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Buttenwiesen: Und plötzlich fehlen dem Bürgermeister seine Termine

Buttenwiesen

Und plötzlich fehlen dem Bürgermeister seine Termine

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    Buttenwiesens Bügermeister Hans Kaltner freut sich darüber, dass er in der kommenden Zeit viele laufende Projekte abschließen und einige neue starten kann.
    Buttenwiesens Bügermeister Hans Kaltner freut sich darüber, dass er in der kommenden Zeit viele laufende Projekte abschließen und einige neue starten kann. Foto: Birgit Hassan

    Der Sommer neigt sich dem Ende entgegen. Sie, Herr Kaltner, kommen zurück aus dem Urlaub. Hatten Sie eine erholsame Zeit?

    Kaltner: Es war ein Arbeitsurlaub. Ich habe unsere beiden Terrassen zuhause fertig gemacht, Strom verlegt und so weiter. Eigentlich wollte ich verreisen, meine Frau dieses Jahr lieber hier bleiben. Doch jetzt, da alles fertig ist, macht’s richtig Spaß.

    In der Gemeinde Buttenwiesen ist ja auch bei einigen Projekten ein Ende in Sicht. Damit gehen Sie sozusagen spaßigen Zeiten entgegen?

    Kaltner: Wenn Sie so wollen, ja. Es ist schön, etwas zu beginnen und zu beenden. Im Moment stecken wir bei ganz vielen Sachen mittendrin. Langsam kommt das Gefühl in mir auf, dass manches fertig wird. Das baut mich auf.

    Was wird fertig?

    Kaltner: Im März das Rathaus, bereits zum Ende des Jahres der Funktionstrakt des Freibads samt Sauna und demnächst das Leichenhaus in Wortelstetten (ausführlicher Bericht folgt). Bei den Baugebieten sind wir in Pfaffenhofen ziemlich weit,

    Die Ortsdurchfahrt in Buttenwiesen bleibt noch länger gesperrt

    Wie sieht es mit den Straßensanierungen aus?

    Kaltner: Buttenwiesens Ortsdurchfahrt dauert ein bisschen länger als gewünscht und geplant. Mit der Bauphase I werden wir, wie’s aussieht, heuer noch fertig. Die letzten 200 Meter – vom Zweirad Hösl bis zum Ärztehaus – müssen wir in einer zweiten Bauphase im kommenden Frühjahr nochmals in die Hand nehmen. Hier ist ein alter Kanal zum Vorschein gekommen, von dem wir nichts wussten. Der muss raus.

    Sprich, die Ortsdurchfahrt bleibt weiterhin gesperrt?

    Kaltner: Über den Winter, so ab Anfang oder Mitte Dezember, machen wir auf. Erst wenn witterungsbedingt wieder gearbeitet werden kann, sperren wir nochmals. Wenn wir Anfang März beginnen können und keine weiteren Überraschungen auf uns zukommen, werden wir Ende Mai fertig sein.

    Wie läuft’s in Oberthürheim?

    Kaltner: Mit dem Kanal einschließlich der Hausanschlüsse sind wir nächste Woche fertig. Die Wasserleitungen werden nach und nach gezogen. Anfang Oktober ist geplant, mit dem Straßenbau zu beginnen, der sich vermutlich bis Mitte 2022 hinziehen wird.

    Neben den Ortsdurchfahrten haben Sie sich mit einer anderen Straße auseinanderzusetzen, der Ortsverbindungsstraße von Pfaffenhofen nach Tapfheim. Hier stehen Sie als Bürgermeister inmitten einer Meinungsvielfalt. Wie sieht eigentlich Ihre ganz persönliche Meinung dazu aus?

    Kaltner: Ich weiß gar nicht, ob ich eine habe. Dass man mir unterstellt, ich sei ein Straßenbauer, sehe ich anders. Als Techniker geht es für mich um eine Abwägung der Werte und Fakten. Die Notwendigkeit einer Sanierung ist da. Und wir brauchen einen bedarfsgerechten Ausbau der Gemeindeverbindungsstraße. Was wir nicht brauchen ist eine „Autobahn“. Man will suggerieren, dass das mein Ziel sei.

    Kaltner begrüßt ein Bürgerbegehren zur "Riedautobahn"

    Der Bund Naturschutz will ein Bürgerbegehren starten mit dem Ziel, dass die Bevölkerung direkt mit entscheiden kann. Wie stehen Sie dazu?

    Kaltner: Das ist ein demokratisches Mittel, das ich absolut begrüße, wenn’s so kommt. Ich hoffe, dass anschließend alle das Ergebnis des Bürgerentscheids akzeptieren. Und ich setze voraus, dass alle, die abstimmen, sich vorher wirklich informieren und nicht von Emotionen leiten lassen.

    Ist es womöglich an der Zeit, die extremen Spaltungen bei diesem Thema aufzuheben?

