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Fest: Des Pfarrers weihnachtliche Kleider

Fest

Des Pfarrers weihnachtliche Kleider

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    Ein voller Kleiderschrank steht in der Sakristei der Unterthürheimer Kirche. Im Advent hing das violette Messgewand vorne. Über Weihnachten wird Pfarrer Kotonski wie seine Kollegen weiß tragen.
    Ein voller Kleiderschrank steht in der Sakristei der Unterthürheimer Kirche. Im Advent hing das violette Messgewand vorne. Über Weihnachten wird Pfarrer Kotonski wie seine Kollegen weiß tragen.

    Mathias Kotonski ist Priester und leidenschaftlicher Theaterspieler. Bei beidem trägt er teilweise ganz spezielle Gewänder. Allerdings gibt es für ihn einen gravierenden Unterschied: „Ein Priester spielt keine Rolle wie der Schauspieler beispielsweise bei einem Passionsspiel.“ Vielmehr repräsentiere er bei der Feier der heiligen Messe Christus und trage darum ein besonderes Gewand. „Die Messe ist keine Theateraufführung“, betont Pfarrer Kotonski, „sondern die Feier des Todes und der Auferstehung Jesu.“

    Als ein „Zusammenspiel von äußerem und innerem Geschehen“ sieht Mathias Kotonski so die Kleiderfrage. Bleibt für uns die Frage: Was trägt ein Pfarrer zur Feier des Tages? Als Priester zur Mitarbeit in der Pfarreiengemeinschaft Buttenwiesen wohnt und lebt Mathias Kotonski im Pfarrhaus in Unterthürheim. Bereitwillig öffnet er für unsere Zeitung die Tür zur Sakristei der Kirche und gewährt uns Einblick in den dortigen Kleiderschrank. Grün, rot, lila, beige und weiß dominieren auf den Kleiderbügeln. Daneben steht eine Kommode mit großen Schubladen. Dieser entnimmt Mathias Kotonski das erste Teil – ein weißes Schultertuch. Rund oder eckig, aus weißem Leinen oder Baumwolle ist es und wird unter der Albe um die Schulter gelegt. An beiden Ecken befinden sich Bänder, die vor der Brust gekreuzt und geknotet werden (1). War das Schultertuch ursprünglich als Schweißtuch gedacht, sieht Kotonski heutzutage einen rein praktischen Nutzen: „Es schützt vor Schweiß, ist leichter als eine Albe zu waschen und sieht am Hals optisch auch noch schöner aus.“

    Somit geht es als nächstes zur Albe (2). Das weiße, bodenlange Untergewand hat seinen Ursprung laut Kotonski in der Toga, dem Gewand der alten Römer. Beim Verlassen des Hauses wurde schon damals häufig ein Übergewand angezogen, ebenso trägt der Priester heute ein Messgewand.

    Bevor der Priester dieses überwirft, nimmt er noch das Cingulum, ein gürtelähnliches Band (2), das der Albe einen besseren Sitz verleiht. Mit einem Spezialknoten, den Kotonski geschickt macht, bekommt die Albe einen guten Sitz. Dieses sei vor allem wichtig, wenn die Albe zu lang oder zu weit ist.

    Der Kleiderfundus einer Pfarrei enthält traditionell nämlich sowohl Kleidungsstücke der Pfarrei als auch der jeweiligen Priester. So hat auch Mathias Kotonski einige eigene Lieblingsstücke mitgebracht: ein grünes (6), ein weißes (4) und ein violettes (3) Messgewand. Die ersten beiden hatte er im Rahmen seiner Primiz von den Nachbarn und seinen Eltern geschenkt bekommen, letzteres ließ er sich später selbst anfertigen. Dieses violette – wie die beiden anderen mit feiner Paramentenstickerei versehen – hing in den vergangenen Wochen ganz vorne im Kleiderschrank. „Violett wird zu ernsten Anlässen getragen, bei Trauergottesdiensten, in der Fastenzeit und im Advent“, erzählt Pfarrer Kotonski. Der Advent endet mit dem heutigen Heiligabend. An den folgenden Festtagen trägt der Priester laut Kotonski durchgängig weiß. Das wird bis einschließlich des Sonntags nach Heilig-Drei-König sein, der „Taufe des Herrn“.

    Die einzige Ausnahme rund um Weihnachten ist der zweite Weihnachtsfeiertag – der Stephanustag. „An Festen der Märtyrer, die ihr Blut für Jesus vergossen haben, tragen wir Priester rot“, erklärt Kotonski und zieht das entsprechende Messgewand aus dem Kleiderschrank und über den Kopf (5).

    Nebenbei deutet er auf verschiedene Stolen, die schön aufeinandergeschichtet in der Kommode liegen. „Dieser Schal ist das Amtszeichen aller Geweihten.“ Kotonski zeigt, wie die Stola wahlweise vor der Brust gekreuzt oder gerade über beide Schultern hängend getragen werden kann – über der Albe (2) oder dem Messgewand (6). Bei Taufen, Andachten und Segnungen außerhalb der Kirche kann die Stola auch über einen weißen Chorrock oder einen schwarzen Talar getragen werden.

    Der Talar hängt bei Kotonski allerdings das ganze Jahr über im Schrank. Er will im Alltag „normal“ gekleidet sein wie das Volk, trägt prinzipiell zwar klassische dunklere Kleidungsstücke, doch keinen Talar. Der Alltag bei den Messen beginnt nach Weihnachten wie gesagt nach der „Taufe des Herrn“, dieses Mal am 13. Januar 2020.

    Dann holt Mathias Kotonski sein grünes Messgewand (6) aus dem Schrank.

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