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Tour: Wandern in Stätzling: Auf Wegen der Römer zur Straßenstation

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Wandern in Stätzling: Auf Wegen der Römer zur Straßenstation

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    Wandern bei Stätzling: In der nachgebauten Straßenstation bei Unterzell versuchen die Pedites Singulares römischen Alltag vor 2000 Jahren zuleben. Das sehen Sie auf der Wanderung.
    Wandern bei Stätzling: In der nachgebauten Straßenstation bei Unterzell versuchen die Pedites Singulares römischen Alltag vor 2000 Jahren zuleben. Das sehen Sie auf der Wanderung. Foto: Andreas Schmidt

    Lateinische Marschbefehle schallen durch den Hohlweg, der die Lechleite nördlich von Friedberg kreuzt. Zu Kommandos wie „Unus, duo, tres“ und ausgerüstet wie eine Statthaltergarde sind die Pedites Singulares unterwegs. Etwa 2000 Jahre zuvor marschierten dort richtige Römer auf einer ihrer Straßen. Um sich das vorzustellen, ist heute Fantasie nötig, wenn nicht gerade die Hobby-Römer-Truppe aus Stätzling vorbeikommt.

    Antike Überraschungen auf der Wanderung bei Stätzling

    Doch die Wanderrunde von Stätzling aus hält hinter Unterzell auch tagtäglich eine antike – allerdings nachgebaute – Überraschung bereit: eine römische Straßenwachtstation. Seit vielen Jahren erweitern die Pedites Singulares ihre kleine Befestigungsanlage möglichst originalgetreu. Von solchen Posten aus sicherten etwa 20 Soldaten und Unteroffiziere wichtige Straßen als eine Art Militärpolizei. Zu zehnt können die Pedites Singulares um ihren Truppführer Jürgen Weber da nicht ganz mithalten. Aber auf dem Feldweg, der durch das landschaftlich reizvolle hügelige Hinterland gen Wulfertshausen führt, brauchen Wanderer heutzutage keinen Schutz einer Militärpolizei.

    Dort wandern, wo früher Legionäre gingen

    Der war offenbar auf dem Weg von der Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum (Augsburg) zur spätrömischen Ziegelei und Töpferei am südlichen Ortsrand von Stätzling nötig. Auf Luftaufnahmen haben Archäologen dort eine kleine Straßenstation entdeckt. Wie es damals dort ausgesehen hat, ist schwer vorstellbar. Verbaut ist der Aufstieg der einstigen Römerstraße bei Stätzling über eine Senke der Lechleite. Wo die Legionäre weiter durch das Unterzeller Bachtal nach Osten zogen sind Felder und Wiesen. Die heutigen Wanderer wählen stattdessen einen Weg auf Anhöhen nördlich der Römerstraße durch Stätzling, Haberskirch und vorbei an einer Wochenendhaussiedlung. Vor dem Aufstieg in Stätzling lohnt ein Abstecher in die St.-Georg-Kirche – auch weil der hoch droben als Drachenkämpfer dargestellte Schutzpatron schließlich aus der Spätantike stammt. Während die Römer schlauerweise einen möglichst flachen Aufstieg bevorzugten, geht es steil hoch.

    Zwischendurch ist wunderbare Aussicht geboten

    Belohnt wird man dafür zwischen Stätzling und Haberskirch mit einem der besten Aussichtspunkte Richtung Augsburg. Was hätte man zu Zeiten von Augusta Vindelicorum gesehen? Weitaus weniger Gebäude als heute. „Die höheren Tempel und rote Ziegeldächer“, vermutet Truppführer Weber. Aber auch vor den Toren der Stadt siedelten Römer – oben auf der Lechleite in Villen. Eine befand sich beispielsweise nahe des alten Lindenbaums, ehe ein Römerstraßenabstieg die Lechleite hinunter zu den Islandpferden führt. Weber geht davon aus, dass die Villenbewohner nach getaner Arbeit die Nachmittagssonne genossen haben.

    Da erging es Legionären weniger gut. Die Marschausrüstung war schwer und bei Wärme schweißtreibend. Allein das Kettenhemd wiegt durchschnittlich zehn Kilo. Möglichst viel von ihrer Ausrüstung stellen die Pedites Singulares nach antiken Vorbildern selber her. Auch die Ledersohlen sind selber genagelt. Dadurch halten die Schuhe wesentlich länger. Heutige Wanderer ohne

    Tourüberblick

    Schwierigkeitsgrad: 3 von 5

    Streckenlänge: 10,9 km

    Höhenmeter: 133 m

    Start/Ziel: Stätzling am Ablassweg gegenüber der Loretokapelle.

    Karte
    Karte

    Wegbeschreibung

    Stätzling: Am Gasthaus und der Kirche vorbei, nach links den Schlossberg hinauf und unter dem blauen Steg der Schule hindurch. Dann gleich rechts auf den Fußweg nördlich der Schulsportanlagen immer geradeaus bis zum Ortsrand. Dort scharf links entlang der Häuser den Berg hinauf. Oben angekommen nach rechts.

    Haberskirch: Geradewegs zur Kirche. Daraufhin nach Süden am Landgasthof vorbei. Nirgends bergab, sondern immer der Rosenstraße folgen, bis ein asphaltierter Weg in den Wald führt. Wenn der Asphalt endet, geradeaus den Fußweg hinein in den Fichtenwald. Dem Waldweg folgen, bis er bergab ins Freie führt. Dann rechts ins Unterzeller Bach-Tal.

    Unterzell: Dort in die erste Seitenstraße rechts und bei der Kapelle geradeaus über die Straße. Hinter der Brücke auf dem Feldweg nach rechts. Hinter der Straßenstation bergauf, vorbei am Waldrand mit Wochenendhäuschen in Richtung Oberzell. Bevor ein Hohlweg dorthin nach unten führt, nach rechts abbiegen.

    Wulfertshausen: Durch das Neubauviertel zu einem Wohnblock. Dort die Kreisstraße queren und zunächst auf dem Rad- und Fußweg Richtung Friedberg. Bei der Feldscheune nach rechts Richtung Lechleite.

    Lechleite: Bei der Linde mit Feldkreuz den Hohlweg hinunter zu den Islandpferden. Von dort Richtung Norden immer an der Lechleite entlang. In Wulfertshausen nach links, der Radwegweisung folgen. Vor Stätzling hinter der alten Kläranlage nach links und nach der Achbrücke nach rechts.

    Tipps

    Einkehr

    • Gasthof zum Schloss: Pfarrer-Bezler-Straße 7, Stätzling; Montag, Samstag, Sonntag ab 10 Uhr, Donnerstag und Freitag 10 bis 15 Uhr und ab 17 Uhr; Dienstag und Mittwoch Ruhetage; Telefon 08 21/78 34 84.
    • Landgasthof Lindermayr: St. Stefan Straße 53, Haberskirch; Mittwoch bis Sonntag von 7 bis 24 Uhr; Montag und Dienstag Ruhetage; Telefon 08 21/78 34 12.
    • Sportgaststätte zur Ach: Moosstraße 7, Friedberg; Samstag und Sonntag ab 10 Uhr, Dienstag, Donnerstag, Freitag ab 18.30 Uhr, Montag und Mittwoch Ruhetag; Telefon 08 21/78 22 48.

    Kultur

    • St. Georg: Das von außen eher schlicht wirkende, aber hoch aufragende Stätzlinger Kirchenschiff birgt eine Überraschung: Der prächtige Wessobrunner Deckenstuck gilt als Geheimtipp. Der adelige Ortsherr Gallus Sebastian von Deuring ließ die Kirche zwischen 1696 und 1699 erbauen. Schon zuvor ließ er 1688 die Loretokapelle errichten. Und schließlich gehen auf den Freiherrn und Friedberger Landrichter auch die Stätzlinger Schlossanlagen zurück, von denen heute nur noch der Gasthof zum Schloss übrig ist.
    • St. Peter und Paul: Dem Langhaus der Haberskircher Dorfkirche sieht man nicht an, dass es nur gut 100 Jahre alt ist. Innen gibt es eine teilweise moderne Ausstattung zu entdecken.
    • Römische Straßenstation: Die Römergruppe Pedites Singulares hat nahe Unterzell neben der Station auch einen Backofen und ein Gebäude nach keltischem Vorbild errichtet. Informationstafeln für Wanderer.
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