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Corona-Pandemie: Eigentlich wollte er sein Buch in Leipzig vorstellen

Corona-Pandemie

Eigentlich wollte er sein Buch in Leipzig vorstellen

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    Die Satire will, was mancherlei Zeitgenossen Unwohlsein bereitet: aufmucken, jucken, spucken, schreibt Wolfgang Pfaffenberger in seinem neuen Buch „Am Gardasee ich Gerda sah! Verssatiren mit Widerhaken“.
    Die Satire will, was mancherlei Zeitgenossen Unwohlsein bereitet: aufmucken, jucken, spucken, schreibt Wolfgang Pfaffenberger in seinem neuen Buch „Am Gardasee ich Gerda sah! Verssatiren mit Widerhaken“.

    Das Zugticket nach Leipzig ist bereits gekauft, der Sitzplatz am Fenster reserviert und das Zimmer im Hotel seit Monaten gebucht. Der Wertinger Satiriker Dr. Wolfgang Pfaffenberger alias monbadd weiß aus Erfahrung: „Für die Leipziger Buchmesse muss man frühzeitig reservieren, denn der Andrang ist dort sehr groß.“ Er will auf der Buchmesse sein neues Buch „Am Gardasee ich Gerda sah! Verssatiren mit Widerhaken,“ erschienen im Engelsdorfer Verlag, einer internationalen Leserschaft vorstellen.

    Leipziger Buchmesse ist wegen Corona abgesagt

    Doch es kommt anders als geplant. Die Leipziger Buchmesse wird wegen der Corona-Pandemie abgesagt und ist damit eines der ersten Großereignisse, das bereits vor den allgemeinen Beschränkungen abgesagt wird. Unbeirrt reist der Schriftsteller trotzdem nach Leipzig und nutzt, noch vor der Ausgangsbeschränkung, dort die besondere Atmosphäre für umfangreiche Besuche in Museen und Kunstausstellungen. Monbadd erlebt „eine unglaublich entspannte Atmosphäre ohne Hektik“ und staunt über die Ruhe in den Straßen, in denen sich während der Buchmesse sonst Tausende von Menschen drängen und zu den Messehallen strömen.

    Lehrer am Wertinger Gymnasium

    Der pensionierte Lehrer ist vielseitig interessiert und unterrichtete dreißig Jahre am Wertinger Gymnasium und ist daher noch heute bei vielen ehemaligen Schülern in der Region bekannt. Er stellte über die Jahre mit Schülern ein umfassendes sogenanntes „ Dritte-Welt-Archiv“ zusammen, das sogar 2016 auf universitärem Gebiet Interesse fand. „Nach meiner Pensionierung kam ein großer Lastwagen von der Universität Trier zum Gymnasium Wertingen und nahm das gesamte Archiv mit nach Trier zu Forschungszwecken“, freut sich Pfaffenberger über „die rettende Aktion“.

    Von Kindesbeinen an verspürt monbadd eine große Lust am Lesen, Zeichnen und am Schreiben. Er erinnert sich an seine Kindheit in Augsburg, an ein tiefes Gefühl für Ungerechtigkeiten und an das Tura-Michele. „Der ganze Perlachplatz war voll Gelächter, doch das sensible Kind wollte dem schon durchbohrten Drachen zu Hilfe eilen“, schreibt er in seiner Vita. Bis heute sei sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn geblieben und spiegele sich thematisch in seinen Satiren, mit „stark kritischen Betrachtungen der Zeitgeschichte“, wider. Dabei bedient sich der Satiriker rhetorischer Sprachspielereien und findet darin die „für mich passende literarische Form und die adäquate Form des Ausdrucks“.

    Auch persönliche Zeichnungen im Buch

    Das Buch ist ästhetisch schön gestaltet und „Handarbeit.“ Jede der fast fünfzig Verssatiren ist mit persönlichen Zeichnungen geschmückt. Entgegen dem schnelllebigen Zeitgeist schrieb Pfaffenberger, nach alter Traditionskultur, das ganze Buch von Hand. Das steht „im eklatanten Widerspruch zu den Inhalten der Satire, welche die heutige Zeit ins Visier nimmt“, sagt er.

    In seiner Dichtung, den Balladen, den kleinen Dramen, den Erzählungen und den epischen Gedichten setzt er schönen Bildern Härte und Schärfe entgegen. Mit Wortspielereien und Chiasmen, mit dem Stilmittel der Überkreuzstellung der jeweiligen Worte, bringt der Satiriker Satzglieder in eine fast spiegelbildliche Anordnung und „erweckt damit einen verführerischen Reiz“, sagt er. „Die Satire will, was mancherlei Zeitgenossen Unwohlsein bereitet: aufmucken, jucken, spucken“, beschreibt er im Buch seine Absicht, die „geschärften Waffen des Satirikers, wie Humor, Ironie, geschärfter Sarkasmus bis hin zum Spott, zum Ausdruck zu bringen.“

    Auswirkungen des Tourismus

    In Gedichten, wie in „Weltweit strömen die Dukaten, durch die Filter der Magnaten in der Clever-World der Paten“, setzt er sich mit Grundfragen von Arm und Reich auseinander, er richtet seinen Spott gegen die „Technologieversessenheit“ und beschäftigt sich mit Ereignissen in seiner Heimatstadt Augsburg. Naturschönheiten vergleicht er mit heiligen Orten und beschreibt den „Gardasee mit Olivenhainen, die träumen lassen“ und setzt dem in krassem Widerspruch „Den Touristen ist nichts heilig“, die hässlichen Auswirkungen des Massentourismus, entgegen.

    Er beschreibt die egozentrische Selbstdarstellung als eine Art Sucht und nimmt den großen Stellenwert von Äußerlichkeiten, den Perfektionswahn der Menschen und die sportlich gestählte Figur aufs Korn. Die Eitelkeit, die hemmungslose Selbstliebe der Menschen, den kollektiven Narzissmus sieht er in allen gesellschaftlichen Bereichen. Er vergleicht die Schule mit einem Supermarkt der Eitelkeiten am Beispiel teurer Schuhe in „Sneaker“: „Wir, die Gummisohlen-Treter, schleichen um das Erdenrund, geben deine Korbkraft kund! Millionen Kilometer, Leisetreter wie Trompeter, sammeln sich zum Völker-Bund.“ Pfaffenberger wendet sich beispielsweise auch dem „Erziehungsdebakel“ zu und reimt: „Spiel, Kind, spiel: einfach ohne Ziel lernst du immer viel!“

    Das Buch„Am Gardasee ich Gerda sah! Verssatiren mit Widerhaken“ von Wolfgang Pfaffenberger ist im Engelsdorfer Verlag erschienen (ISBN 978-3-96145-747- 2) und ist in allen Buchhandlungen oder im Internet unter www.engelsdorfer-verlag.de erhältlich. Wegen der Corona-Pandemie findet eine Lesung später statt.

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