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Buttenwiesen: Das macht die Heidenau bei Pfaffenhofen so einzigartig

Buttenwiesen

Das macht die Heidenau bei Pfaffenhofen so einzigartig

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    „Herr gibt Du Fried dem Donauried und schütz das Land vor Unverstand“: die alte Plakette aus der Zeit, als im Donauried noch gegen ein Atomkraftwerk gekämpft wurde, hat Gernot Hartwig (rechts) aus der Schublade geholt. Zusammen mit Alexander Helber, dem Vorsitzenden des Bund Naturschutz im Landkreis Donau-Ries, erklärt er den Wert der Heidenau.
    „Herr gibt Du Fried dem Donauried und schütz das Land vor Unverstand“: die alte Plakette aus der Zeit, als im Donauried noch gegen ein Atomkraftwerk gekämpft wurde, hat Gernot Hartwig (rechts) aus der Schublade geholt. Zusammen mit Alexander Helber, dem Vorsitzenden des Bund Naturschutz im Landkreis Donau-Ries, erklärt er den Wert der Heidenau. Foto: Hertha Stauch

     „Heidenau“ im Volksmund oder „Geschwellhau“ in der Amtssprache – über kaum einen Flecken im Donauried nördlich von Pfaffenhofen wird derzeit so kontrovers diskutiert wie über jenen, in dem eine kaputte Straße saniert und sechs Meter breit ausgebaut werden soll, mit zusätzlichem Fahrrad- und landwirtschaftlichen Anwandweg. Die Diskussionen ranken sich um das Für und Wider dieses Ausbaus – was aber macht die

    Gernot Hartwig, Vorsitzender des Bund Naturschutz Buttenwiesen und Alexander Helber, Vorsitzender des Bund im Nachbar-Landkreis Donau-Ries, müssen nicht lange überlegen. Es ist die Wertigkeit dieses 136 Hektar großen Niederterrassenwaldes, in dem bis zu ihrer Regulierung zum Ende des 20. Jahrhundert die Donau mäanderte und als siedlungsfreies Feuchtgebiet mit hohem Grundwasserstand lange erhalten blieb.

    Dünn besiedelt, nur von den Schwaighöfen unterbrochen, hat sich dieses Gebiet mit inselartigen Waldbeständen trotz der starken landwirtschaftlichen Intensivierung und des Kiesabbaus erhalten. An vielen Stellen gibt es noch großflächig Wiesenlebensräume – Brutgebiete für Vögel, die Alexander Helber immer wieder mit dem Fernglas sichtet und kartiert. „Der Kiebitzbestand war bis 2012 stabil“, macht Helber auf die auffallenden, bis zu 30 Zentimeter großen weiß-schwarz-blau-violett schimmernden Vögel aufmerksam. Ihr Flug mit langen, breiten Schwingen ist charakteristisch und schon von weiter Ferne aus erkennbar. Hier im Donauried brütet diese Zugvogelart um diese Zeit. „Der Kiebitz zeigt uns die Wertigkeit des Gebietes auf“, sagt Helber. Kiebitze brüten gerne in offenen, flachen Landschaften, wie es das Donauried rund um die Heidenau ist. Sie lieben Feuchtwiesen, aber auch Felder mit Wassermulden, wie sie hier noch zu finden sind.

    Auch Lerchen, Schwarzkehlchen und Brachvögel sind hier noch beheimatet, gleichwohl verringert sich die Zahl der Brutpaare. Brachvögel brauchen zusammenhängende Lebensräume, spricht Gernot Hartwig von Verbindungen des Auwalds an der Donau über die Heidenau bis zur Mertinger Höll. Das seien Inseln im Ried, die noch so nahe beieinander liegen, dass die Tiere und Kleinlebenwesen von einer zur anderen gelangen können. Wird diese Kette aber unterbrochen – zum Beispiel durch eine breite Straße – so schwinden die Arten. „Es findet dann kein Artenaustausch mehr statt“, sagt Hartwig, Tiere wie Pflanzen betreffend. Das beginnt schon bei den Ameisen, die einen Samen von einem Waldstück zum anderen transportieren oder bei Schnecken, an deren Körper ein Same hängen bleibt und so etliche Meter weitergetragen wird. Kommt ein Stück Asphalt, so ist dieser Vorgang unterbrochen.

    Hartwig erklärt die großen Zusammenhänge, wie sie die Natur geschaffen hat. So würden sich wandernde Arten vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer austauschen. Die Heidenau sei auch ein Biotop-Trittstein für Tiere, die sich hier kurzzeitig ausruhen, um von dort wieder in andere Gebiete zu gelangen. Hartwig: „Entscheidend ist, dass eine Dauerbewegung von Tieren und Pflanzen möglich ist.“ Deshalb gelte das Donauried als europäische Biotopverbundachse und deshalb müssten die Beeinträchtigungen dieser wertvollen Lebensräume vermieden werden.

    Die Heidenau hat auch besondere Funktionen als Auwald-Relikt. Bärlauch, weiße Märzenbecher, Türkenbund oder die lila Scilla – Blau-sternchen – wachsen hier und bilden gerade jetzt im zeitigen Frühling wunderbare und inzwischen seltene Blumenteppiche. In den Niedermoorsenken finden sich seltene Amphibienarten, als europäisch streng geschützte Art kommt sogar der Laubfrosch im Gebiet vor. Aber auch elf verschiedene Fledermausarten wurden im und um das Waldgebiet gezählt – von der Breitflügelfledermaus bis zum Abendsegler. Waldvögel wie der Mittelspecht oder Halsbandschnäpper gehören zur Heidenau – insgesamt 107 Vogelarten leben hier. Mit 43 gefährdeten oder als schonungsbedürftig eingestuften Vogelarten weisen die Flächen eine hohe Zahl gefährdeter Vogelarten auf.

    Für Hartwig und Helber ist der geplante Ausbau der Straße – der Ortsverbindung von Pfaffenhofen nach Donaumünster – deshalb ein schwerer Eingriff in den Naturhaushalt, auch mit den geplanten Überquerungshilfen für die Tiere, bei denen gar nicht klar sei, dass sie von diesen auch angenommen würden. Schon allein die Querungshilfen für Fledermäuse seien in ihrer Funktion ungewiss.

    Denn jede Fledermausart weise ein anderes Flugverhalten auf. Hartwig und Helber sind generell skeptisch, ob es Menschen schaffen, die Natur mit Baukörpern zu ersetzen. Mit der alljährlichen Krötenwanderung kann Hartwig jahrelange Erfahrungen vorweisen. Diese zu regeln, gäbe es ein einfaches Rezept, denken Hartwig und Helber, das sich auch im Donau-Ries-Kreis schon bewährt habe: Die Straße zur Wanderzeit in der Nacht sperren. Hartwig: „Damit könnte man sich auch viel Geld sparen“.

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