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Homöopathie: Ähnliches mit Ähnlichem heilen?

Was tut man als Mutter, wenn das Kind ein schweres Hirnleiden hat und kein Arzt helfen kann? Was für viele der Albtraum schlechthin ist, wurde für Sylvie Ritzer Realität. Im Hirn ihrer Tochter hatte sich eine Zyste gebildet. Weil sie ihr Kind nicht aufgeben wollte, versuchte sie, ihr mit Homöopathie zu helfen und machte eine Ausbildung zur Heilpraktikerin. Unsere Zeitung sprach mit den Homöopathinnen Sylvie Ritzer aus dem Raum Wertingen und Helga Möhnle aus Haunsheim über die Wirkungsweise der Homöopathie und den Diskurs in der Gesellschaft.

Wer sich mit Homöopathie beschäftigt, muss sich auch mit ihrer Geschichte auseinandersetzen. Sie wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Deutschland von Samuel Hahnemann in einem Selbstversuch erfunden. Er nahm Chinarinde zu sich, die damals zur Behandlung von Malaria genutzt wurde. Der eigentlich gesunde Hahnemann stellte danach Anzeichen von Malaria an sich fest – hervorgerufen durch das Heilmittel, die Chinarinde. So formulierte er den Leitspruch der Homöopathie: similia similibus curentur. Ähnliches mit Ähnlichem heilen.

Bei der Homöopathie handelt es sich um Energiemedizin. Es gehe um Schwingungen im Körper, die man wahrnehmen müsse, sagt Sylvie Ritzer. Sie behandelt ihre Patienten seit vier Jahren in ihrer eigenen Praxis. Der Mensch sei als Mobile zu sehen, das drei Ebenen hat: Die physische, emotionale und psychische. Bei der Behandlung gehe es nicht nur um ein Symptom. Es werde mit den homöopathischen Mitteln vielmehr das komplette Mobile angestoßen. „Es wird die Gesamtheit des Menschen behandelt“, sagt Ritzer. Der Schulmedizin wirft sie vor, oft nur punktuell zu behandeln, statt den Menschen wirklich zu heilen. Von der Akutmedizin distanziert sich Ritzer deshalb.

Wichtig sei immer, dass der behandelnde Homöopath aus den Tausenden Arzneien die eine Richtige findet, weiß auch Helga Möhnle. „Das braucht viel Erfahrung und eine genaue Untersuchung“, sagt sie. Deshalb gibt es auch Bögen mit über 200 Fragen an den Patienten. Angefangen von der Kindheit über Impfungen, Krankheitsverlauf, Kopfschmerzen bis hin zu äußerlichen Merkmalen.

Nur so kann der Homöopath das wirksamste Mittel finden. Deshalb funktioniere Homöopathie auch bei jedem. Es komme nur auf die richtige Arznei mit der richtigen Potenz zum richtigen Zeitpunkt an, wie Ritzer sagt. Jeder Patient wird so ganz individuell behandelt. Es sei wichtig, auf sein Gefühl zu hören. Davon ist sie überzeugt. Das mache die Schulmedizin gar nicht. „Die Ärzte hören nicht richtig zu“, betont Ritzer. Das berichtet sie aus eigener Erfahrung. Als ihre Tochter krank wurde, spürte sie, dass etwas nicht stimmte. Doch die Ärzte im Krankenhaus konnten zuerst nichts feststellen. Erst später sah man auf den Röntgenbildern die Zyste. Da sei es aber zu spät gewesen.

Die homöopathischen Arzneien erhalten ihre Stärke durch die Potenzierung. Dabei werden mineralische, pflanzliche und tierische Substanzen in eine neue feinstoffliche Qualität umgewandelt. Diese wird als Information in einer neutralen Substanz wie Alkohol oder Milchzucker gespeichert. Durch eine Verschüttelungstechnik mit der Hand werden die Mittel verstärkt. Je nach Grad der Potenzierung wirke die Arznei dann bei unterschiedlichen Beschwerden, so Möhnle. Die Energie, die mit den Mitteln aufgenommen wird, sei in der Lage, Materie zu verändern, sagt Ritzer. Das sei quantenphysikalisch belegt.

Was den Umfang der Heilungsmöglichkeiten angeht, sind sich die beiden Heilpraktikerinnen nicht einig. Sylvie Ritzer ist davon überzeugt, dass die Homöopathie bei allen Krankheiten hilft. Sie behandele auch Krebspatienten und Menschen mit Erbkrankheiten. Helga Möhnle sieht das anders. Sie behandele in ihrer Praxis vor allem Menschen, die keine Kinder bekommen können. Die Homöopathie könne aber nicht bei allem helfen. Genetische Defekte oder Herzleiden könne man so nicht heilen, ebenso wenig Krebs. „Es gibt gar nichts, das bei allem hilft“, weiß sie nach 30 Jahren Berufserfahrung.

Die öffentliche Diskussion, die über die Wirksamkeit der Homöopathie geführt wird, halten allerdings beide für unnötig. Es gäbe Verfechter, die vom Alleingang der Homöopathie überzeugt sind. „Aber daran glaube ich nicht“, sagt Möhnle. Bei Krankheiten wie Krebs sei die Homöopathie nur unterstützend anzuwenden. Schulmedizin und Homöopathie könnten nebeneinander existieren. Bei der Diskussion um Homöopathie gehe es nicht um den Patienten.

Vielmehr würden Schlammschlachten zwischen den Befürwortern und den Gegnern geführt. „Ich finde das sehr schade“, sagt sie. Sylvie Ritzer sieht das ähnlich. Was das Bild der Homöopathie in der Gesellschaft angeht, denkt sie, dass falsche Vorstellungen vorherrschen. Den meisten Homöopathen sei das aber egal. „Die wissen ja, dass es funktioniert.“

Ihrer Tochter geht es heute wieder gut. Nach der Behandlung bildete sich die Zyste in ihrem Gehirn zurück. Auch deshalb ist Ritzer von der Wirksamkeit der Homöopathie so überzeugt. „Ich habe die Wunder gesehen“, sagt sie. Und das ist ihr wichtiger als jede Diskussion.

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