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Buttenwiesen: Gibt es dank den Ökoflächen in Buttenwiesen mehr Wiesenbrüter?

Buttenwiesen

Gibt es dank den Ökoflächen in Buttenwiesen mehr Wiesenbrüter?

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    Der große Brachvogel ist vom Aussterben bedroht. Unter anderem um ihm und anderen Wiesenbrütern wie dem Kiebitz wieder einen guten Lebensraum zu schaffen, wurde das Projekt „Ökoflächen Buttenwiesen“ ins Leben gerufen.
    Der große Brachvogel ist vom Aussterben bedroht. Unter anderem um ihm und anderen Wiesenbrütern wie dem Kiebitz wieder einen guten Lebensraum zu schaffen, wurde das Projekt „Ökoflächen Buttenwiesen“ ins Leben gerufen. Foto: Gerhard Mayer (Symbol)

    Die „Ökoflächen Buttenwiesen“ liegen idyllisch eingebettet im Donauried. Sie setzen sich zusammen aus mehreren einzelnen, miteinander vernetzten Gebieten: das Pfaffenhofener Ried, das Thürheimer Ried, die Lauterbacher Ruten und – nicht mehr auf

    Rund 100 Hektar ehemaliger Ackerflächen seien in Grünland umgewandelt worden. Die intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen sollen nach und nach hin zu einer extensiven, also schonenden, Bewirtschaftung überführt werden. Im gesamten Gebiet wirken mehr als 20 Landwirte an der Umsetzung des Konzeptes mit, in der Regel sind sie Pächter von Ökoflächen. Für viele Landwirte ist diese Art der Bewirtschaftung Neuland, darum werden sie vom Regionalentwicklungsverein Donautal-Aktiv beraten.

    Im Vordergrund stehen Wiesenbrüter

    Eine Tiergattung steht dabei besonders im Vordergrund: Wiesenbrüter. Also Vögel, die keine höher gelegenen Nester auf Bäumen oder Häusern bauen, sondern direkt auf dem Boden. Die Bestände sind bei den meisten Arten in den vergangenen Jahrzehnten drastisch zurückgegangen, viele sind vom Aussterben bedroht. In der Region einen Beitrag zu leisten, dieser dramatischen Entwicklung entgegenzusteuern, ist das erklärte Ziel des Projekts. Ebenso die Wiedervernässung ehemaliger Moorgebiete und die Wiederherstellung artenreicher Wiesen.

    Das Projekt ins Leben zu rufen war ein Kraftakt, wie der Hauptverantwortliche Anton Burnhauser unserer Zeitung im Jahr 2018 berichtete. Eine Vielzahl an einzelnen Kleinflächen musste zu einem zusammenhängenden Ganzen gefügt werden. Dazu waren jahrelange Verhandlungen notwendig, in die auch Landtagsabgeordneter Johann Häusler eingebunden war.

    Was das Besondere an den "Ökoflächen Buttenwiesen" ist

    Federführend verantwortlich für das Projekt ist die Regierung von Schwaben. Nach gut drei Jahren, welches das Projekt „Ökoflächen Buttenwiesen“ mittlerweile besteht, ist es Zeit für ein erstes Fazit. Und das fällt sehr heiter aus. „Das Projekt „Ökoflächen Buttenwiesen“ ist auf jeden Fall den Aufwand wert!“, schreibt eine Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung.

    Mit dem Projekt sei erstmals ein derartig großes und umfassendes Kooperationsprojekt zwischen Amt für ländliche Entwicklung Schwaben, den Naturschutzbehörden und den Besitzern der sogenannten Ökoflächen im Regierungsbezirk Schwaben durchgeführt worden. Vor Ort übernimmt und koordiniert der Landschaftspflegeverband Donautal-Aktiv und die Gebietsbetreuung für das östliche Donauried die konkrete Maßnahme-umsetzung auf den verschiedenen Ökoflächen.

    So geht es Brachvogel, Kiebitz und Co

    Gemeinsam mit den Landwirten führe die Gebietsbetreuung im östlichen Donauried seit dem Jahr 2015 das „Wiesenbrüter-Brutplatzmanagement Schwaben“ durch. Initiiert wird das schwabenweite Biodiversitätsprojekt zum Schutz der Wiesenbrüter durch die höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Schwaben, sodass es landkreisübergreifend in allen Top-Brachvogelgebieten Schwabens und in den Lebensräumen von größeren Kiebitz-Kolonien zum Tragen kommt, darunter auch das Gebiet des Biodiversitätsprojektes Ökoflächen Buttenwiesen.

    Im Rahmen dieses Projektes werden jährlich die Bestandszahlen von Kiebitz und großem Brachvogel erhoben. Gleichzeitig würden gemeinsam mit den Landwirten spezifische Bewirtschaftungsmaßnahmen zum Schutz von Brutplätzen des Kiebitz (Ackerflächen) und des Großen Brachvogels (Grünland) angewandt. Dabei werde der Bruterfolg der beiden Arten wesentlich gesteigert. Die Landwirte erhielten für Ertragseinbußen und den zusätzlichen Arbeitsaufwand Geld aus dafür vorgesehenen Fördertöpfen. Fast alle – „fast 100 Prozent“ – der Landwirte machen laut Linke bei den Bemühungen mit.

