Mit dem Fahrrad auf den Bahndamm – das ist normalerweise keine gute Idee. Wir machen es trotzdem, denn bei Ottobeuren ist das völlig ungefährlich – dafür wunderschön. 2002 kamen die Gleise weg. Auf dem Bahndamm entstand der DB-Günztalradweg. Durch den DB-Zusatz als Werbung für die Bahn haben die Gemeinden den Damm zum Schnäppchenpreis bekommen, verriet ein Bürgermeister.
Auf der Fahrradtour durch Ottobeuren finden Sie Kultur und Natur
Vom Parkplatz an der Basilika Ottobeuren, einer der schönsten deutschen Barockkirchen, rollen wir durch den Kurort zum Radweg-Einstieg an der lärmenden Umgehungsstraße. Umso eindrücklicher ist dafür kurz darauf die Stille, welche uns auf den ersten Metern Bahndamm umfängt. Der Blick schweift durchs Günztal. Keine Steigungen, dafür das Naturschutzgebiet Hundsmoor, wo uns Libellen begleiten. Bis Westerheim führt dieser schöne Weg. Wir bleiben der Günz treu und radeln an dem naturbelassenen Bach entlang. Unmittelbar bevor es auf die MN 16 geht, lädt ein Rastplatz am Wasser zu einer Pause ein. Ein bisschen Wassertreten im seichten Nass, nach dem Vorbild Pfarrer Kneipps? Gesagt, getan. Immerhin liegt Kneipps Geburtsort Stephansried nicht weit entfernt.
Ein Bildstock mit der Aufschrift „Maria Hilf“ rundet die Szenerie an der 1766 erbauten Brücke ab. Der fromme Wunsch eines Radlers etwa, der anschließend dem Günztalradweg folgte – auf einer Kreisstraße ohne Radweg? Zum Glück nur ein kurzes Stück. Eine Brücke bringt uns über die A 96, danach bevorzugen wir Feldwege nach Günz.
Pause muss auch sein: Auf dem Radweg gibt es reichlich Allgäuer Leckereien
Dort halten wir am schmucken Brauerei-Gasthof Laupheimer. Im schattigen Biergarten mit alten Kastanien schmeckt das Laupheimer Edelbräu. Wirt Martin Laupheimer ist außerdem ein guter Kenner der Umgebung und empfiehlt uns eine schöne Route zur nächsten Station in Moosmühle. Dort strampeln wir am Maibaum vorbei hinauf nach Daxberg, wo das von Georg Wolf gegründete Allgäu-Schwäbische Dorfschulmuseum steht. Zudem lohnt ein herrlicher Panoramablick die Mühe. Die kurvige Abfahrt mündet in eine schattige Allee und führt direkt nach Erkheim. Wer unterwegs noch Brotzeit machen will, kann dort bei Allgäu-Milch-Käse mit leckeren Allgäuer Spezialitäten den Tourenrucksack füllen.
Ab Schlegelsberg wird die Tour hügelig. Noch mehr Marterl, Feldkreuze und Bildstöcke säumen den Weg – Zeichen einer tiefen Volksfrömmigkeit. Auf dem Weg nach Frechenrieden erinnert ein steinernes Kreuz an Kreszenz Heel, die an dieser Stelle 1879 „vom Blitze getötet“ wurde. Nach Frechenrieden naht der Kraftakt der Tour. Hätten wir am Weiherwald besser ein bisschen langsamer getan, denn unmittelbar danach lauert der Anstieg nach Wetzlins. Wir keuchen die 1,1 Kilometer hinauf, auf einen Höhenzug oberhalb von Ottobeuren. Wer oben wieder bei Atem ist, genießt einen herrlichen Ausblick, auf die Buschlkapelle etwa, wo romantische Zeitgenossen schon Heiratsanträge gemacht haben.
Die Radtour endet wieder im Zentrum von Ottobeuren
Etwas später, in Halbersberg, ernten wir mit einer knackigen Abfahrt den Lohn der Mühe. Auch ohne zu treten, zeigt der Tacho über 50 km/h. Der Spaß endet an der Umgehungsstraße. Wir fahren Richtung Freibad und gelangen so auf schönstem Weg wieder ins Zentrum Ottobeurens. Am Marktplatz mit seinem außergewöhnlichen Brunnen legen wir die Beine hoch und genießen das abendliche Flair bei einem leckeren Eis. Später machen wir noch einen Abstecher in den historischen Biergarten der Erlebnisbrauerei. Wirt Richard Kaulitz serviert dort hausgebrautes Klosterhof-Export, sonntags dürfen Besucher sogar beim Brauen anpacken. Genuss pur also, nicht nur beim Radeln.
