Amerikanerin, das Kind einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Vaters, und hat ihre beiden ersten Lebensjahre sogar in Ukiah (Kalifornien) verbracht. Also genau in jenem Land, das das Brauchtum von Halloween so richtig bekannt gemacht hat. Doch auch als sie dann mit der Mutter zurück nach Deutschland ging, ist die Leidenschaft für Kürbisse geblieben. „Seit ich denken kann, haben wir Gesichter geschnitzt“, erzählt sie. „Ich verbinde damit immer Erinnerungen an meine Kindheit und das Gefühl von Familie.“

    Den ersten Anfängen ist sie freilich schon entwachsen. Längst sind aus den schlichten Gesichtern, wie man sie überall finden kann, formvollendete Artefakte geworden. Von Jahr zu Jahr hat sich Ward mehr Fähigkeiten angeeignet. Seit etwa 2011 hat sie sich darauf spezialisiert, richtig schwere Motive umzusetzen. „Begonnen hat es damit, dass ein Arbeitskollege bei mir den ‚Lightning‘ aus dem Animationsfilm ‚Cars‘ bestellt hat.“ Das war der Startschuss für viele weitere Skulpturen.

    Vier Stunden für einen Kürbis

    Es ist ein Hobby, das Ward mitunter viel Zeit, Konzentration und auch körperliche Kraft kostet. „Vier bis fünf Stunden sitze ich an einem richtig aufwendigen Stück“, sagt sie. Manchmal schmerzen die Arme, und ein Pflaster am rechten Mittelfinger schützt sie vorsorglich vor Druckstellen und Blasen. Dann aber – nach rund zwölf Tagen – ist die Saison wieder vorbei. Nach Halloween wird kein Kürbis mehr geschnitzt. Und die bis dahin gefertigte Pracht büßt von Tag zu Tag mehr an Schönheit ein.

    Doch die Kürbis-Schnitzerin sagt: „Das Vergängliche stört mich gar nicht.“ Fotos erinnern sie daran, welcher Zauber einst davon ausgegangen ist. Und ein Jahr später – im September – beginnt dann die kreative Phase wieder von vorne … "

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