Startseite
Icon Pfeil nach unten
Touren
Icon Pfeil nach unten
Radtouren
Icon Pfeil nach unten

Tour: Radtour von Gersthofen nach Scherneck: Die Tour der großen Fragen

Tour

Radtour von Gersthofen nach Scherneck: Die Tour der großen Fragen

    • |
    Auf der Radtour von Gersthofen nach Scherneck gibt es das Schloss Scherneck zu bestaunen.
    Auf der Radtour von Gersthofen nach Scherneck gibt es das Schloss Scherneck zu bestaunen. Foto: Daniel Wirsching

    Die große Frage stellt sich bereits auf den ersten Metern ­dieser Tour. Mir zumindest. Ist der Weg das Ziel? Vielleicht liegt es daran, dass der Radweg meist geradeaus führt – immer ­geradeaus, am Lechkanal bei Gersthofen entlang – und daher Aufmerksamkeit auf sich zieht. Nicht, dass nun einer meint: Na, die eine oder andere Kurve wird gewiss auch dieser Weg haben! Stimmt, hat er. Oder dass jetzt einer brummelt: Stur geradeaus zu fahren, das ist doch langweilig! Stimmt nicht, ist es nicht. Kein bisschen. Ich würde es „meditativ“ nennen.

    Die Fahrradtour auf den Radwegen von Gersthofen nach Scherneck lädt zum Nachdenken ein

    Es wird wohl so sein: Wer eine Weile geradeaus fährt, durch nichts abgelenkt, beschäftigt sich zwangsläufig mit den großen Fragen. Fragen, genau, denn inzwischen sind weitere aufgetaucht: Ist womöglich das Ziel der Weg? Oder der Weg einfach der Weg, und das Ziel das Ziel? Mir schwirrt der Kopf. Dagegen hilft: Nach links und rechts schauen – durch Bäume und Büsche hindurch auf den Lechkanal, links, oder auf die Kiesbänke des Lechs, rechts. Und dabei den Kontrast auf sich wirken lassen zwischen dem Kanal, der einst von Menschenhand geschaffen wurde, und dem Fluss, der an manchen Stellen derart ursprünglich aussieht, dass man vergisst, dass der Lärm der Großstadt Augsburg, das Grundrauschen der Autobahn A 8 nur wenige Kilometer entfernt sind.

    Wären da nicht die allgegenwärtigen Strommasten, und, auf einmal, das Wasserkraftwerk Gersthofen, das nach einer Bauzeit von zwei Jahren am 2. Oktober 1901 in Betrieb ging. Der Strombedarf Augsburgs und seines Umlandes wuchs damals stetig. Schon im Jahr 1900 hatten die Farbwerke Hoechst hier ein neues Werk angesiedelt, um Chromsäure zu produzieren. Augsburg war im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem Zentrum der Textilindustrie aufgestiegen. Der Lech, „der Steinige“, liefert mit seiner Wasserkraft nach wie vor Energie für die Region.

    Eine Radtour zu Orten, die die Region am Laufen halten

    Es macht den Reiz dieser Tour aus, dass sie zu Orten führt, ohne die der Alltag in diesem Wirtschaftsraum nicht funktionieren würde. Orte wie das Wasserkraftwerk, die A 8 oder, später, der Flughafen Augsburg. Geradeaus weiter. Vorbei an den Brutgebieten des Flussregenpfeifers, die es „von ­April bis Juni zu schonen“ gilt. Steht auf einer Tafel, vor der ich gerade stehe, und auf der ein Flussregenpfeifer abgebildet ist: ein kleines Kerlchen mit schwarzem Gefieder um die Augen. Ich muss an die Panzerknacker aus Entenhausen denken. Die aus den Disney-Comics. Die mit den ­Augenbinden. Seltsam: Erst als ich etwas über den Flussregenpfeifer lese, höre ich Vogelgezwitscher und bin mir ­sicher: Der Weg ist das Ziel, ganz klar, keine Frage. Weiter über St. Stephan, einem Ortsteil Rehlings, vorbei an einem Baumhaus, auf das selbst ein erwachsener Mann neidisch werden kann, weil er nie ein Baumhaus hatte. Warum hatte ich keins? Wieder so eine Frage. Vorbei an Feldern, unzähligen Feldern, immer eben, meist geradeaus. Ich muss kaum in die Pedale treten, komme leicht voran, bis ich zweifle: Wenn der Weg das Ziel ist, was bitteschön ist dann Schloss Scherneck, auf das ich zielsicher zusteuere? Schloss Scherneck ist ein Ziel, keine Frage.

    Das schroffe Eck ist ein gemütliches

    Heute ist es sogar Ziel für Hunderte von Ausflüglern, die das Biergartenfest besuchen. „D’Lechtaler Musikanten“ spielen – zu anderen Gelegenheiten sind es „LaBrassBanda“ oder „Haindling“ –, Bier und Braten schmecken mir, und die ­großen Fragen sind bedeutungslos geworden. Sollen sich Philosophiestudenten oder -professoren mit ihnen beschäftigen. „Scherneck“ übrigens bedeutet „schroffes Eck“. ­Treffender wäre: „gemütliches“. Es gibt noch viele solcher Ecken auf dem Rückweg zur Europawiese Gersthofen, einige davon am Autobahnsee. Das Fischerstüble zum Beispiel mit Blick auf die Schwäne im Wasser. Nach der Tour lese ich ein Interview mit Henry Hübchen, dem Schauspieler. Er sagt: „Man muss die Ziele einfach erst nach dem Erreichen festlegen.“ Kluger Mann.

    Tourüberblick

    Schwierigkeitsgrad: 2 von 5

    Streckenlänge: 29,4 km

    Höhenmeter: 120 m

    Start/Ziel: Gersthofen, Europawiese an der Lechbrücke

    Karte
    Karte

    Wegbeschreibung

    Start:: Lechbrücke GersthofenLinks über die Brücke und gleich rechts auf den Weg zwischen Lech und Lechkanal. Der Radwege-Beschilderung „Via Claudia Augusta“ bzw. „Romantische Straße“ in Richtung Norden folgen.

    Lechbrücke Langweid:: Rechts auf die Rehlinger Straße einbiegen und in Richtung St. Stephan fahren. Der Radweg führt links an der Straße entlang.

    St. Stephan:: An der ersten Kreuzung in St. Stephan vorm Gasthof zum Jägerhaus nach rechts. Den Ortsteil verlassen und dem Weg folgen bis zu einem von Weitem zu sehenden frei stehenden Baum. Dort links.

    Oberach [Rehling]:: Noch vor dem Ortseingang – nach dem Sportplatz – rechts auf den Schotterweg, dann links abbiegen und auf Schloss Scherneck zufahren. Die Straße überqueren, danach rechts und den Berg hinauf nach Scherneck.

    Scherneck:: Der Weg zurück zur Europawiese führt nun ein gutes Stück am Waldrand entlang. Der Radweg-Beschilderung „Mühlhausen“ folgen.

    Anwalting:: Durch Anwalting auf dem Wörthweg und der Rehlinger Straße.

    Mühlhausen:: Auf dem Anwaltinger Weg bleiben, rechts auf die Staatsstraße 2035 und gleich wieder links in die Raiffeisenstraße. Auf dem Feldweg vorbei am Flughafen Augsburg. Rechts abbiegen in den Affinger Weg.

    Dickelsmoor:: Links und gleich rechts in den Moorweg abbiegen. Die Querstraße überqueren, ein paar Meter nach links fahren und rechts auf das Gebiet des Autobahnsees.

    Autobahnsee:: Rechts am See vorbeifahren, nach dem Fischerstüble wieder rechts.

    Augsburg:: Ein kurzes Stück auf der Mühlhauser Straße, dann links und unter der Staatsstraße hindurch, danach rechts und wieder links. Immer geradeaus, auch nachdem man die Neuburger Straße überquert hat. Links am Müllberg vorbei, dann aber keinesfalls über die Autobahnbrücke fahren, sondern die – Vorsicht: steile – Böschung hinunterschieben. Dem Pfad folgen, rechts abbiegen und zum Startpunkt zurückfahren.

    Variante: Ohne steile Abfahrt: Vor dem Müllberg rechts und dann zum Startpunkt.

    Tipps

    Einkehr

    • Schlossbräustüberl Schloss Scherneck mit Biergarten: [Sommer: Montag Ruhetag nur bei schlechtem Wetter, Telefon 0 82 37/63 50]
    • Biergarten Bögenhof unterhalb des Haupthauses von Schloss Scherneck: [bei schönem Wetter ­täglich ab 11 Uhr, Telefon 0 82 37/9 59 68 25]
    • Forellenzucht Endhart: [Dickelsmoor, Ruhetag: Sonntag und Montag, Telefon 08 21/70 17 87]
    • Fischerstüble am Autobahnsee: [Ruhetag: Montag, Telefon 08 21/70 89 79]

    Baden

    • Europaweiher, Gershofen:  
    • Autobahnsee:  

    Klettern

    • „Robins Wood“, Schloss Scherneck: [Telefon 0 82 37/9 53 80 90]

    Sehenswertes

    • Lechmuseum Langweid: [jeder erste Sonntag im Monat 10 bis 18 Uhr, Telefon 08 21/3 28-16 58]
    • Schloss Scherneck:  
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden