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Würzburg/Haßfurt: Zahl der Keuchhusten-Fälle steigt auch in Unterfranken: Für wen die Infektion gefährlich ist und was Ärzte raten

Würzburg/Haßfurt

Zahl der Keuchhusten-Fälle steigt auch in Unterfranken: Für wen die Infektion gefährlich ist und was Ärzte raten

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    Die Behandlung von Keuchhusten sollte frühzeitig beginnen. Bellender Husten ist ein Symptom der meldepflichtigen Erkrankung. Derzeit steigen die Fälle bundesweit an.
    Die Behandlung von Keuchhusten sollte frühzeitig beginnen. Bellender Husten ist ein Symptom der meldepflichtigen Erkrankung. Derzeit steigen die Fälle bundesweit an. Foto: Angelika Warmuth, dpa

    Bundesweit erkranken in diesem Jahr viele Menschen an Keuchhusten (Pertussis), einer meldepflichtigen Erkrankung. Das Robert Koch-Institut registriert einen deutlichen Anstieg bei den Fallzahlen. Wie sieht es in Unterfranken aus? Gibt es dort auch viele Patientinnen und Patienten, die mit dem typischen, bellenden Husten in die Praxis kommen? Ist Keuchhusten eine Kinderkrankheit und wie kann man sich schützen?

    Antworten auf die wichtigsten Fragen.

    Gibt es auch in Unterfranken aktuell viele Keuchhusten-Fälle?

    In Bayern sind laut Gesundheitsministerium in diesem Jahr bis 21. Mai bereis 1168 Keuchhusten-Fälle bekannt geworden. Das sind laut Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) 791 mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. In Unterfranken wurden nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in diesem Jahr 58 Fälle gemeldet, in der vergangenen 20. Kalenderwoche waren es drei Fälle.

    Das sei eine überschaubare Zahl, meint Christian Rein vom Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) für Kinder- und Jugendmedizin Haßberge in Haßfurt. "Wir hatten zum Beispiel keinen einzigen Fall", sagt der Kinderarzt. Von einer Keuchhusten-Welle könne man nicht sprechen.

    Welche Informationen gibt das Robert Koch-Institut?

    Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) ist der bundesweite Anstieg bei den Keuchhusten-Fallzahlen nicht ungewöhnlich und mit den Zahlen vor der Corona-Pandemie vergleichbar. Die niedrigeren Fallzahlen zwischen 2020 und 2023 hängen laut heißt es im RKI-Servicebericht.

    Ist Keuchhusten eine Kinderkrankheit?

    "Keuchhusten ist keine Kinderkrankheit", sagt Hausarzt Joachim Lentzkow. Der unterfränkische Vorstandsbeauftragte der Kassenärztliche Vereinigung (KVB) bezeichnet Keuchhusten eher als "Oma- und Opa-Krankheit". Denn ältere Menschen ließen sich häufig nicht mehr dagegen impfen, so Lentzkow.

    Auch Kinderarzt Christian Rein sagt, dass inzwischen eher Ältere erkranken. Kinder stecken sich nicht mehr bei ihren Geschwistern an, wenn diese geimpft sind, sondern zum Beispiel bei der Oma.

    Was Allgemeinmediziner Joachim Lentzkow noch auffällt: Wenn ein Kind von Eltern, die gegen Impfungen sind, an Keuchhusten erkrankt ist, würden sie sich und ihr Kind dann doch impfen lassen. Wer diese Krankheit miterlebt habe, möchte eine weitere Ansteckung lieber vermeiden, ist seine Erfahrung.

    Welche Symptome haben Keuchhusten-Erkrankte?

    Keuchhusten ist hoch ansteckend. Nach Angaben des RKI verläuft die Krankheit bei Ungeimpften in drei Stadien: In den ersten ein bis zwei Wochen treten erkältungsähnliche Symptome wie Schnupfen und leichter Husten auf, dazu vielleicht leichtes Fieber. 