    Kaltner: Wenn ich auf unseren Gemeinderat blicke, bin ich dankbar. Wir können miteinander streiten und uns gemeinsam konstruktiv auseinandersetzen – für eine gute Sache. Man muss sich auseinandersetzen, darf aber gegenseitig nie den Respekt verlieren. Indem ich andere schlecht mache, werde ich selbst nicht besser. Glaubenskämpfe – egal um was – halte ich nie für gut.

    Apropos Glauben – die jüdische Geschichte spielt in Buttenwiesen derzeit wieder eine große Rolle. An was gilt es in Ihrer Gemeinde zu erinnern?

    Kaltner: Wir haben mit Mikwe, Synagoge und jüdischem Friedhof ein bauliches Ensemble, dass deutschlandweit einmalig ist. Dieses gilt es nicht zur zu erhalten, sondern aufzuwerten. 350 Jahre lebten in Buttenwiesen Juden und Christen ein ganz normales Miteinander. Gemeinsam haben sie sehr fortschrittliche Einrichtungen ins Leben gerufen. Die Krönung war die Bahnlinie.

    Als „Lernort jüdisches Leben“ erhält Buttenwiesen staatliche Fördermittel. Was können Menschen anhand der jüdischen Geschichte in Ihrer Gemeinde heute lernen?

    Kaltner: Wir wollen mit der Erinnerung zeigen, dass jede Kultur, wenn die Menschen in gutem Einvernehmen miteinander leben, zur Blüte aufsteigen kann. Das sieht man an allen Hochkulturen. Elitäres Gehabe führt dagegen zu Chaos.

    Konkrete Planungen zum Seniorenheim

    2020 haben sich in Buttenwiesen Störche angesiedelt. Wo und wie viele?

    Kaltner: Ein Paar auf der Kirche und eines auf dem Strommast am neu gebauten Parkplatz an der Kapellenstraße. Letztes und dieses Jahr hatten sie Junge – ein Glückszeichen.

    Ein Zeichen, dass etwas Neues geboren werden darf?

    Kaltner: Vielleicht. Unsere Synagoge wollen wir als sakralen Veranstaltungsraum wieder erlebbar machen. Der Friedensplatz wird 2022 gebaut. Zum neuen Kindergarten werden wir im Oktober in Klausur gehen. Neue Baugebiete entstehen in Pfaffenhofen und Hinterried. Und der Spatenstich für den Hochbehälter Oberthürheim verspricht das Ingenieurbüro für spätestens März.

    Neben Neuem scheint Buttenwiesen auch fürs Altwerten gute Grundlagen zu bieten. Immerhin leben ehemalige Buttenwiesenerinnen noch mit 100 Jahren und mehr in Seniorenheimen der Umgebung. Was ist aus den Plänen eines eigenen Altersdomizil in der Gemeinde geworden?

    Kaltner: Dafür gibt es ganz konkrete Planungen. Wir stellen gerade einen Bebauungsplan für ein Seniorenwohnheim für vier Gruppen mit insgesamt 60 Plätzen auf. Es zeichnet sich eine Lösung ab. Gleichzeitig wird es auf dem zentralen Platz beim Bahngelände Möglichkeiten für seniorengerechtes Bauen geben.

    Haben Sie somit einen Träger gefunden? Mit wem arbeiten Sie zusammen?

    Kaltner: Darüber möchte ich im Moment noch keine Aussagen machen. Doch es ist klar: Wir brauchen eine solche Einrichtung in unserer großen Gemeinde. Dass so etwas entsteht, ist eines meiner größten persönlichen Bedürfnisse.

    Die Wirtschaft in Buttenwiesen brummt

    Wie sieht es finanziell und wirtschaftlich in der Gemeinde aus?

    Kaltner: Das Besondere an unserer heimischen Wirtschaft ist, dass wir schon das zweite Mal in Folge mehr Gewerbesteuern eingenommen haben als je zuvor. Das freut uns, sind wir die Planungen in Corona-Zeiten doch eher vorsichtig angegangen.

    Was heißt das konkret?

    Kaltner: (lacht) Dass wir mehr Kreisumlage zahlen müssen.

    In Zusammenhang mit Corona waren und sind wir alle aufgerufen, uns unserer persönlichen Werte bewusst zu werden. Welche Erkenntnisse haben Sie beruflich und persönlich gewonnen?

    Kaltner: Dadurch, dass erst einmal praktisch keine Veranstaltungen mehr stattfanden, wurde ich im häuslichen Bereich aktiver, habe den Dachboden geräumt und den Keller erneuert. Schon bald tauchten allerdings so etwas wie Entzugserscheinungen auf. Die Termine, die ich vorher oft als Belastung empfunden hatte, fehlten mir auf einmal. Dadurch erkannte ich den großen Wert von sozialen Kontakten. Jetzt kann ich schätzen, was ich vorher als Verpflichtung empfand. – Eine ganz überraschende Erkenntnis für mich.

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