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Drama: Müssen die Lauinger Störche verhungern?

Drama

Müssen die Lauinger Störche verhungern?

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    In Lauingen gibt es zu wenig Feuchtgebiete für die Störche. Vor allem der Nachwuchs tut sich schwer, Nahrung zu finden. In den vergangenen Tagen sind die Tiere immer wieder bei der Fischzucht Bleiche gelandet und haben dort nach Futter gesucht – ohne Erfolg. Denn dort, wo früher Fischteiche waren, die jetzt aufgefüllt wurden, gibt es nichts zu picken.
    In Lauingen gibt es zu wenig Feuchtgebiete für die Störche. Vor allem der Nachwuchs tut sich schwer, Nahrung zu finden. In den vergangenen Tagen sind die Tiere immer wieder bei der Fischzucht Bleiche gelandet und haben dort nach Futter gesucht – ohne Erfolg. Denn dort, wo früher Fischteiche waren, die jetzt aufgefüllt wurden, gibt es nichts zu picken.

    Völlig verdreckt stehen die drei Storchenkinder in dem Matschloch. Immer wieder stochern sie im Boden, schauen hoch und stapfen müde hin und her. Sie haben Hunger. Großen Hunger. Aber dort, wo sie stehen, gibt es keine Nahrung für sie. Hildegard Zenetti, Lauingens Storchenmutti, beobachtet dieses Szenario seit Tagen. Sie ist verzweifelt: „Ich habe Angst, dass sie alle sterben müssen. Sie sind sehr schwach.“ Einer der vier Jungstörche ist am Mittwoch bereits verendet. Das Problem: Die Tiere finden auf dem Boden kein Futter. Und das, so sagt es

    Seither sind jedes Jahr die edlen Tiere in die Mohrenstadt geflogen und haben sich in ihrem Horst auf dem Rathaus niedergelassen und auch Nachwuchs ausgebrütet. Mit wechselndem Erfolg. Seit 14 Jahren beobachtet Hildegard Zenetti, die aufgrund ihrer Wohnsituation einen perfekten Blick auf das Nest hat, alles sehr genau. „Momentan habe ich Angst um die Jungstörche. Ich weiß nicht, ob sie es schaffen. Es muss schnell was passieren.“

    Zenetti erklärt, dass dringend Wiesen abgemäht werden müssten. Ein Mann habe ihr zuliebe schon in der Nähe der Fischzucht Bleiche, wo die Tiere in den „Drecklachen“ stehen würden, einen Grünstreifen gemäht. „Sie sind dann zwar hin, aber sie haben nicht gelernt, wie man sich Futter holt. Es ist traurig. Ich bin ja schon froh, dass sie da unten wenigstens Wasser haben. Aber ins hohe Gras gehen die Tiere nicht“, so Zenetti. Die Problematik: Die Elternstörche füttern ihren Nachwuchs ausschließlich im Horst und nicht außerhalb. Glücklicherweise, so schildert es die Lauingerin, haben es die drei Jungstörche gestern im Laufe des Tages noch mal hoch ins Nest geschafft. Dort bekommen sie endlich wieder Futter. „Aber das ist wirklich ein Drama. Sie fliegen ja wieder runter.“

    Hildegard Zenetti sagt, sie habe immer wieder mit sämtlichen Behörden, Landwirten und Experten Kontakt aufgenommen, aber „ich kriege keine Hilfe. Ich könnte heulen“. Ein Bauer habe ihr gesagt, es sei noch zu früh, die Wiesen zu mähen. Hinzu komme, dass diese Feuchtgebiete nahe am Nest liegen müssten, denn die Jungtiere könnten noch nicht so weit fliegen. „Können die Lauinger nicht helfen? Wir brauchen dringend Futterplätze, sonst hat Lauingen bald keine Störche mehr.“

    Dieter Leippert, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz, kennt die Problematik. Der Lauinger Ortsverein kümmert sich um ein Biotop, das auch Storchenbiotop genannt wird, beim Kreisverkehr zwischen Dillingen und Lauingen – regelmäßig werde es gemäht, es gebe ein genaues Pflegeregime. Momentan ist das Gras hoch, Mäharbeiten stehen laut Leippert im Herbst wieder hat. „Jetzt zu mähen, würde den Amphibien schaden. Früher war es einfacher, da hatten die Landwirte keine solch großen Maschinen und haben nach und nach gemäht“, erklärt er. Auf die Schnelle, so seine Befürchtungen, lassen sich keine neuen Feuchtgebiete anlegen. Man müsse künftig noch mehr auf Ausgleichsflächen für Baugebiete achten, und eine echte Lösung gebe es nur im Schulterschluss mit den Landwirten. „Wenn die Situation wirklich so akut ist, dann muss man die Tiere füttern. Aber das müssen Experten machen.“

    Susanne Kling von Donautal-Aktiv kennt die Problematik in Lauingen auch. Im vergangenen Jahr habe man deshalb gemeinsam mit der Stadt und Landwirten ein sogenanntes Ureinwohnerprojekt gestartet, „um dieses Thema wieder aufleben zu lassen“. Man habe unter anderem Grabenaufweitungen und weitere kleinere Maßnahmen gemacht. „Aber der große Coup ist uns nicht gelungen. Leider“, so Kling. Sie sagt aber auch, dass ein Pflegekonzept erarbeitet worden sei, das bei der Stadt liege, aber nicht viel passiert sei. „Das Thema ist nicht einfach. Es gibt auch keine schnelle Lösung. Das ist echt tragisch“, so Kling. Vor allem, weil vor vielen Jahren eben deutlich von Störchen in Lauingen abgeraten wurde. „Das war ein Politikum.“ Kling erinnert sich daran, dass sogar rund um das Nest auf dem Rathaus das Dach mit weißer Kalkfarbe angemalt wurde, um so den Störchen zu vermitteln, dass dort schon andere Tiere waren und man sich hier wohlfühlen kann.

    Christoph Mayer von der Stadtverwaltung kann sich an diese Aktion nicht erinnern, wohl aber wisse er auch, dass es Unterlagen gebe, in denen klar stehe, dass Lauingen keine gute Heimat für Störche sei. „Es ist aber nicht so, dass die Stadt nichts tut“, sagt er. Im Rahmen einer Flurbereinigung wurden der Stadt Landschaftspflegeflächen übergeben. „Das muss im ersten Schritt erst alles frei gemacht werden. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber wir sind dran an dieser Geschichte“, so Mayer.

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