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Würzburg: Vermisste Maddie: Würzburger Verdächtiger wird in Interview von Ex-Komplize schwer belastet

Würzburg

Vermisste Maddie: Würzburger Verdächtiger wird in Interview von Ex-Komplize schwer belastet

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    In Portugal hängt ein Kellner ein Bild der verschwundenen Maddie McCann auf. Immer wieder wandte sich die Polizei in dem Fall an die Öffentlichkeit mit der Bitte um Informationen. Jetzt stellte sich ein früherer Komplize des Verdächtigen aus Würzburg zum Interview.
    In Portugal hängt ein Kellner ein Bild der verschwundenen Maddie McCann auf. Immer wieder wandte sich die Polizei in dem Fall an die Öffentlichkeit mit der Bitte um Informationen. Jetzt stellte sich ein früherer Komplize des Verdächtigen aus Würzburg zum Interview. Foto: Armando Franca, dpa

    Der aus Würzburg stammende Christian B. steht im weltweit bekanntesten Vermisstenfall unter Verdacht, für das Verschwinden der dreijährigen Maddie McCann 2007 verantwortlich zu sein. Nun äußert sich in einem Interview der wichtigste Zeuge: Der einstige Komplize hatte Christian B. in Portugal angeblich bestohlen, stieß dabei wohl auf Hinweise im Fall Maddie - wurde aber von der Polizei zunächst jahrelang ignoriert.

    Der 52-jährige Helge B. erzählt im Interview mit "Bild", wie er den Würzburger Christian B. in Portugal kennenlernte. Dorthin war der Unterfranke geflüchtet, um einer Haftstrafe zu entgehen - dafür, dass er schon 1994 als Heranwachsender vor Kindern die Hosen heruntergelassen hatte.

    Maddie-Verdächtiger und sein Komplize lebten in Portugal von Straftaten

    "Ich hatte gehört, dass er in Hotels einsteigt, ein guter Kletterer ist, über die Balkone reingeht. Wir haben uns dann öfter gesehen", sagt Helge B., der selbst damals mit Straftaten in Portugal sein Leben fristete. Als Christian B. dort in Haft kam, stieg Helge B. mit einem anderen Kumpel bei ihm ein, um Diesel zu stehlen, sagt er.

    Das Duo nahm nach eigenen Angaben eine Videokamera, einige Filme und eine Pistole mit. Sie staunten offenbar, als sie die Videos anschauten. "Es war zu sehen, wie jemand eine Frau ausgepeitscht hat. Sie war gefesselt, lag auf dem Bett, war bestimmt 70, 80 Jahre alt. Sie hatte eine angemalte Taucherbrille auf, konnte nichts sehen", sagt Helge B. im Interview. "Am Ende des Videos hat er sich aufs Bett gesetzt und die Maske runtergezogen." Da habe er Christian B. erkannt.

    Video hat Parallelen zu einem Fall, in dem Christian B. zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde

    Was seine Schilderung glaubhaft macht: Jahre später, 2019, wurde der Würzburger für genau so eine Tat an einer 72-jährigen Touristin zu sieben Jahren Haft verurteilt, die er aktuell absitzen muss. Doch Helge B. erzählt von einem weiteren Video, auf dem ein mutmaßlich minderjähriges Mädchen nackt an einen Balken gefesselt war, während Christian B. hinter ihr saß und lachte.

    Als er einem Polizisten in Deutschland von den Geschehnissen berichtete, habe der ihm geraten, die Finger von der Sache zu lassen, sagt Helge B.. Die Videos habe er in seinem Wohnwagen in Portugal gelassen. Wo diese sich heute befinden, ist unbekannt.

    2008 habe er Christian B. wieder getroffen, berichtet der Zeuge. Dabei sei das Gespräch auch auf Maddie gekommen. Die Männer spekulierten, wie das Mädchen unbemerkt aus der Ferienanlage verschwinden konnte, in dem es mit seinen Eltern Urlaub machte, so berichtet es Helge B..

    Gab es ein versehentliches Geständnis zum Verschwinden von Maddie McCann?

    "Der Christian hatte zwei, drei Bier getrunken und hat daraufhin gesagt: Sie hat ja nicht geschrien", berichtet Helge B. "Ich dachte: Der weiß das. Der hat damit zu tun." Am nächsten Morgen war Christian B. angeblich samt Wohnmobil verschwunden. Helge B. vermutet, dass der Würzburger begriffen hatte, sich verplappert zu haben.

    Helge B. hat daraufhin nach eigenen Angeben Scotland Yard angerufen. Dabei habe er den Namen von Christian B. weitergegeben. "Die haben meine Personalien aufgenommen, meine Telefonnummer. Aber man hat mich nie zurückgerufen."

    2017, zehn Jahre nach Maddies Verschwinden, habe er erneut bei Scotland Yard angerufen - diesmal mit Folgen. Erst habe er in Athen zwei Beamte getroffen, dann in London seine Aussage zu Protokoll gegeben.

    BKA holte sich die Aussage des Belastungszeugen

    2018 meldete sich dann das deutsche Bundeskriminalamt (BKA), weil man die Aussage des Zeugen zu Christian B.'s Vorgehen bei der Vergewaltigung der älteren Dame brauchte, die er auf den Videos gesehen hatte. Ein Jahr später habe er schließlich den Hauptverdächtigen im Fall Maddie vor Gericht gesehen.

    Für den Hauptverdächtigen hat Helge B. im Interview eine Botschaft: "Christian, ich hoffe, dass du nicht mit dieser Geschichte davonkommst. Du leugnest, dass es diese Videos gibt. Leider sind sie verschollen. Aber ich habe sie gesehen."

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