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Frauenstetten: Jetzt finden Fische wieder einen Weg in Frauenstetten

Frauenstetten

Jetzt finden Fische wieder einen Weg in Frauenstetten

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    Dank des gewundenen neuen Bachs können Fische jetzt das Wehr umgehen und den Weg zurück nach Wertingen finden.
    Dank des gewundenen neuen Bachs können Fische jetzt das Wehr umgehen und den Weg zurück nach Wertingen finden.

    Mehrere Stücke Totholz, Steine und Pflanzen zieren den kleinen Bach, der sich hinter dem Frauenstettener Elektrogeschäft Hartl durch die Natur schlängelt. Doch nicht zur Zierde hat das Wasserwirtschaftsamt den Bach angelegt. Vielmehr soll er den Fischen endlich wieder ermöglichen, das nahe gelegene Wehr zu passieren. Bis Wertingen und Donauwörth können die Tiere nunmehr ohne Hindernisse schwimmen. Wenige hundert Meter weiter nördlich überwindet ein Beckenfischpass nämlich die zweite Wehranlage bei der Stehlesmühle. Alle Hürden überwunden sind mit der Einweihung diese Woche nicht nur für die Fische. Auch Arbeiter und Planer hatten ein großes Hindernis während der Bauarbeiten zu meistern.

    Es gab Risse im Bauwerk

    „So, wie wir Menschen Falten bekommen, gibt’s bei Bauwerken Risse“, reflektiert Andreas Rimböck bei der Einweihung in Frauenstetten. Der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth freut sich, dass nunmehr beide Wehre an der Zusam saniert sind. Vor drei Jahren habe man mit der Sanierung begonnen, zunächst mit der Wehranlage bei der Stehlesmühle, danach mit dem Wehr in Frauenstetten. Damals war laut Rimböck noch kein Fischaufstieg zu planen. „Uns standen keine Grundstücke zur Verfügung.“

    Andreas Rimböck, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth, zeigt, wie die „Fischtreppe“ das Wehr umgeht.
    Andreas Rimböck, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth, zeigt, wie die „Fischtreppe“ das Wehr umgeht.

    Dabei war klar, dass es unbedingt wieder eine Vernetzung der Zusamabschnitte braucht. Anfang des 20. Jahrhunderts nämlich war der Fluss naturfern und geradlinig ausgebaut worden. Die Wehranlage Frauenstetten war im Zuge der Zusamregulierung wegen der bestehenden Wasserkraftanlage Hartl errichtet worden. Die ist heute immer noch in Betrieb, reicht aber längst nicht mehr für die lokale Stromversorgung aus. Manfred Hartl zeigt stolz auf das private E-Werk: „Bis 1960 hat es sieben Ortschaften versorgt – von Hirschbach bis Lauterbach.“ Bereitwillig führt Hartl auf seinem privaten Gelände zwischen seinem Haus und der Zusam herum – einer Insel sozusagen. „Ich wollte der Natur wieder etwas zurückgeben“, erzählt er.

    Die Lebensräume vernetzen

    So stellte er sein Grundstück für die Entwicklung eines Fischbachs zur Verfügung. Mit kleinen und größeren Windungen schlängelt sich dieser nun parallel zur geradlinigen Zusam durch das Gelände. Andreas Rimböck und sein Team vom Wasserwirtschaftsamt freuen sich, dass sie dadurch wieder einen guten Schritt in einen „guten ökologischen Zustand“ gehen konnten – eine Richtlinie, die die Europäische Union seit zwei Jahrzehnten vorschreibt. „Es geht darum, einzelne Lebensräume zu vernetzen“, erklärt Rimböck. In dem naturnah gestalteten strukturreichen Fischbach könnten Fische und Kleinlebewesen jetzt wieder aufsteigen. Eine Lockströmung am Beginn des kurvenreichen Bächleins lässt sie den Weg finden. Totholz und große Steine ermöglichen sowohl unterschiedliche Wassertiefen als auch Unterschlupf und Lebensraum für die Tiere.

    Die Wehranlage hinter dem E-Werk von Frauenstetten hat das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth saniert. Dadurch war der Weg für die Fische zurück nach Wertingen allerdings weiterhin verschlossen.
    Die Wehranlage hinter dem E-Werk von Frauenstetten hat das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth saniert. Dadurch war der Weg für die Fische zurück nach Wertingen allerdings weiterhin verschlossen.

    Bei der Einweihung freuen sich alle über die bereits 2019 vollendete Wehrsanierung und den im Jahr darauf entstandenen Frauenstettener Fischbach. Zumal die Finanzierung – 480000 Euro für das Wehr und 120000 Euro für den Fischbach – der Freistaat Bayern übernommen hat. Gleichzeitig erinnert Andreas Rimböck bei seiner Ansprache auch an das Missgeschick, das sich während der Sanierung ereignete – „keine Baustelle ohne Überraschungen“.

    Ein Teil der Gemeinde Buttenwiesen

    So hatte mitten in den Arbeiten ein Hochwasser die Trinkwasserleitung beschädigt. Ein Teil der Gemeinde Buttenwiesen – Frauenstetten, Wortelstetten, die Greggenhöfe und Neuweiler – war vom Wasser abgeschnitten. „Diese Katastrophe haben wir gut gemeistert“, sagte Buttenwiesens Bürgermeister Hans Kaltner. Die eigentliche Katastrophe sei etwas ganz anderes gewesen: „Die Bauhofmitarbeiter konnten nicht mit auf den Betriebsausflug, der ausgerechnet an jenem Tag stattfand“, so der Bürgermeister mit einem Augenzwinkern. Sie verbrachten den Tag stattdessen an der „schönen Zusam“.

    Hier bewunderten dann auch alle bei der Einweihung sowohl das sauber sanierte Wehr als auch den neuen Fischbach in seiner wilden, naturverbundenen Schönheit. Von Fischen war an dem Tag noch wenig zu sehen. Dafür umso mehr Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes, die sich gegenseitig erklärten und überzeugten, was hier am Ortsrand von Frauenstetten Tolles entstanden ist.

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