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Tour: Radtour durch die Wertachau: Geschichten im Gnadental

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Radtour durch die Wertachau: Geschichten im Gnadental

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    Die Radtour führt durch die Wertachau nach Gnadental.
    Die Radtour führt durch die Wertachau nach Gnadental. Foto: Michael Hochgemuth

    Nein, ich habe mich nicht verfahren, aber schön, dass ­einem so viele helfen wollen. Es sind nicht nur die Radler. Vor allem im Stadtgebiet drehen auch freundliche Jogger ihre Runden, Walker oder weiter draußen einzelne Reiter. Viele sehen gleich Not am Mann, wenn hier einer neben seinem Fahrrad die Landkarte studiert. Es sei doch so flach hier, so übersichtlich, so einfach. Alle fahren da. Also einfach hinterher. Aber wenn ich schon einen anderen Weg suche, dann doch unbedingt dorthin – oder dahin. Und einen Abstecher soll ich unbedingt machen. Es kann einem nämlich jeder viel ­erzählen, der oft die Wertachau durchrundet.

    Die Radwege auf der Fahrradtour nach Gnadental sind besonders romantisch

    Doch habe ich ja bereits ein Ziel. Gnadental? Kurz vor Schwabmünchen? Nein, eine Familie mit fünf Rädern aller Größen kennt den Weg nur bis Bergheim. Dafür alle Picknickplätze unterwegs. Heute fahren sie zum Baggersee. ­Einen Tipp geben sie einem noch mit auf den Weg: Ich solle weiterfahren ins Dorf und dort rechts hinauf. Da seien die Wege besonders romantisch, im Sommer angenehm kühl.

    Danke, aber erst nach Gnadental. Das Jägerhaus in Bergheim wäre mit seinem Biergarten zwar durchaus eine ­Alternative, doch der Weg, nicht die Rast, ist mein Auftrag. Also erst ­einmal durch die Natur. Rundum Wiesen und Felder, links das grüne Band des Auwaldes, in dem sich die Wertach tief eingräbt. Rechts gibt der schier endlose Saum der ­Baumwipfel an der Hangkante des Naturparks Westliche Wälder eine Ahnung von dessen Weite.

    In Straßberg können Sie zum Grab von Roy Black gehen

    Neue Eindrücke bei Bobingen. Es geht westlich des Flusses in einem weiten Bogen um die Stadt herum am Ortsteil ­Siedlung vorbei. Zeit, sich neu zu orientieren. Am Skaterplatz gewähren einige Kinder eine Vorführung ihrer Kunst auf Rollen. Im Osten die Ausläufer jenes Industriekomplexes, der einst Trevira weltweit zum Begriff machte, oben im Westen ein ehemaliges Schloss. Vor einem ein Mann mit Hund: „Sie suchen bestimmt den Friedhof?“ Zum Friedhof gehe es die Straße hoch, oben in Straßberg gleich scharf rechts und dann links. Denn wohin sonst sollten Ortsunkundige wollen, wenn nicht zum Grab von Roy Black?

    Danke, und wo geht’s nach Gnadental? Wohl nach Süden, da könne nicht viel falsch sein. Nächster Stopp: die Wertachbrücke bei Wehringen. Die Wegbeschreibung empfiehlt, dem Schild zum Modellflugplatz zu folgen. Aber warum ­radeln die andern alle nach rechts dem Waldrand entgegen? Wieder ein Abstecher: Dort tauchen einige Senioren Arme und Füße in kalte Wasserbecken. Die Beine laufen sie sich danach auf dem Barfußpfad warm. Lustig, auf was man ­alles seine zarten Sohlen massieren kann: Kork, ­Rindenmulch, Sand, Splitt. Wenig entfernt ist der Waldboden wie von Kratern übersät. Dort erklärt ein Vater seinem Sohn den mittelalterlichen Erzabbau. Das Fachwissen haben sie von einer der Tafeln, von denen später noch viele die ­Besonderheiten der Landschaft entlang des Wegs an der Wertach darstellen.

    Ziel der Radtour ist Gnadental

    Ach ja, der Weg! Gnadental? Jetzt werden die Wegbeschreibungen exakter. Spätestens ab hier kennt anscheinend jeder selbst die Speisekarte dort. Also erst einmal zurück zum Modellflugplatz und im Zickzack an alten Hecken und über Felder auf die Siedlung bei Großaitingen zu. Landwirtschaftliche Hallen markieren links vorne bald das Ziel. Dahinter duckt sich ein Weiler, dessen alte Häuser den Charme eines Museumsdorfes haben.

    Glücklich, wer jetzt viel Zeit hat: Hier treffen sich die ­wahren Geschichtenerzähler. Sie sitzen im Obstgarten oder am Stammtisch im Gnadentalstüberl. Oder sie verraten einem über den Gartenzaun hinweg, warum die kleinen Anwesen so gepflegt sind. Sie erzählen Geschichten von der Zeit nach der Vertreibung aus der alten Heimat, als der Bürgermeister von Großaitingen ihnen die Moossiedlung unter der Auflage überließ, sie zu pflegen. Als Gnade empfinden sie das noch heute.

    Die Stammgäste im Lokal haben längst mehr erfahren. Es sind Geschichten über Liebe, über Köche und eine Küche, die sie sich gerne schmecken lassen. Zurückradeln? Warum jetzt schon? Zurück geht es später schnell genug: einfach immer flussabwärts die Wertach entlang. Also bitte erst ­einmal auch so eine köstliche Brätstrudelsuppe und ein Johannisbeerschorle. Zum Weg gehört schließlich auch die Rast.

