Alle drei Jahre um diese Zeit kehrt in Frauenstetten eine gewisse Spannung ein. Nicht, dass das Christkind schon vor der Tür stehen würde. Vielmehr ist es der Nikolaus, der im Dörflein eine wuselige Geschäftigkeit verursacht, von der sich alle anstecken lassen. Denn Frauenstetten ist ein besonderes Dorf – fast könnte man es als „Nikolausdorf“ bezeichnen.
Über 100 Beteiligte der rund 500 Einwohner sind schon Wochen vor dem Nikolaustag mit den Vorbereitungen für das besondere Ereignis beschäftigt, das alle drei Jahre der Kartei der Not, dem Leserhilfswerk unserer Zeitung, zugutekommt. Seit 1977 gibt es den Nikolausmarsch, bei dem hunderte von Besuchern einen stimmungsvollen, abendlichen Waldspaziergang unter Leitung des heiligen Nikolaus höchstpersönlich erleben.
Mit Start am Tennisplatz geht es auf verschlungenen Pfaden im Laternenlicht über den Kirchberg an verschiedenen märchenhaften und lauschigen Stationen vorbei. Da warten die Tiere und Jäger im Wald auf ihre Gäste, da lockt die Hexe nicht nur Hänsel und Gretel und verführt zum Lebkuchen-Naschen. Da bauen die sieben Zwerge ihr Häuschen und decken den Tisch für Schneewittchen. Es ist ein geheimnisvolles, märchenhaftes Spektakel, das die Frauenstettener inzwischen im Turnus von drei Jahren inszenieren, um der Kartei der Not unter die Arme zu greifen. Oben auf dem Kirchberg entsteht rund um das Tennisheim der zentrale Platz mit Marktbuden, Essensstationen und Feuerstellen, an denen sich die Besucher wärmen können. Dann geht es los durch das Dunkel des Waldes, wo die Nachtwanderer zusammen mit dem heiligen Mann auf etliche Überraschungen treffen. Hexenhäuschen, Zwergen-Bergwerk, in dem Schneewittchens kleine Freunde schuften und vieles mehr.
Nikolaus führt seine Gäste letztendlich zu den Kulissen der Stadt Myra, in der der Bischof gewirkt und der Legende nach Kinder vor der Sklaverei gerettet hat. Die Geschichte des Bischofs, der zum Volksheiligen wurde, hat vor vielen Jahren Kreisheimatpfleger Alois Sailer als kleines Theaterstück verfasst, das die Frauenstettener an der letzten Station des Nikolausmarsches aufführen.
„Das tolle ist, dass seit Jahren das ganze Dorf mitmacht. Alle sind dabei, da gibt es kein ‘Nein‘,“ freut sich Klaus-Jürgen Aumiller über die große Gemeinschaftsaktion. Jeder im Dorf bekommt eine Aufgabe zugeteilt, für die er verantwortlich ist. Auch die Neubürger machen mit und sind damit automatisch in die Dorfgemeinschaft integriert. Die Faszination, die vom Nikolausmarsch aus geht, ist das große gemeinschaftliche Ereignis, erzählt Klaus-Jürgen Aumiller. „Alle machen einfach mit, es ist eine Selbstverständlichkeit, und es braucht dazu keinen Verein“. Die Gemeinschaft arbeitet völlig uneigennützig – „120 Leute sind im Einsatz“. Auf diese Weise hat das Frauenstettener Nikolausspiel der Kartei der Not schon mehr als 25000 Euro eingebracht. Diesmal tritt Aumiller aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst als Nikolaus an und wird bei der Organisation federführend von Florian Hartl und Christian Zahler unterstützt.
Die vergangenen Jahre waren es oft bis zu 1000 Besucher, die mit Kind und Kegel zur Nikolausaktion nach Frauenstetten kamen. Aumiller rechnet auch diesmal mit einem Ansturm. Der Beitrag für die Kartei der Not kommt aus den Spenden der Besucher, die zum Schluss der nächtlichen Wanderung vom Nikolaus mit einem Säckchen voller Nüsse, Schokolade und Äpfeln beschenkt werden.
Der Nikolausmarsch startet am Samstag, 7. Dezember, jeweils um 17, 17.30 und 18 Uhr.