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Was ist Nord Stream 2? Verlauf, Kosten, Kritik & Durchmesser

Pipeline vorerst auf Eis

Was ist Nord Stream 2? Verlauf, Kosten, Kritik und Durchmesser

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    Nur ein Grab für Milliarden Euro? Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 wird womöglich nie in Betrieb gehen.
    Nur ein Grab für Milliarden Euro? Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 wird womöglich nie in Betrieb gehen. Foto: Jens Büttner, dpa (Archivbild)

    Das Prestige-Projekt Nord Stream 2 droht zur Zerreißprobe zu werden. Gerade nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Auch auf Druck aus den USA hin hat Deutschland die zweite Ostsee-Pipeline vorerst auf Eis gelegt.

    Ende Februar hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärt: „Die geopolitische Lage macht eine Neubewertung von Nord Stream 2 zwingend erforderlich.“ Zudem sprach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) von einer grundlegend anderen Lage infolge der Eskalation zwischen dem Kreml und der Ukraine, das Genehmigungsverfahren wurde dem Regierungschef zufolge gestoppt.

    Was ist Nord Stream 2? Verlauf und Durchmesser

    Wie die längst in Betrieb befindliche Pipeline Nord Stream 1 soll Nord Stream 2 Gas aus Russland nach Deutschland befördern. Vor allem geht es darum, die Menge deutlich zu erhöhen. Die beiden Trassen sind größtenteils parallel angelegt, die beiden neuen Stränge beginnen in Ust-Luga nahe St. Petersburg und verlaufen durch die ausschließlichen Wirtschaftszonen Finnlands, Schwedens und Dänemarks bis nach Lubmin bei Greifswald.

    Mit jeweils 1230 Kilometern sind die beiden Stränge etwas länger als die von Nord Stream 1. Jeder hat einen Durchmesser von 1200 Millimetern. Auch sie sollen jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas nach Deutschland liefern, wo es zum Teil an andere europäische Staaten weiterverteilt wird. Damit könnten pro Jahr bis zu 110 Milliarden Kubikmeter des Rohstoffs fließen.

    Nord Stream 2: Kosten belaufen sich auf mehr als neun Milliarden Euro

    Die Kosten sind deutlich höher als beim älteren Bruder und sollen sich auf 9,5 Milliarden Euro belaufen. Andere Quellen sprechen sogar von elf Milliarden Euro. Der Mitte 2018 begonnene Bau verlief teilweise chaotisch. Wegen Sanktionsandrohungen der USA verabschiedeten sich mehr als ein Dutzend Unternehmen, darunter auch deutsche, aus dem Projekt.

    Das Schweizer Unternehmen „Allseas“ setzte die Arbeiten seiner Verlegeschiffe „Solitaire“ und „Pioneering Spirit“ - das weltweit größte seiner Art - aus, als noch 150 Kilometer der beiden Stränge fehlten. Schließlich sprangen die russischen Pendants „Akademik Cherskiy“ und „Fortuna“ ein. Somit wurde der erste Strang im Juni 2021 fertiggestellt, der zweite drei Monate später - ein Verzug von rund zwei Jahren.

    Doch damit nicht genug. Im November 2021 verkündete die Bundesnetzagentur, die Zertifizierung für Nord Stream 2 auszusetzen. Grund: Der Betreiber müsse „in einer Rechtsform nach deutschem Recht organisiert“ sein. Was bei der 2015 gegründeten Nord Stream 2 AG nicht der Fall war. Zudem schreibt die EU-Gasrichtlinie vor, dass der Betrieb der Leitung und der Vertrieb des Gases ausreichend voneinander getrennt sein müssen.

    In der Folge entschied sich die Nord Stream 2 AG, die im Besitz des russischen Gaskonzerns Gazprom ist, für den deutschen Teil der Leitung eine Tochtergesellschaft nach deutschem Recht zu gründen. Der Name: Gas for Europe GmbH. Der Sitz ist in Schwerin.

    Aus für Nord Stream 2 nach Kritik? Betreiber dementiert Meldungen über Konkurs

    Die wirklichen Probleme sollten aber erst noch kommen. Im Zuge der weltweit ausgesprochenen Sanktionen gegen russische Konzerne sollen alle 140 Mitarbeiter der Nord Stream 2 AG gekündigt worden sein. Auch Konkursmeldungen machten die Runde, diese dementierte der Pipeline-Betreiber jedoch.

    Ob die milliardenschwere Anlage also jemals in Betrieb gehen wird, steht in den Sternen. Und dürfte vor allem von den politischen Entwicklungen der kommenden Wochen und Monate abhängen.

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