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Binswangen: Junge Musiktalente schreiben in Binswangen Geschichte

Binswangen

Junge Musiktalente schreiben in Binswangen Geschichte

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    Wahrlich durch den Raum galoppierte Robin Blessing mit seinem Xylofon – die Zuschauer in der Binswanger Mehrzweckhalle forderten applaudierend eine Zugabe.
    Wahrlich durch den Raum galoppierte Robin Blessing mit seinem Xylofon – die Zuschauer in der Binswanger Mehrzweckhalle forderten applaudierend eine Zugabe. Foto: Andrea Meitinger

    Kennen Sie schon den Riesen Ogurion? Oder das Reich Taria? Nicht? Binswangens Musikvereinsvorsitzender Roland Wagner hatte anfangs auch seine Zweifel, wie man solche Fantasiewesen auf Schwäbisch aussprechen sollte. Aber mit vereinten Kräften, vor allem mit den Kräften der Jugend, gelang ihm nicht nur das. Beim diesjährigen Jahreskonzert bot er mit seinen Musikern wieder beste Unterhaltung.

    Eine eigene neue Geschichte

    Zu den Mitwirkenden zählten das große Blasorchester, die Jugendkapelle, sowie Kinder der örtlichen Grundschule. Doch wie kam der Riese nach Binswangen? Also, der Reihe nach: Christoph Günzel, der Dirigent der Bläser, hatte das Musikstück „Stormquest“ von Stephen Melillo für den ersten Teil des Konzerts auserwählt. Doch die dazugehörige Geschichte von „Stormquest“ – aus dem Englischen übersetzt von Elke Bernhard – passte den Akteuren gar nicht. Kein Problem. Man hat ja alles im Talenteforum des Musikerpools. Florian Roth, seines Zeichens Posaunist, erfand einfach eine eigene, neue Geschichte zu den Klängen der Instrumente.

    In dem Stück verwandelt sich der große Riese Ogurion im Laufe vieler Jahrtausende zu einem großen Gesteinsberg. Es entsteht damit eine neue Welt, genannt Taria, die sich Zwerge, Elfen und Menschen friedlich miteinander teilen. Jedoch gibt es auch Widersacher in der Geschichte: die Höhlentrolle. Alle Wesen des Planeten wissen, dass es eines Tages zu Ende gehen würde mit ihrem Planeten. Denn der Berg, der in sich das goldene Herz des Riesen trägt, neigt sich immer mehr und würde eines Tages komplett einstürzen. Alle beginnen somit, für den Erhalt ihrer Heimat einzustehen. Sie bauen mit den Kräften der Natur, dem Holz, den Steinen und Erzen und mit ihrer Liebe zu ihrer Welt ein großes Gerüst, das den Berg stützen soll. Aber vergebens. Die Trolle widersetzen sich ihrem Vorhaben und beschießen die Festung mit Feuer und Kanonen. Auch das Gold bauen sie nach und nach ab und bringen den Schatz in ihr Gemach. Wie es wohl ausgeht? Die Spannung der Geschichte erfüllte bis zum Schluss die Halle mit ihren zahlreichen Konzertbesuchern.

    Verschiedene Stimmungen aufleben lassen

    Posaunen, Saxofone, Querflöten und Klarinetten, Trommeln und Trompeten und noch viele weitere Instrumente ließen alle Stimmungen der Geschichte musikalisch aufleben. Mal wild schmetternd wie wütende Trolle, die die Macht ergreifen wollen, dann sanft und friedlich mit Glockenspiel, als webten wundersame Kräfte mit an einem guten Ausgang der Geschichte.

    Passend dazu lasen vereinzelt Zweit- und Drittklässler die Textpassagen vor. An historischen Schulbänken hatten sie vor der Bühne Platz genommen. Auch Bilder, die die anderen Kinder im Unterricht gemalt hatten, wurden an einer Leinwand präsentiert – immer passend zu den einzelnen Sätzen der Musik. Julia Schachner hatte die Verbindung zwischen Schule und Musikverein geschaffen und die Lehrer mit den Texten und Melodien ausgestattet. „Die Kinder haben alle Bilder aus ihrer eigenen Fantasie heraus gemalt und gestaltet“, berichtet Lehrerin Martina Bobinger. „Nur bei den Höhlentrollen, da haben wir mal kurz gegoogelt und uns ein bisschen Anregungen geholt, wie die denn aussehen mochten“, ergänzte Lehrer Thomas Lukawsky schmunzelnd.

    Happy-End in Binswangen?

    Doch wie endet die Erzählung nun? Gab es ein Sonntagabend-Happy-End? Klar. Als alle Hoffnung schon dahinzuschmelzen droht und die Welt fast untergeht, wendet sich das Blatt. Und das auch dank der Trolle. Sie hatten mit ihrer Gier nach Gold den Überhang des Berges abgetragen, ohne dies eigentlich beabsichtigt zu haben. Damit hatten sie allen ihr Überleben ermöglicht. Ganz zufällig.

    Beruhigt konnten sich somit alle auf den zweiten Teil des Abends freuen. Hier folgten mehrere Stücke einzelner, junger Musiker. Nach einer Ouvertüre von „Hänsel und Gretel“ rückten Lea Endres, Janine Zimmermann und Julia Feistle nacheinander mit ihren Saxofonen in den Mittelpunkt. Jedes Stück schaffte eine andere Stimmung, verschiedene Rhythmen und Klangfarben – hervorragend vorgetragen. Anna Messner präsentierte anschließend ein ebenso korrektes wie wunderbar harmonisches Eufonium-Solo. Den Höhepunkt des Abends bot dann Robin Blessing mit einem Solo für Xylofon. Er galoppierte wahrlich instrumental durch die Halle in dem Stück „Erinnerung an den Zirkus Renz“. Das Publikum wollte den talentierten Jungmusiker nicht von der Bühne lassen, bis eine Zugabe erfolgt war. Am Schluss blies der Binswanger Musikverein seinen Zuhörern den Radetzky-Marsch – feierliche Stakkatoklänge, die zünftig den Heimweg einläuteten.

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