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Buttenwiesen: Ein Preis zur Krönung von Alois Sailers Lebenswerk

Buttenwiesen

Ein Preis zur Krönung von Alois Sailers Lebenswerk

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    Zwei Tage lang begleitete ein zweiköpfiges Filmteam den scheidenden Kreisheimatpfleger Alois Sailer (mitte) zu einigen seiner Wirkstätten. Am 22. Oktober wird er für seinen über 50-jährigen ehrenamtlichen Einsatz für den Denkmalschutz in Berlin mit der silbernen Halbkugel ausgezeichnet.
    Zwei Tage lang begleitete ein zweiköpfiges Filmteam den scheidenden Kreisheimatpfleger Alois Sailer (mitte) zu einigen seiner Wirkstätten. Am 22. Oktober wird er für seinen über 50-jährigen ehrenamtlichen Einsatz für den Denkmalschutz in Berlin mit der silbernen Halbkugel ausgezeichnet. Foto: Mathias Kotonski

    Wer ihn dafür vorgeschlagen hat, weiß Alois Sailer nicht. Selbst hat er es jedenfalls nicht getan. Umso mehr freut sich der 85-jährige Lauterbacher, dass er in Berlin mit der Silbernen Halbkugel ausgezeichnet wird. Zwei Tage begleitete ihn dafür Anfang dieser Woche ein Filmteam in seiner Heimat. Weniger freudig sieht Sailer dem Ende seiner über 50-jährigen ehrenamtlichen Tätigkeit als Kreisheimatpfleger entgegen, die mit dem heutigen 1. Oktober endet. Obwohl Landrat Leo Schrell die Arbeit des Kreisheimatpflegers sehr schätzte, steht für ihn jetzt auf jeden Fall ein Wechsel an. Die Nachfolge ist bereits geklärt.

    „Wir führten im Frühjahr ein zweistündiges Gespräch und waren uns einig, dass er das Amt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben kann“, erklärte Landrat Schrell auf Anfrage unserer Zeitung. In Folge dessen habe er sich auf die Suche gemacht und eine „außerordentlich gute Lösung gefunden“. Wie diese konkret aussieht, sprich wer die Nachfolge des Kreisheimatpflegers antreten wird, dazu vertröstet Schrell auf die kommenden Tage. Der Kreisausschuss habe bereits nicht öffentlich darüber entschieden. Jetzt gelte es noch Detailgespräche zu führen. So viel könne er verraten: „Es ist eine hoch qualifizierte Person aus dem Landkreis.“ Das sei ihm sehr wichtig gewesen. Und eine Person, die das Amt altersmäßig vermutlich lange ausüben kann, sprich noch relativ jung ist.

    Einst setzte sich Alois Sailer gegen ein Atomkraftwerk ein

    In den Prozess seiner Nachfolge ist der scheidende Kreisheimatpfleger Alois Sailer nicht mehr eingebunden. Nach einem Sturz und damit verbundenem Oberschenkelhalsbruch im vergangenen Herbst sowie einem weiteren Rippenbruch konzentriert sich sein Leben im Moment auf seine gesundheitliche Genesung. Im Rollstuhl sitzend ist er derzeit auf Hilfe angewiesen, die er vorwiegend in Monika Bäumle findet. Die 65-jährige Tochter seines Cousins lebt drei Häuser weiter und schaut täglich nach ihm. Sie und Pfarrer Mathias Kotonski unterstützten Alois Sailer dann auch am Anfang dieser Woche, als ein zweiköpfiges Filmteam zwei Tage lang mit dem scheidenden Kreisheimatpfleger unterwegs war.

    Sowohl im Donauried, wo sich Alois Sailer einst vehement gegen die Errichtung eines Atomkraftwerkes und einer Magnetschwebebahn eingesetzt hat, als auch in seinem Privatanwesen, das er teils als Museum eingerichtet hat, sowie an anderen markanten Stellen seines über 50-jährigen Wirkens wurde gefilmt. Pfarrer Mathias Kotonski, selbst leidenschaftlicher Hobbyfotograf, wusste um manche markante Stelle und zeigt sich fasziniert, wie das Filmteam nahezu alles mit Hilfe von Drohnen filmte. Wie eine solche beispielsweise in das Backhaus des Lauterbacher Pfarrhofs flog, das seit 20 Jahren wieder in Betrieb ist. „Der Erhalt des Pfarrhofs ist ein Beispiel des Denkmalschutzes, der Alois Sailer stets wichtig war“, erklärt der Pfarrer gegenüber unserer Zeitung.

    Die ganze Aufregung kann er nicht verstehen

    Der Film wird im Rahmen der Ehrung am Freitag, 22. Oktober, in Berlin gezeigt und anschließend auch über das Internet zu sehen sein. Die Auszeichnung mit der Silbernen Halbkugel wird seit 1979 jährlich vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz vorgenommen. „Ich fühle mich sehr geehrt“, sagt Alois Sailer. Monika Bäumle sieht es als „Krönung seines Lebenswerkes und Lebens“. Der 85-Jährige spricht vom „Tüpfle auf dem i“. So sehr er sich darüber freut, so wenig weiß er, woher die Anregung dazu kommt.

    Landrat Schrell scheint hier Näheres zu wissen. Zumindest informiert er darüber, dass auf einen Vorschlag hin der Landkreistag diese Auszeichnung befürwortet habe. Schrell und Sailer kennen sich seit mehr als 30 Jahren auch sehr persönlich, als der 64-Jährige damals als neuer Bürgermeister von Buttenwiesen in die Gemeinde zog. So unterstützte Schrell auch im Rahmen seines heutigen Amtes als Landrat die Bemühungen um das „Martha und Alois Sailer-Kreisheimatmuseum Lauterbach“ samt einer Stiftung (wir berichteten). Dass Sailer mit der geplanten Adoption eines Sohnes kurz vor der Verwirklichung einen Rückzieher machte, habe mit der Entscheidung über das Ende seiner Aufgabe als Kreisheimatpfleger „null komma null zu tun“, betont der Landrat. „Es handelt sich um kein Amt auf Lebenszeit, sondern ein kommunales Ehrenamt.“ Schrell sagt, dass er Sailer in dessen aktiver Zeit sehr geschätzt habe: „Sein unglaubliches Wissen, seine große Erfahrung, sein menschlicher Umgang – er hat alles mit Herz und Verstand gemacht.“ Gleichzeitig seien jetzt neue Impulse angesagt. Bei der Sanierung von Gebäuden und der Ausschreibung von Baugebieten sieht Schrell beispielsweise eine „Verbindung mit moderner Architektur als durchaus sinnvoll“ an. Ebenso müsse nicht überall verpflichtend der schwäbische Baustil vorherrschen. „Jede Zeit hat ihre eigene Architektur.“ Hier wünscht sich der Landrat künftig eine neue Dynamik.

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