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München: Wassermangel in Unterfranken und Kontrolldefizite der Behörden: Wortwahl eines CSU-Antrags erhitzt im Landtag die Gemüter

München

Wassermangel in Unterfranken und Kontrolldefizite der Behörden: Wortwahl eines CSU-Antrags erhitzt im Landtag die Gemüter

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    Trockene Böden in der Nähe von Dipbach in der Bergtheimer Mulde. Die massiven Defizite bei der Kontrolle der Wasserentnahme in Unterfranken sorgen im Landtag erneut für hitzige Diskussionen.
    Trockene Böden in der Nähe von Dipbach in der Bergtheimer Mulde. Die massiven Defizite bei der Kontrolle der Wasserentnahme in Unterfranken sorgen im Landtag erneut für hitzige Diskussionen. Foto: Irene Konrad

    Auch rund sieben Wochen nach ersten Veröffentlichungen von Main-Post und Bayerischem Rundfunk über massive Defizite bei der staatlichen Kontrolle der Wasserentnahme in Unterfranken sorgt das Thema im Bayerischen Landtag noch immer für hitzige Debatten. In der letzten Sitzung des Umweltausschusses in dieser Wahlperiode forderten CSU und Freie Wähler nun einen Bericht der Staatsregierung zur Wasserentnahme in

    Die schriftliche Begründung dieses Antrags führte an diesem Donnerstag jedoch zu lautstarken Wortwechseln – weil es darin heißt, die Medien hätten in ihren Berichten "die teilweise Unkenntnis der Behörden bei der Entnahme von Wasser in der Region Unterfranken unterstellt".

    "Ich sehe da keine Unterstellungen", kritisierte der Würzburger Grünen-Landtagsabgeordnete Patrick Friedl diese Formulierung. Vielmehr handle es sich bei den Berichten um eine "umfassende Recherche" mit einer "fundierten Dokumentation der Ergebnisse". Von einer Unterstellung – also einer Behauptung ohne Belege – könne keine Rede sein.

    Auch der oberfränkische SPD-Abgeordnete Klaus Adelt forderte eine andere Wortwahl in dem Antrag. Dies gebiete schon der Respekt "gegenüber denjenigen, die hier monatelang recherchiert haben". Adelt verwies - stichelnd - zudem darauf, dass ein von der SPD geforderter Bericht zum Thema von CSU und Freien Wählern noch im Mai abgelehnt worden sei: "Ich bin überrascht, wie schnell die CSU hier einen Vorstoß der SPD aufgreift."

    CSU-Politiker Gerhard Eck: Kritik an Kontrolldefiziten "immer wieder die gleiche Marotte"

    Während der CSU-Umweltpolitiker Alexander Flierl von einer "missverständlichen Formulierung" sprach und den Antrag als einen "Vorstoß für mehr Klarheit" verstanden haben wollte, stieg mit den Wortmeldungen der Opposition beim unterfränkischen CSU-Abgeordnete Gerhard Eck die Erregung: Die Kritik vor allem der Grünen an der Wortwahl im CSU-Papier sei ein "Vorwahlkampf-Geplänkel, das nicht zu ertragen ist" und "eine ganz billige Anwanzung".

    Aber auch in der Sache selbst legte Eck nach: "Ich finde es unerträglich, den Behörden hier sowas anzuhängen", sagte er zu den mit vielen Fakten belegten Berichten über die unvollständige Kenntnis der Behörden, was die tatsächliche Wasserentnahme betrifft: "Das ist immer wieder die gleiche Marotte."

    Recherche von Main-Post und BR basiert auf Auswertung von 2000 Entnahme-Rechten

    Die brisanten Erkenntnisse beruhen auf einer gemeinsamen, mehr als sechsmonatigen Recherche von Main-Post und Bayerischem Rundfunk bei allen Landkreisen und drei kreisfreien Städten in Unterfranken über die Wasserrechte von Industrie, Landwirtschaft, Weinbau, Kommunen, Fischwirten, Vereinen und Privatpersonen. Die Redaktionen werteten unter anderem mehr als 2000 Entnahmerechte aus und sprachen mit allen zuständigen staatlichen Stellen. Bei fast 60 Prozent aller Entnahme-Genehmigungen wussten die Behörden demnach nicht, wie viel Wasser tatsächlich in Unterfranken aus der Natur gepumpt wurde. 

    Ob der Ministeriumsbericht zu dem CSU-Antrag noch vor der Landtagswahl im Oktober fertig werden kann, blieb am Donnerstag offen. Vorgelegt wurde derweil im Landtag ein Bericht über bereits laufende Maßnahmen zum Wasserrückhalt und zur Wassereinsparung in der von Trockenheit besonders betroffenen Bergtheimer Mulde im Landkreis Würzburg.

    Bergtheimer Mulde: Neue Wasseranalyse soll Grundlage für künftige Wasserentnahme werden

    Demnach soll eine detaillierte Wasseranalyse in einem "Landschaftswasserhaushaltsmodell" für das Gebiet in diesem Herbst vorliegen. Diese Analyse soll dann auch "Grundlage für die weitere Wasserentnahme sein", erklärte ein Beamter aus dem Umweltministerium. Zudem soll die Bergtheimer Mulde Pilotregion für den Einsatz digitaler Funkzähler zur Überwachung des Wasserverbrauchs werden – die konkrete Umsetzung kann laut Ministerium aber bis zu fünf Jahre dauern.

    Eine seit gut zehn Jahren laufende Überwachung zeige einen rund 40-prozentigen Rückgang der Grundwasser-Neubildung in der Bergtheimer Mulde, so der Beamte. Unterfranken insgesamt sei Schwerpunkt für Pilotprojekte für nachhaltige Bewässerung, Wasserentnahme aus großen Flüssen wie dem Main oder den Bau von Wasserspeichern.

    Umweltministerium: Grundwasser-Neubildung in dem Gebiet wird sich nicht verbessern

    Im Forschungszentrum Schwarzenau (Lkr. Kitzingen) werden laut Landwirtschaftsministerium "Ackerbaustrategien in Trockenlagen" erforscht. Die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) hat eine "Kompetenzstelle Bewässerung". In Unterfranken gibt es zudem neun Pilotprojekte für Wasserrückhalt und Erosionsschutz. Und auf knapp 6000 Hektar Fläche in Unterfranken werden Agrar-Umweltmaßnahmen zum Wasserschutz gefördert.

    • Alle Artikel zur Wasserentnahme in Unterfranken und der Datenrecherche finden Sie gesammelt hier.

    Was die Bergtheimer Mulde betrifft, zeigte sich der Experte aus dem Umweltministerium trotz aller Anstrengungen jedoch skeptisch: "Wir gehen davon aus, dass sich die Grundwasser-Neubildung dort nicht verbessern wird."

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