    Im zweiten Stadium kommt es zu den typischen krampfartigen Hustenanfällen. Diese können mit Würgen und - vor allem bei Kleinkindern - Erbrechen einhergehen. Auch in dieser Phase, die vier bis sechs Wochen andauert, ist Fieber eher selten.

    Im dritten Stadium klingt die Erkrankung langsam ab. Der Reizhusten kann allerdings noch über Monate anhalten.

    Wie steckt man sich an und wie lange ist man ansteckend?

    Keuchhusten wird durch Bakterien ausgelöst. Anstecken kann man sich durch Tröpfcheninfektion - vor allem beim Husten, Niesen oder Sprechen. Die Inkubationszeit liegt laut RKI meist bei neun bis zehn Tagen.

    Wichtig ist: Betroffene sind besonders in den ersten beiden Krankheitswochen ansteckend – sie können es aber bis zu fünf Wochen bleiben. Nehmen Erkrankte Antibiotika ein, verkürzt sich die Dauer der Ansteckungs­fähigkeit laut RKI "auf etwa drei bis sieben Tage nach Beginn der Therapie".

    Wer ist besonders gefährdet?

    Nach Angaben des RKI ist Keuchhusten für Säuglinge besonders gefährlich. Bei Jugendlichen und Erwachsenen sowie den meisten geimpften Kindern verläuft die Erkrankung oft als lang andauernder Husten. Zu Komplikationen kann es bei Menschen mit Grunderkrankungen, Älteren und vor allem bei Neugeborenen kommen. Die häufigste Komplikation ist eine Lungenentzündung.

    Wie wird Keuchhusten behandelt?

    Keuchhusten wird mit Antibiotika behandelt. Dabei ist es laut RKI wichtig, dass die Therapie möglichst früh beginnt.

    Dabei könne die Infektion nur in den ersten drei Wochen behandelt werden, sagt Allgemeinmediziner Jürgen Lentzkow. Dieses kurze Zeitfenster sei häufig schon überschritten, wenn Erkrankte in die Hausarzt-Praxis kommen. Dann gebe es die Möglichkeit, den bellenden Husten mit Hustenstiller oder Inhalation zu lindern.

    Wie sollten sich Erkrankte verhalten?

    Es braucht Geduld, sagt Kinderarzt Christian Rein. Und Erkrankte sollten frühzeitig zum Arzt gehen. Wer hustet bis zum Erbrechen oder dabei Luftnot hat, sollte sich auf jeden Fall untersuchen lassen.

    Wer sollte sich gegen Keuchhusten impfen lassen?

    Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt für alle Kinder und Säuglinge die Impfung. Sie wird in drei Dosen im ersten Lebensjahr verabreicht, in der Regel wird dabei ein Dreifach-Impfstoff gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten eingesetzt. Damit die Immunität anhält, muss die Impfung im Vorschul- und Jugendalter sowie als Erwachsener aufgefrischt werden. Das heißt: Auch Erwachsene sollten sich einmal gegen Pertussis impfen lassen. 

    Darüber hinaus empfiehlt die Stiko allen Frauen, die ein Kind erwarten, sich zu Beginn des dritten Schwangerschaftsdrittels gegen Keuchhusten impfen zu lassen. Besteht das Risiko einer Frühgeburt, sollte die Impfung bereits im zweiten Schwangerschaftsdrittel erfolgen. Das Ziel: ein Nestschutz für das Kind aufzubauen, der es bis zur ersten Impfung schützt.

    Bin ich nach einer Keuchhusten-Infektion für den Rest des Lebens davor geschützt?

    Nein, eine Keuchhusten-Infektion baut laut RKI keine lebenslange Immunität auf. Genesene seien maximal 10 bis 20 Jahre vor einer erneuten Ansteckung geschützt. Deshalb empfiehlt Hausarzt und KVB-Sprecher Joachim Lentzkow auch allen Großeltern eine Impfung.

    Mit Informationen von dpa

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