Vom eigenen Tiny House träumen derzeit wohl viele – nicht zuletzt, seitdem die Preise für Energie und Lebenshaltung durch die Decke gegangen sind. Markus Balkow aus Enheim im Landkreis Kitzingen träumt nicht nur, er werkelt bereits an seinem eigenen
Der 48-Jährige steht im schwarzen, dicken Pullover und mit Werkzeug ausgestattet im Garagenhof in Markt Bibart. Ein großes, grünes Garagentor folgt auf dem Gelände auf das nächste, aber nur eines ist an einem kalten Februarmittag halb hochgezogen. Dort baut er an seinem Projekt. Leila liegt direkt am Eingang des offenen Tores und kaut auf einem Knochen herum. Dahinter ist Balkow damit beschäftigt, das Grundgerüst seines Tiny House aufzubauen.
Beim Blick ins Innere der schmalen, aber hohen Halle lässt sich schon erahnen, wie sein neues Zuhause mal aussehen soll. Mit gelbem Klebeband hat Balkow auf der Bodenplatte markiert, wie er sich die untere Wohnebene vorstellt, und mit Rot den oben geplanten Schlafbereich angedeutet. Insgesamt soll sein Tiny House 23 Quadratmeter Wohnfläche auf zwei Etagen haben – 18 unten, fünf oben. Und das auf einem Anhänger.
Tiny House mit Ecksofa, ausgestatteter Küche, Schlafbereich und Bad
Geplant sind unter anderem ein Ecksofa und ein ausfahrbarer Erker, in dem im Winter ein abbaubarer Holzofen stehen und im Sommer der Schreibtisch seinen Platz finden soll. Außerdem eine Küche mit kleiner Spülmaschine, Induktionsherd und einem großen Kühlschrank samt Gefrierfach, in dem das Futter für Leila untergebracht werden soll. Hinter der Küche sollen Toilette und Dusche ihren Platz finden, während im Obergeschoss der Schlafbereich geplant ist. Für seine Planung hat er auf dem Anhänger eine Länge von 7,80 Metern, zweieinhalb Metern Breite sowie einer Höhe von 3,20 Metern vorne und im Bereich des Schlafgeschosses 3,90 Metern.
Balkow werkelt an seinem Projekt komplett alleine, nur hin und wieder hat er Hilfe. Zugute kommt ihm dabei, dass er früher als Elektriker gearbeitet hat. Das spart Geld. Er rechnet mit Kosten von gut 20.000 Euro. Wem das handwerkliche Geschickt fehlt, der bekommt seiner Einschätzung nach ein fertiges Tiny House für zwischen 50.000 und 80.000 Euro.
"Das Interesse in der Nachbarschaft ist riesig", erzählt er. Auf dem Garagenhof sind ohnehin einige Gleichgesinnte, die ihre Camper dort stehen haben. Der Unterschied ist aber: Sein Tiny House soll ihm als dauerhafter Wohnsitz sowie als Basis für seine Wandertrips dienen und nicht nur für den Urlaub als Unterschlupf herhalten.
Trotzdem baut er sein Zuhause auf Rädern, weshalb es maximal 3,5 Tonnen wiegen darf. "Die Dinger sind nicht zum Herumfahren gedacht. Aber es muss so stabil sein, dass es eine Vollbremsung aushält", erklärt der 48-Jährige. Beim Bau des Hauses muss er generell einiges beachten. Er rät jedem, der sich selbst überlegt, ein Tiny House anzuschaffen, sich mit den rechtlichen Vorschriften auseinanderzusetzen. Um die Stabilität seines Gefährts zu erhöhen, wolle er Verstrebungen wie in einem Fachwerkhaus einbauen. Außerdem sollen die Treppe sowie ein Schrank eingebaut werden, die stabilisieren würden.
So stemmt der Tiny-House-Bauer seinen Energieverbrauch
Energieeffizienz ist für Tiny-House-Bauer Markus Balkow ein Thema. Sein Plan: Mit drei Heizsystemen soll sein Zuhause gewärmt werden. Als Hauptheizung dient eine Splitklimaanlage, also eine Wärmepumpe im Kleinformat. Für ganz kalte Tage steht zudem ein Holzofen zur Verfügung und der Schlafbereich wird per Infrarot-Ofen warmgehalten. "Der obere Bereich wird abtrennbar sein, dass ich nur den Schlafbereich heizen muss", erklärt der Heimwerker.
Außerdem sollen auf dem Pultdach des Tiny House, also einer geneigten Dachfläche, zehn Solarpanels angebracht werden und Strom liefern, "womit ich meinen Energieverbrauch weitgehend stemme". Mit Strom versorgt werden sollen etwa der Kühlschrank und der Laptop, erklärt Balkow. Er rechnet mit 40 bis 50 Kilowattstunden, die an Strom vom eigenen Dach fließen sollen. Außer im Winter, da werde es schwierig. Da würden es nur fünf bis sechs Kilowattstunden werden. Um keine Energie zu verlieren, den die Solaranlage liefert, soll ein Batteriespeicher den Strom zwischenspeichern.
So lange ist die Lebensdauer eines Tiny House
Eine weitere Maßnahme, die Balkow plant: Er will nur zwei bis drei Fenster einbauen, "dass wenig Wärme verfliegt". Der 48-Jährige schätzt die Lebensdauer seines neuen Zuhauses auf 50 bis 70 Jahre, "je nach Pflege". Im Gespräch mit ihm merkt man, wie viel beachtet werden muss, beim Bau eines Tiny House, aber eben auch, wie tief sich der Enheimer eingearbeitet hat: Wie muss die Dämmung aussehen? Was muss beim Einbau eines Holzofens beachtet werden? Woran muss man sich halten, wenn man ganzjährig im Tiny House wohnt?
"Ich glaube, es wird nie richtig fertig."
Markus Balkow baut sein eigenes Tiny House
Selbst bietet er an, Tiny-House-Bauern und -Bauerinnen Hilfestellung beim Bauprojekt zu geben. Er rät Interessierten, erstmal Urlaub in einem Tiny House zu machen und ein "Gefühl für die Größe" zu bekommen. Am besten solle man sich in einer größeren Tiny-House-Siedlung umschauen, was man bauen möchte – ob normales Tiny House, Container oder Modulhaus.
Balkow selbst hat im Januar mit dem Bau begonnen. "Bis Herbst soll es komplett fertig sein", setzt er sich als Ziel. "Ich glaube, es wird nie richtig fertig", schiebt er aber dann doch noch hinterher. Wo sein Haus einmal stehen soll, ist derzeit noch komplett offen.