    Weitere Fahrradtouren in Augsburg und Umgebung finden Sie auf unserer Übersicht.

    Tourüberblick

    Schwierigkeitsgrad: 2 von 5

    Streckenlänge: 37,5 km

    Höhenmeter: 50 m

    Start/Ziel: Augsburg, Parkplatz am Rosenaustadion

    Karte
    Karte

    Wegbeschreibung

    Start:: Parkplatz am Rosenaustadion Augsburg.Vom südlichen Ende des Parkplatzes geht es über die Wertach, dann auf der Westseite links am Wasser entlang.

    Göggingen, Wertachbrücke:: An der Wellenburger Straße [Brücke] halbrechts entlang der Straße weiter nach Süden am Auwald entlang Richtung Bergheim. Nach Neubergheim versteckt sich rechts hinter Bäumen und Büschen ein schöner Baggersee. Ortskundige machen hier Picknick. Eine Bushaltestelle markiert diese Zwischenstation.

    Bergheim:: Der Straße durch Bergheim folgen. Richtung Inningen geht es aus dem Ort hinaus. Jetzt nicht die zweite Abzweigung nach rechts verpassen. Ein Pfeil „7-Schwaben-Tour“ am linken Straßenrand zeigt die Stelle. Immer geradeaus geht es auf Bobingen zu. An zwei großen Feldscheunen links halten weiter zur Wertach.

    Bobingen:: An der Straßenkreuzung geht der Radweg diesseits des Flusses weiter in Richtung Straßberg um Bobingen-Siedlung herum. Vorsicht bei der Straßenquerung nach dem Skaterplatz: Hier erst nach rechts auf das Straßberger Schloss zuhalten, auf halbem Weg aber bald wieder links in die Waldstraße hinein. Der Radweg schwenkt wieder im großen Bogen zur Wertach hin. Vor der Brücke rechts die Feldstraße zum Modellflugplatz von Wehringen entlangfahren. In der folgenden Rechtskurve aufpassen: Erst die Abzweigung links gleich nach der Kurve führt am Heckenzug weiter nach Gnadental: Zweimal springt der Weg im Zickzack nach links zur kleinen landwirtschaftlichen Siedlung.

    Gnadental:: Vom Gnadentalstüberl ein Stück in Richtung Süden fahren, die erste Straße links nach Großaitingen.

    Großaitingen:: Wertach überqueren. Gleich an der Krautgartenstraße immer links halten am Ortsrand entlang an Festplatz, Feuerwehrhaus und Spielplatz vorbei nach Norden. Vor dem Siedlungsrand wieder links in den Auwald hinein. Die Wertach ist nun zur linken Hand der Wegbegleiter, geradeaus geht es auch in Wehringen am Fluss entlang. So käme man bis zum Startpunkt zurück. Doch ein Abschnitt bei Bobingen wird zum Trampelpfad, wenig tauglich für Kinderräder. Zudem stört eine niedrige Brücke die Radtour.

    Bobingen:: Rechts zur Max-Fischer-Straße hinauf und statt gegenüber auf der Auenstraße etwas weiter rechts vom Auwald über den Teerweg der Föhrenstraße an einer Pferdekoppel vorbei zur nächsten Querstraße. Nach rechts böte sich an der Krumbacher Straße entlang ein Abstecher zum Freibad Aquamarin. Doch links geht es zum eigentlichen Ziel: also noch deutlich vor der Brücke links hinunter zum Waldweg und an der Wertach weiter nach Norden. An der nächsten Wertachbrücke rechts, am Krankenhaus über die Straße, nach links zum Parkplatz hinunter und wieder links zum Wertachdamm hinauf. Später vor dem Staudamm rechts runter und links um den Damm weiter immer an der Wertach bleiben. Am Ufer zeigt sich die renaturierte „Wertach vital“ vor und nach Inningen.

    Augsburg, Göggingen:: Es empfiehlt sich ein Abstecher durch Göggingen. An der Wellenburger Straße (Wertach-Brücke) rechts stadteinwärts halten. Die nächste links in die Butzstraße und die dritte Abzweigung links in die Apprichstraße. Ab hier immer geradeaus [im Zweifel links halten] und unter der B 17 durch: Wenige hundert Meter vor dem Ziel ist links die Kulperhütte.

    Tipps

    Einkehr

    • Jägerhaus in Bergheim: [Ruhetag: Mittwoch, Telefon 08 21/9 21 23]
    • Gnadentalstüberl im Gnadental bei Großaitingen: [Mittwoch mit Sonntag ab 9 Uhr, Telefon 0 82 03/2 53]
    • Kulperhütte, Augsburg: [unter der Woche ab 12 Uhr, sonst ab 11 Uhr, bei schlechtem Wetter ­Montag Ruhetag, Telefon 08 21/9 14 10]

    Baden

    • Baggersee bei Neubergheim:  
    • Freibad Aquamarin in Bobingen, Parkstraße: [Mai bis September, täglich ab 9 Uhr, bei gutem ­Wetter, Telefon 0 82 34/37 31]

    Sehenswertes

    • Wassertretplatz mit Barfußpfad und Pingenfeld [mittelalterliche Erzgruben] bei Wehringen: An der Wertachbrücke auf Feldweg nach Westen bis zum Wald, für Kfz gesperrt.
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