Startseite
Icon Pfeil nach unten
ZZ Fallback
Icon Pfeil nach unten

Tour: Wandern im Schmellerforst: Der Ritter und die Müllerstochter

Tour

Wandern im Schmellerforst: Der Ritter und die Müllerstochter

    • |
    Bei einer Wanderung im Schmellerforst wandern Sie auf verschlungenen Wegen.
    Bei einer Wanderung im Schmellerforst wandern Sie auf verschlungenen Wegen. Foto: Hans Bosch

    Zum Markt Münsterhausen, einem typisch schwäbischen Straßendorf mit fast drei Kilometern Länge, gehören die beiden Weiler Häuserhof und Reichertsried, die geschichtlich und auch kulturell eng mit der politischen Gemeinde verbunden sind und doch ihr Eigenleben führen. Das gilt im Besonderen für das größere Reichertsried mit seinem schmucken Ortsbild, der renovierten Barockkapelle und einem liebevoll künstlerisch gestalteten Vorgarten, der im großen Umkreis seinesgleichen sucht. In

    Wandern: Die Route der Wandertour führt durch den Schmellerforst

    Beide Ortschaften liegen am Westrand des riesigen Schmellerforsts, der im Osten bis Uttenhofen und Ettelried und im Norden bis zur Straße Burtenbach-Dinkelscherben reicht. Unsere Wanderung führt tief hinein in dieses große Waldgebiet und deshalb sei auch gleich gesagt, dass Orientierungssinn und Kartenkunde auf eine echte Probe gestellt werden. Denken sollten wir auch daran, dass im dichten Wald der Handy-/Satellitenempfang für ein GPS-Gerät mitunter schlecht oder gestört sein kann. Zielpunkte sind zwei Gedenkstätten an tödliche Waldunfälle und ein Kreuz, das an ein Duell am 19. September 1632 erinnert. Es endete mit dem Tod des schwedischen Leutnants van Lueg durch den von Ritter Schertlin (in einigen Quellen auch Schertl genannt) aus Burtenbach geführten Degen. Die schreckliche Tat ist geschichtlich verbrieft und ist es wert, den Wanderern nahegebracht zu werden. Dem Geschehen voraus ging eine Mordtat, die sich in der damaligen Münsterhauser Schlossmühle (heute Hamppenmühle) ereignete. Nach einem Trinkgelage wollte der dort einquartierte schwedische Leutnant nachts noch die hübsche Tochter des Müllers Hans Aumann in ihrer Kammer besuchen. Der Knecht Ulrich überraschte ihn, schlug Lärm und rief den Vater herbei. Vier Soldaten sprangen ihrem Gruppenführer zur Seite. Am anderen Morgen wurde der Müller tot am Getreideaufzug hängend gefunden und seine Tochter ebenfalls tot im Mühlweiher. Zur gleichen Zeit fand im großen Wald östlich von Münsterhausen eine große Treibjagd statt, in deren Verlauf 200 Bauern das Wild den über 100 schwedischen Offizieren und „Kavalieren aus Augsburg“ vor die Gewehre treiben mussten. Beim Jagdmahl erhoben alle das Glas, doch weigerte sich Joannes

    Auf der Wanderung treffen Sie auf Gedenkstätten

    An zwei weitere, wenngleich etwas weniger dramatische Todesfälle erinnern die beiden anderen Gedenkstätten auf dem Weg. Forstamtsassessor Hans von Fuchs wurde in Ausübung seines Berufes im Oktober 1908 durch einen fallenden Baum getötet, steht auf einem großen Granitstein an einer Wegabzweigung. Ein Baumstamm ist dem Waldarbeiter Georg Ortner gewidmet, der 14 Jahre später im gleichen Bereich beim Aufarbeiten von Windwurfstämmen sein Leben verlor. Da ist es gut, wenn die Wandertour anschließend durch wunderschöne Waldabteilungen mit einer Vielzahl von Baum­arten hinaus auf die Reichertsrieder Flur führt, wo dann der Weiler selbst und die schöne Landschaft andere Akzente setzen.

    Tourüberblick

    Schwierigkeitsgrad: 2 von 5

    Streckenlänge: 8,5 km

    Höhenmeter: 135 m

    Start/Ziel: Waldparkplatz kurz vor dem Weiler Häuserhof.

    undefined
    Foto: Hans Bosch

    Wegbeschreibung

    Auftakt: Vom Wanderparkplatz am Waldrand zwei Kilometer östlich von Münsterhausen beim Schild „Häuserhof“ zehn Meter in Richtung des Weilers nordöstlich in den Wald. Auf dem Hauptweg ohne Rücksicht auf die Wander-Schilder. Nach etwa 1,5 Kilometern steht an einer Wegeinmündung das Fuchs-Denkmal. Dort folgen wir dem von links kommenden Weg nach Norden vorbei an Biotopen und passieren nach rund 700 Meter das Baum-Denkmal für Georg Ortner (verunglückt 1922). Zuerst bergab, bald nach links bergauf an einer alten Lehmgrube vorbei zum „Gedenkkreuz“.

    Im dichten Forst: Vom Kreuz aus 200 Meter nach Norden, dann links in einen Abfuhrweg nach Nordwesten und abbiegend nach Norden. Wir verlassen den Weg, gehen geradeaus weiter und müssen über Wurzeln und Äste später praktisch weglos (wichtig: Immer gerade aus!) bis zur von Norden kommenden guten Forststraße. In sie biegen wir links ein, erreichen die Einmündung eines weiteren Waldwegs und dann zu einem kleinen Weiher rechter Hand. Erneut links geradewegs nach Süden, dann an der zweiten Abzweigung rechts und schon 20 Meter später halblinks in den „Burgweg“. Kurvenreich wird links bald ein Höhenzug sichtbar, der sich als früherer Burgberg erweist. Links haltend wird er südlich umgangen, wobei sich erstmals das Schild „Thannhausen über Häuserhof“ zeigt. Ihm folgen wir an einer Waldarbeiter-Hütte vorbei und gelangen bergauf hinaus auf die Reichertsrieder Flur.

    Reichertsried: Zu den ersten Häusern, dann rechts ab zur Kapelle. Ein kurzes Stück auf der Straße, dann rechts ab durch das Tälchen zum Nachbarweiler Häuserhof, bevor wir an der alten Linde mit Kapelle vorbei den Ausgangsort erreichen.

    Tipps

    Kultur

    • Reichertsried: Weiler mit Kapelle und Dorfweiher.
    • Kapelle: Die Bauzeit des kleinen Kirchleins „Zu unseres Herrgotts Ruh“ ist nicht verbrieft, dürfte aber im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts gewesen sein. Am Sonntag ist die Kapelle offen. Den Schlüssel gibt es bei Reinhard Huber (2. Haus rechts im Norden).
    • Häuserhof: Die kleine Kapelle am Rande des Weilers ist dessen wichtigstes Denkmal (1860 erbaut). 1994 wurde der Sakralbau abgetragen, wenige Meter westlich davon wieder aufgebaut und Monate später neu geweiht.

    Einkehr

    • Aus dem Rucksack: Bei dieser Wanderung, die zumeist durch Wald/Feld führt, gibt es keine Einkehrmöglichkeit. Verpflegung und Getränke sind also im Rucksack mitzunehmen. Münsterhausen besitzt nur ein Gasthaus, dessen Wirtin Angela Preussner tagsüber nur auf Voranmeldung (0 82 81/17 39) öffnet. Wer trotzdem einkehren will, sei auf die Lokale in Thannhausen oder Burtenbach verwiesen.
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden