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Tour: Radtour durch Aystetten, Horgau und Welden: Weldenbahn-Geschichten

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Radtour durch Aystetten, Horgau und Welden: Weldenbahn-Geschichten

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    Auf dem Fundament stillgelegter Zugtrassen leiten Radwege Sie auf ihrer Radtour durch Aystetten, Horgau und Welden.
    Auf dem Fundament stillgelegter Zugtrassen leiten Radwege Sie auf ihrer Radtour durch Aystetten, Horgau und Welden. Foto: Marcus Merk

    Auch wenn auf der Weldenbahn seit mehr als 25 Jahren kein Zug mehr fährt und ihre Gleise fast ebenso lange zugunsten eines der schönsten Radwege Bayerns verschwunden sind, gelten dort noch immer Regeln, die an Fahrpläne aus alten Zeiten erinnern. Wer etwa die Fahrt „täglich außer sonntags“ plant, sollte einen leeren Rucksack oder eine Satteltasche mit Platz mitnehmen, wie sich später noch herausstellen wird.

    Ihre Geschichte als frühere Eisenbahnlinie verleiht der ­Strecke viele Reize. Der Weg teilt in langen Schneisen ­dunkle ­Fichtenwälder, führt abseits der Straßen über die Felder. Immer wieder wechselt der Duft der Landschaft zwischen Waldluft und Wildgräsern.

    Auf der Radtour durch Aystetten, Horgau und Welden sehen Sie Eisenbahngeschichte

    Von den Ingenieuren vor über hundert Jahren für Dampflokomotiven vor schweren Holz-Güterzügen geplant, ziehen sich die Steigungen meist kaum bemerkbar über Hunderte Meter mit leichtem Gefälle dahin. Zudem hat das Tonnen­gewicht des täglichen Zugverkehrs das Trassenfundament über Jahrzehnte platt gewalzt. So präsentiert sich der ­Asphalt auch nach über  20 Jahren in fast perfektem ­Zustand, sodass auch Gelegenheits-Radler   von   den   hin  und   zurück 50 Kilometern Länge nicht zurückschrecken müssen.

    Denn die Weldenbahn hat viele Geschichten zu erzählen. Sie entstand 1903 in der Prinzregentenzeit Luitpolds, die noch heute vielen als Bayerns Blüte gilt. Das Lokalbahnfieber, das der Zeitgenosse Ludwig Thoma in mehreren Stücken aufgriff, erfasste zum Leidwesen mancher Fuhrleute und ­Postillione auch Schwaben. Holz zählte damals noch zu Bayerns ­wichtigsten Exportgütern, sodass sich die Anbindung des Holzwinkel genannten Nordens der Westlichen Wälder an den Augsburger Eisenbahnknoten lange lohnte.

    Heute liegen am Bahnhof Neusäß die letzten erhaltenen Gleise der 1986 stillgelegten Strecke unter einer wilden ­Hecke zwischen den Bahnsteigen. Der Radweg beginnt ­etwas versteckt im Neusässer Gewerbegebiet und führt ­zunächst zum einstigen Fabrikgebäude von Keim-Farben, das heute eine Senioren-Wohnanlage umrahmt.

    Firmengründer Adolf Wilhelm Keim erfüllte 1878 dem ­bayerischen Königshaus einen lang gehegten Wunsch und erfand eine äußerst langlebige farbechte Mineralfarbe für Fassaden. Noch heute gilt das Diedorfer Unternehmen ­damit als Weltmarktführer. Nicht nur Schlösser wie Linderhof, Herrenchiemsee oder der Buckingham-Palast tragen ­Keim-Farben, sondern auch das Weiße Haus in Washington.

    Ein düsteres Geheimnis erzählen die Radwege im Horgauer Wald

    Über Aystetten geht es in den Wald nach Horgau. Am ­Ortsbeginn [Bahnhof

    Anders als der verwitterte Horgauer Bahnhof ist die ehemalige Station Adelsried dank des örtlichen Gartenbauvereins auch heute noch ein Schmuckstück. Die Gemeinde plant, dort zwei alte Waggons aufzustellen, von denen einer ­­einmal ein kleines Museum enthalten soll, das dann an die von ­vielen noch heute schmerzhaft vermisste Weldenbahn ­erinnern soll.

    Auf der Fahrradtour nach Welden darf Proviant nicht fehlen

    In Welden kommt dann der leere Rucksack ins Spiel. ­Nachdem Hirsch-Wirt Klemens Kugelmann seinen Biergarten nur sonntags oder auf telefonische Bestellung aufsperrt, decken wir uns im Ort mit einer Brotzeit und kühlen Getränken ein, und fahren ein Stück zurück zur Ganghofer-Hütte, die mit mächtigen Holztischen einlädt.

