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Gundremmingen: Vor 40 Jahren legte Störfall im Akw Gundremmingen Block A lahm

Gundremmingen

Vor 40 Jahren legte Störfall im Akw Gundremmingen Block A lahm

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    Kernkraftgegner haben vor dem Atomkraftwerk (AKW) Gundremmingen für ein Abschalten beider aktiver Blöcke noch in diesem Jahr demonstriert. Anlass war der 40. Jahrestag eines Störfalls in Block A, der seither nicht mehr genutzt werden konnte.
    Kernkraftgegner haben vor dem Atomkraftwerk (AKW) Gundremmingen für ein Abschalten beider aktiver Blöcke noch in diesem Jahr demonstriert. Anlass war der 40. Jahrestag eines Störfalls in Block A, der seither nicht mehr genutzt werden konnte. Foto: Christian Kirstges

    Es ist der 26. Januar 1977. Bei der Fragestunde im bayerischen Landtag kommt auch der Störfall in Block A des Atomkraftwerks (AKW) Gundremmingen zur Sprache, der erst kurz zuvor passiert war. Am 13. Januar führte, so beschreiben es die Betreiber der Anlage, nach einem wetterbedingten Kurzschluss im Hochspannungsnetz außerhalb des Areals ein Fehler in der Regelung der Turbine zu einem erheblichen Schaden. Dampf gelangte in den Sicherheitsbehälter.

    „Eine Gefahr für Mensch und Umwelt gab es durch diesen Störfall nicht“, heißt es heute von den Kraftwerk-Betreibern. Radioaktive Stoffe seien nicht nach außen gelangt. Schon bei der Sitzung 1977 betonte der damalige Minister Max Streibl: „Es ist in der Tat in keiner Weise etwas ausgetreten, der Abschluss war perfekt, vollständig.“ Weil die Blöcke B und C im Bau waren, beschlossen die Betreiber 1980, Block A endgültig stillzulegen.

    Zum 40. Jahrestag des Störfalls äußern Kritiker jedoch wieder Zweifel. So schreibt beispielsweise Klaus Buchner, Mitglied des Europäischen Parlaments für die Ökologisch-Demokratische Partei: „Zur Vermeidung einer Katastrophe wurde der Reaktor mit Wasser geflutet. Bis heute ist unklar, was mit dem kontaminierten Wasser passiert ist. Wie viel Radioaktivität bei diesem Unfall an die Luft und in die Donau gelangte, ist ebenso wenig offiziell bekannt gegeben worden.“

    Kernkraftgegner schneiden Zündschnur durch

    Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, Beraterin des Bundes, stellte 1977 fest: „Kühlmittel strömte in den voll abgeschlossenen Sicherheitsbehälter, der das leicht radioaktive Wasserdampfgemisch vollständig zurückhielt. (...) Die Überspeisemenge lagert zwecks Abklingen in der Wasseraufbereitung und wird später nach Reinigung von radioaktiven Stoffen, da nicht wieder verwendbar, kontrolliert abgeleitet.“ Raimund Kamm, Vorsitzender der Bürgerinitiative Forum, sagte jetzt, es habe sich damals um das größte Atomunglück in Deutschland gehandelt, bloß sei es nie als solches wahrgenommen worden.

    Knapp 50 Atomkraftgegner haben den 40. Jahrestag am Freitagvormittag jedenfalls zum Anlass genommen, erneut zu fordern, dass das Kraftwerk in Gundremmingen in diesem Jahr komplett stillgelegt wird. Ende des Jahres soll zwar Block B außer Betrieb gehen, aber das genügt ihnen nicht. Schließlich sei Block C genauso alt - und so gefährlich. Um zu verdeutlichen, wie wichtig ein möglichst rasches Abschalten sei, schnitten sie vor dem Kraftwerk bei einer gemeinsamen Aktion von Umweltinstitut München, Bürgerinitiative Forum und der Gruppierung Ausgestrahlt eine brennende Zündschnur durch, die zu zwei nachempfundenen Blöcken und einem Kühlturm führte.

    Block C ist wieder in Betrieb

    Wie das Umweltministerium in München jetzt auf Anfrage unserer Zeitung erklärt, seien bei der öffentlichen Auslegung der Verfahrensunterlagen zum Abbau des Kernkraftwerks Gundremmingen gut 150 Einwendungen eingegangen. Der weit überwiegende Teil komme dabei von Privatpersonen, weitere Einwendungen seien beispielsweise von Kommunen und Umweltverbänden abgegeben worden. Die Erörterung soll voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2017 sein.

    Und nachdem Block C Anfang Januar nach dem abgeschlossenen Brennelementewechsel einen zusätzlichen kurzen Produktionsstopp einlegen musste, um eine beim Anfahren des Blocks aufgetretene Undichtigkeit an einem Ventil zu beheben (wir berichteten), ist eine Dichtung des Ventilgehäuses daraufhin überprüft und ausgetauscht worden, teilen die Kraftwerksbetreiber jetzt mit. Block C stehe wieder voll für die Stromproduktion zur Verfügung.

    Lesen Sie hier unsere große Serie zum Rückbau des Atomkraftwerks.

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