    Für den Kiebitz sieht die Bilanz für das Jahr 2020 so aus: In den Lauterbacher Ruten gab es ein Brutpaar und ein betreutes Nest, im Pfaffenhofer Ried ein Lauterbacher Ruten ein weiteres Kiebitzbrutpaar erfolgreich brütete“, sagt die Sprecherin. Im Mertinger Ried waren es 27 Brutpaare und 21 betreute Nester. Dazu muss aber gesagt werden, dass die „Mertinger Höll“ als Schutzgebiet bereits seit 1984 besteht. Für die Gebiete auf Buttenwiesener Flur zeigt sich dabei im vergangenen Jahr keine positive Entwicklung. Im Vergleich zum Vorjahr 2019 haben im vergangenen Jahr die beobachteten Kiebitzzahlen im Mertinger Ried deutlich zugenommen (2019 18 Brutpaare), während sie im Pfaffenhofer Ried abgenommen haben, denn 2019 wurden hier fünf Brutpaare gezählt. Für die Lauterbacher Ruten unverändert blieb es, den Beobachtungen zufolge wie schon 2019, bei zwei Brutpaaren.

    Ist es den ganzen Aufwand wert?

    Ähnlich die Tendenz beim Großen Brachvogel. Während im Thürheimer Ried 2019 noch zwei Nester gezählt wurden, war es 2020 nur noch ein Nest. In beiden Jahren wurden keine flüggen Jungtiere beobachtet. Im Mertinger Ried sieht es besser aus. Dort gab es acht Nester und mindestens fünf flügge Jungtiere – im Vorjahr waren es vier Nester mit drei flüggen Jungtieren.

    Den Aufwand ist das Projekt auf jeden Fall wert, findet Birgit Linke. Die neu geschaffenen, großflächig zusammenhängenden Grünlandkulissen in den beiden Kerngebieten Thürheimer Ried und Vormähder im Umfeld der „Mertinger Höll“ werden durch weitere Maßnahmen wie die Anlage von flachen Mulden oder Grabenabflachungen als Lebensraum für den Großen Brachvogel und Kiebitz optimiert. Hinsichtlich der Wiedervernässung der Lauterbacher Ruten und der Optimierung des Wasserstandes im Thürheimer Ried seien die Arbeiten noch nicht abgeschlossen. In den Lauterbacher Ruten übernehme derzeit der Biber die Wiedervernässung des Niedermoorkernbereichs, eine weitere Optimierung werde angestrebt.

    Im Thürheimer Ried sei eine Wiedervernässung aufgrund angrenzender Privatflächen nicht möglich, sodass hier der Fokus darauf liege, optimalen Feuchteverhältnisse für Wiesenbrüter zu schaffen. In den Lauterbacher Ruten und im Thürheimer Ried wurde zudem eine Rinder-Beweidung etabliert. Die Steuerung der Beweidung erfolge angepasst an die Vegetationsentwicklung und das Vorkommen von Wiesenbrütern, so Linke. Denn die könnten beim Bruterfolg helfen: Die Gestaltung der Weideflächen in Kombination mit großen zusammenhängenden Wiesenflächen, die später gemäht werden, schaffe die Voraussetzung, den Wiesenbrüter-Bestand zu stabilisieren.

    Was aktuell ansteht

    Derzeit werde zudem noch an einem „Besucherlenkungskonzept“ für die Wiesenbrütergebiete gearbeitet, heißt es auf Nachfrage von der Regierung von Schwaben. Darin sollen demnach Besucher informiert und bestimmte Wegeführungen vorgeschlagen werden. Gleichzeitig sei das Ziel des Konzeptes, die Wiesenbrüter-Kernbereiche zur Brutzeit zu beruhigen. „Nur dann können Brachvogel und Kiebitz erfolgreich brüten“, heißt es weiter.

    Das Projekt habe durchaus Modellcharakter, schließt die Regierung von Schwaben ihr Fazit, für die Wiederherstellung artenreicher Wiesen mit vor Ort gewonnenem Samenmaterial. Allein in Schwaben wurden demnach im vergangenen Jahr drei neue Projekte zur Sicherung und Wiederherstellung artenreicher Wiesen gestartet. „Aufgrund des laufenden Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission gegen Deutschland wegen des starken quantitativen und qualitativen Verlusts an artenreichen Wiesen kommt der Sicherung und Wiederherstellung artenreicher Wiesen bayernweit eine herausgehobene Bedeutung zu“, sagt die Projektleiterin.

    An dem Projekt und den angewendeten Methoden zum Artenschutz gibt es aber auch Kritik. Diese und weitere Details zum Schutz von Wiesenbrütern lesen Sie bald in einem weiteren Beitrag zum Thema in der Wertinger Zeitung.

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