    Bevor Ludwig Ganghofer zu ­einem der erfolgreichsten deutschen Heimatschriftsteller aufstieg, verbrachte er bis 1865 einen Teil seiner Kindheit in Welden. Dorthin lohnt sich auf der Tour der Abstecher zurück zur 2005 eröffneten Ganghofer-Stätte, deren Dauerausstellung Interesse für die vielfältige Persönlichkeit Gang­hofers und dessen historische Rolle weckt.

    Weitere Fahrradtouren in Augsburg und Umgebung finden Sie auf unserer Übersicht.

    Tourüberblick

    Schwierigkeitsgrad: 3 von 5

    Streckenlänge: 51,9 km

    Höhenmeter: 340 m

    Start/Ziel: Augsburg, Hauptbahnhof

    Karte
    Karte

    Wegbeschreibung

    Start:: Augsburg HauptbahnhofWie einst die Bahnlinie startet die Tour am Augsburger Hauptbahnhof. Wer will, kann das erste Stück mit dem Zug zum Bahnhof Neusäß zurücklegen. Ansonsten geht es vorsichtig durch die Pferseer Unterführung, dann auf Radwegen via Rosenaustraße, Ackermannstraße, Reinöhlstraße und Kobelweg ins Zentrum von Neusäß.

    Neusäß:: An der Kreuzung nach der Bahnhofsunterführung links ins Gewerbegebiet zum Schmutterpark abbiegen. Der Beginn der ­Weldenbahntrasse liegt unscheinbar links kurz vor der Apotheke. Ein lädiertes Schild weist den Weg. Ein Blick zurück über die Schulter lässt das alte Brückenportal erkennen, unter der die Bahn die Strecke Richtung Ulm unterquerte. Die Trasse führt zuerst bis zum alten Gebäude der Firma Keim-Farben, die bis 1989 an die Bahn angeschlossen war.Von da führt die Weldenbahn, die offiziell Landrat-Dr.-Frey-Radweg heißt, auf einer eigenen Trasse immer gerade aus über Hammel, ­Aystetten, Horgau, Adelsried, Bonstetten bis nach Welden. Aufpassen müssen Radler an ­allen „Bahnübergängen“, da hier jetzt der ­Straßenverkehr Vorfahrt hat. Nur bei den ­Abschnitten im Wald geben Verkehrszeichen den Radfahrern Vorrang. Am Wochenende sind auf Teilen der Strecke oft viele Inline-Skater ­unterwegs.

    Variante: Ganghofer-Hütte: Welden: Rund drei Kilometer vor Welden ­bietet sich ein Abstecher zur Ganghofer-Hütte an [oder man deckt sich zuerst in Welden mit einer Brotzeit ein und fährt ein Stück wieder zurück]: An der Kreuzung bei Ehgatten folgen wir den kleinen Schildern, überqueren die Landstraße Richtung Wald und folgen dem Weg Richtung Welden. Die Hütte kommt nach rund einem ­Kilometer, gut 50 Meter nach einer Rechts­kurve, auf der rechten Seite, etwas versteckt auf einer leichten Anhöhe im Wald, hundert Meter vor dem kleinen Ganghofer-Brunnen.

    Variante: Direkt nach Welden: Nach der Pause in der Ganghofer-Hütte – oder ohne Abstecher – geht es nach Welden zur Ganghofer-Stätte im Gasthof Hirsch.

    Welden/Rückweg:: Von der Ganghofer-Stätte fahren wir auf den Spuren des Förstersohns ein anspruchsvolleres Stück: über Fuggerstraße und Galgenberg, rechts in den Bonstetter Steig ­abbiegen. Dann in den Wald links den Schildern Bonstetten folgend abbiegen und den steilen Steig hochfahren oder kurz schieben. Immer gerade aus an den Jagdhütten und der Kapelle vorbei, die Kirchstraße hinunter nach Bonstetten.

    Bonstetten:: Rechts auf die Hauptstraße, dann links der Bahnhofstraße folgen bis zum Weldenbahnweg, der links zurück nach Augsburg führt.

    Tipps

    Einkehr

    • Zum Hirsch, Welden: [Sonntags oder auf Anfrage geöffnet, Telefon 0 82 93/2 27]
    • Bräustüble Bonstetten, Hauptstraße 11: [täglich, Telefon 0 82 93/90 92 04]
    • Parkhotel Schmid, Adelsried: [täglich ab 12 Uhr, Telefon 0 82 94/29 10]
    • Gasthaus am Lohwald, Neusäß: [Ruhetag: Montag, Telefon 08 21/4 86 95 71]

    Sehenswertes

    • Ganghofer-Stätte im Landgasthof zum Hirsch, Fuggerstraße 1, Welden: [Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr geöffnet]
    • Gedenktafel im Wald bei Bahnhof Horgau, wo Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge arbeiten mussten.
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