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Buttenwiesen: So hält eine Buttenwiesener Familie glückliche Hühner

Buttenwiesen

So hält eine Buttenwiesener Familie glückliche Hühner

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    Die beiden Göckel sorgen für Ruhe unter den 225 Hennen im Wanderstall und auf der Wiese zwischen Unterthürheim und Pfaffenhofen. Mit ihren besonderen Bio-Eiern stoßen Melanie und Sebastian Winkler nicht nur im Dorf auf großen Anklang.
    Die beiden Göckel sorgen für Ruhe unter den 225 Hennen im Wanderstall und auf der Wiese zwischen Unterthürheim und Pfaffenhofen. Mit ihren besonderen Bio-Eiern stoßen Melanie und Sebastian Winkler nicht nur im Dorf auf großen Anklang.

    Was macht ein perfektes Ei aus? „Der Geschmack“, stimmen Melanie und Sebastian Winkler überein. Und den bekommen die Eier ihrer 225 Hennen durch optimales Fressen, die Umgebung und Atmosphäre, in der sie leben. Ein Wanderstall ermöglicht den Tieren permanent frisches Gras. Dazu erzieht das junge Ehepaar aus Unterthürheim ihre Hühner in den ersten Wochen nach klaren Regeln. Eine anstrengende Zeit, die sich in den folgenden Monaten auf vielfache Weise auszahlt.

    Mit 18 Wochen zogen im Mai dieses Jahres 225 neue Hühner in den Wanderstall ein. Originalgröße, komplettes Federkleid – mit bloßem Auge unterscheiden sich die jungen Tiere kaum von ihren ausgewachsenen Artgenossinnen. Einzig das Gewicht weist darauf hin, dass sie noch jung sind. Ihre Vorgängerinnen waren nach gut einem Jahr verkauft worden – die Hälfte geschlachtet, die andere Hälfte legt privat weiter ihre Eier.

    Immer wieder nimmt Sebastian Winkler auch seine Tochter Elisa mit bei seinen regelmäßigen Hühner-Besuchen.
    Immer wieder nimmt Sebastian Winkler auch seine Tochter Elisa mit bei seinen regelmäßigen Hühner-Besuchen.

    Im Buttenwiesener Ortsteil Unterthürheim halten die Winklers ihre Hühner

    Mittlerweile hat sich die neue Hühnerherde im Wanderstall der Winklers zusammengefunden. Nach und nach fingen sie an, ihre Eier zu legen. Nach den ersten fünf Tagen lagen fünf Eier im Nest, eine Woche später 30 am Tag. „Dann ging’s rasant, ruckzuck waren wir bei 200“, erzählt der 32-jährige Sebastian Winkler. Während die Eier selbst noch sehr unterschiedlich wiegen – von S bis XL ist alles dabei – bringen die Hühner selbst in etwa alle das gleiche Gewicht auf die Waage. Darauf hat das Ehepaar von Anfang an geachtet, denn sie wissen: „Wenn eines zu schwach ist, wird es von den anderen unterdrückt.“

    Als ob er’s verstehen würde, macht sich in diesem Moment ein Gockel zwischen der Hühnerherde bemerkbar, beginnt lautstark zu krähen. Sebastian Winkler lacht: „Der passt auf seine Damen auf.“ Um die Rangkämpfe unter den Hennen einzudämmen, habe man ihnen zwei Göckel für die 225 Hennen empfohlen. Prompt kommt auch Gockel zwei angelaufen und zeigt sich, erhobenen Hauptes.

    Die knapp zweijährige Elisa steht am Zaun, wirft spielerisch Dinkelspreu durch die Lücken. Ihr Vater nimmt sie hoch und durchquert gemächlichen Schrittes die Wiese. Mehrere Hühner wälzen sich genussvoll in einem selbst gebuddelten Erdloch. Ein Stück weiter steht eine runde Wanne, gefüllt mit Sand. Indem die Tiere sich in Erde und Sand suhlen reinigen sie ihr Federkleid. Sebastian Winkler erfreut sich an dem Gebaren der Tiere. Es gehört für ihn wie das Scharren und Graspicken zu einer artgerechten Hühnerhaltung.

    Melanie Winkler holt an diesem Tag die Eier aus dem mit Dinkelspreu gefüllten Nest. Auf dem Hof werden sie sortiert.
    Melanie Winkler holt an diesem Tag die Eier aus dem mit Dinkelspreu gefüllten Nest. Auf dem Hof werden sie sortiert.

    Das "Hühnermobil" stand lange zwischen Unterthürheim und Pfaffenhofen

    Bis vor einer Woche stand das Hühnermobil noch in der Mitte der zwischen Unterthürheim und Pfaffenhofen gelegenen Wiese. Kahle Grasflächen weisen auf den vorigen Standort hin. Jetzt rennen und hüpfen die Tiere am rechten Rand des einen halben Hektar großen Grundstückes herum. Bis zum Herbst. Dann werden sie mit ihrem Wanderstall auf eine andere Wiese umziehen. Und im Winter auf ein Feld, auf dem die Winklers als Zwischenfrucht bewusst Gras ansäen. Das frische Grün wirkt sich direkt auf den Geschmack der Eier aus. „Auch Bio-Ei ist nicht gleich Bio-Ei“, sagt Sebastian Winkler, der im bäuerlichen Wirtschaften vieles ausprobiert und durch persönliche Erfahrungen gelernt hat. Der gelernte Heizungsbauer arbeitet seit acht Jahren fest auf einem konventionellen landwirtschaftlichen Betrieb. Dabei wurde ihm irgendwann klar, dass er selbst gerne biologisch, ohne chemische Spritzmittel wirtschaften will. So begann er gemeinsam mit seiner Frau – eine studierte Betriebswirtschaftlerin – eigene Felder auf biologischen Anbau umzustellen. Die Nachfrage nach ihren Bio-Kartoffeln war so groß, dass sie ihren Ab-Hof-Verkauf ausweiten wollten. Auf Wiesen rund um Unterthürheim stehen drei Angusrinder und vier Wasserbüffel – alle nach biologischen Richtlinien, samt Unterstand das ganze Jahr über draußen in der freien Natur. Nach und nach wollen sie die Herden aufbauen und das Fleisch zum Verkauf anbieten. Mit Gemüse sind sie noch am Ausprobieren und schauen. „Es ist schwer“, gestehen sie, „gutes Bio-Gemüse anzubauen und damit Geld zu verdienen.“ Die Nachfrage ihrer Kunden animiert sie jedoch. Momentan liegt der Fokus allerdings klar auf den Hühnern und ihren Eiern.

    Die bekommen neben ihrem Gras täglich ein hochwertiges biologisches Gemisch aus Getreide, Mais, Bohnen, gepresstem Gras und Mineralien serviert. Die körperliche Gesundheit ihrer Tiere ist für die Winklers eine Voraussetzung. Gleichzeitig wissen sie, dass es damit alleine nicht getan ist. „Hühner wollen einen geregelten Tagesablauf“, erzählt die 28-jährige Melanie Winkler. Vieles läuft in dem Stall automatisch, für manches müssen sie sorgen. So fängt für die Hühner jeder Tag gleich an, morgens um halb fünf, wenn das Licht im Stall automatisch angeht. Mehrere Stunden haben die Tiere dann Zeit, ihr Ei in die wohlige, mit Dinkelspreu aufgefüllte Nestrinne zu legen. „Das Nest muss einladend, aber nicht zu gemütlich sein“, sagt Melanie Winkler, „sonst fangen die Hennen zu scharren an und machen die Eier kaputt.“

    Sich in Erde und Sand wälzen machen Hühner ausgesprochen gerne.
    Sich in Erde und Sand wälzen machen Hühner ausgesprochen gerne.

    Um 10 Uhr öffnen sich automatisch die Klappen

    Um 10 Uhr öffnen sich dann automatisch die Klappen nach draußen. Abends gehen in Winklers Wanderstall mit der Dämmerung erneut die Lichter an, um die Hühner zurück in den Stall zu locken. Wenn gegen halb elf die Klappen endgültig fallen, müssen alle Tiere im Stall sein. „Wer nicht da ist, den holt der Fuchs“, weiß Sebastian Winkler aus Erfahrung.

    Damit alles funktioniert, braucht es in den ersten Wochen eine konsequente Erziehung. Jeden Tag absolviert Sebastian Winkler zur gleichen Zeit seine Kontrollgänge. Er beobachtet, ob sich Machtkämpfe entwickeln, lernt Stubenhocker und Ausreißer kennen. Nachts, sobald die Hühner schlafen, setzt er eine nach der anderen auf die Stange. „Zum Entspannen und Regenerieren“, erklärt er, „müssen sie mit den Krallen die Stange umgreifen.“ Nach der Eingewöhnungszeit machen sie es ganz von selbst.

    Heiße Tage machen sich in der Hühnerherde ebenso bemerkbar wie hektische oder wenn der 32-Jährige nicht so viel Zeit wie gewöhnlich bei den Tieren verbringt. „Hühner brauchen Regelmäßigkeit und Ruhe, um jeden Tag ein geschmackvolles Ei zu legen“, fasst der ambitionierte Landwirt zusammen. Um beides optimal zu gewährleisten hat sich das Paar letztendlich für die Bio-Wanderhennen entschieden.

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