Tourüberblick
Schwierigkeitsgrad: 2 von 5
Streckenlänge: 35,5 km
Höhenmeter: 239 m
Belag: Asphalt, kurze Stücke auf unbefestigten Feldwegen. Wir fahren größtenteils auf Radwegen und wenig befahrenen Nebenstraßen, aber es gibt auch Teilstücke auf Kreisstraßen mit mehr Verkehr.
Start/Ziel: Die Tour beginnt und endet an der Basilika Ottobeuren.
Wegbeschreibung
Ottobeuren: Vom Basilika-Parkplatz über die Ampel in den Adelgundeweg, an dessen Ende links. An der Schule vorbei und am Ortsschild links auf den Radweg über die Brücke der Umgehungsstraße. Auf dem DB-Günztalradweg nach Westerheim.
Westerheim: Den Radwegepfeilen folgen, unter der Bahnbrücke hindurch, an der Günz entlang bis zur MN 16. Dort rechts abbiegen, über die Autobahnbrücke (A 96), hinunter nach Günz, entweder auf der MN 32 oder auf parallel verlaufenden Feldwegen.
Günz: Auf der Dorfstraße fast bis zum Ortsende, an dem historisch anmutenden Wegweiser links abbiegen nach Moosmühle.
Moosmühle: Zum Maibaum und von dort den knackigen Anstieg hoch nach Daxberg. Nach dem Dorfschulmuseum rechts abbiegen zur Abfahrt nach Erkheim.
Erkheim: Nach dem Ortsschild rechts über die Günz, dann links, der Günz folgen. Bei der Metzgerei Müller links. An der nächsten Kreuzung links über die Günz, dann gleich rechts in Richtung Sontheim. Unter der A 96 hindurch nach Schlegelsberg fahren.
Schlegelsberg: Der Dorfstraße folgen, leichter Anstieg. Am Ortsende entweder links über Feldwege nach Sontheim oder der Straße ohne Radweg folgen.
Sontheim: Über die Bahngleise. Hauptstraße in Richtung Sportanlagen, dann Radweg in Richtung Frechenrieden nehmen. Beim Feldkreuz unter der großen Kastanie kurz nach dem Ortsende rechts abbiegen.
Frechenrieden: An der Kreuzung links Richtung Ortsmitte, dann Richtung Ottobeuren. Über den Bach, links. Anstieg in Richtung Ortsende, dann der Straße folgen, am Weiherwald entlang. Gleich nach dem Wald links in den geteerten Feldweg einbiegen; Anstieg hinauf nach Wetzlins.
Wetzlins: Der schmalen Straße folgen, weiter nach Langenberg, dann nach Halbersberg.
Halbersberg: Sofort rechts abbiegen in die Abfahrt nach Ottobeuren. Die Umgehungsstraße überqueren, dem Wegweiser zum Freibad Ottobeuren folgen, von dort aus zur Basilika.
Tipps
Einkehr
- Brauerei-Gasthof Laupheimer: Mit Biergarten, Dorfstraße 19, Günz, Telefon 0 83 36/76 93. Internet www.laupheimer.de. Täglich geöffnet.
- Antik-Hof: Dorfstraße 25, Günz, Telefon 0 83 36/5 87. Internet www.antiquitaeten-harzenetter.de. Café geöffnet von Mittwoch bis Freitag, 13 bis 18 Uhr, am Samstag und Sonntag von 10 bis 19 Uhr.
- Kleines Brauhaus am Kloster: Mit historischem Biergarten und Erlebnisbrauerei, Luitpoldstraße 42, Ottobeuren, Telefon 0 83 32/9 25 79 68. Internet www.kleines-brauhaus-ottobeuren.deSonntags wird gebraut, Dienstag ist Ruhetag
Kultur
- Basilika Ottobeuren: Die Basilika mit ihrer weltberühmten Riepp-Orgel sollte man gesehen haben. Von Februar bis November gibt es dort samstags um 16 Uhr Orgelkonzerte, in der Regel kostenlos. Sehenswert ist auch das benachbarte Museum der Benediktinerabtei (von April bis Allerheiligen täglich geöffnet von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr), Auskünfte unter Telefon 0 83 32/79 80. Internet www.abtei-ottobeuren.de
- 1. Allgäu Schwäbisches Dorfschulmuseum: Oststraße 17, Daxberg, geöffnet von Ostern bis zum letzten Oktobersonntag an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr, Telefon 0 83 36/77 60. Internet www.erkheim.de
Baden
- Freibad Ottobeuren: Von Mai bis zum Ende der Sommerferien täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet, Telefon 0 83 32/53 52. Internet www.ottobeuren.de
- Schachenweiher Ottobeuren: Im Ortsteil Brüchlins. Von der Basilika aus der Beschilderung folgen.