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Kitzingen: Schutzschirmverfahren bei Franken Guss in Kitzingen: So will die Politik dem Unternehmen helfen

Kitzingen

Schutzschirmverfahren bei Franken Guss in Kitzingen: So will die Politik dem Unternehmen helfen

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    Die Firma Franken Guss in Kitzingen: Seit mehr als 100 Jahren wird an diesem Standort Eisen und inzwischen auch Aluminium gegossen.
    Die Firma Franken Guss in Kitzingen: Seit mehr als 100 Jahren wird an diesem Standort Eisen und inzwischen auch Aluminium gegossen. Foto: Frank Weichhan

    Auf großen Plakaten werden "Mitarbeiter gesucht", um die "Mobilität der Zukunft" zu gestalten. Auf der Internetseite des Unternehmens ist von "Zukunftsperspektiven. Aus Tradition." zu lesen. Um diese Zukunft der Kitzinger Gießerei Franken Guss wird derzeit hart gerungen. Das Unternehmen befindet sich wegen finanzieller Schwierigkeiten in einem Schutzschirmverfahren, das eine Sanierung in Eigenregie vorsieht. Geschäftsführung, IG Metall und Betriebsrat hoffen dabei auch auf Hilfe der Politik.  

    Hoffnung auf eine Zukunft der Firma hat Landrätin Tamara Bischof (FW). Sie berichtet, dass der Geschäftsführende Gesellschafter, Josef Ramthun, sie ausführlich informiert habe. "Er glaubt an seine Firma." Wie die Kreis-Chefin auf Anfrage betont, tue ihr "jede Schieflage eines Betriebs im Landkreis Kitzingen weh, besonders bei einer großen Firma mit 650 Beschäftigten". Denn daran hingen ja auch die Existenzen der betroffenen Familien. 

    Ramthun sei auch deshalb zuversichtlich, weil die Belegschaft zu ihm und seinen Sanierungsplänen stehe. Am Ende der Mitarbeiterversammlung habe es sogar Beifall gegeben, berichtet die Landrätin aus dem Gespräch mit dem Geschäftsführer.

    Die hohen Energiekosten, die immer noch über dem Vor-Ukrainekriegs-Niveau liegen, könne die Firma nicht über die Preise ihrer Produkte ausgleichen. Zudem habe der Standort von Franken Guss in Kitzingen zweistellige Millionenbeträge in Produkte für die E-Mobilität investiert, die in dieser Weise nun wegen der Flaute beim Elektro-Auto-Verkauf nicht nachgefragt würden.

    Kann Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger helfen?

    Am Standort der Schwesterfirma Sachsen Guss in Chemnitz wiederum habe man auf den Ausbau der Windkraft gesetzt, berichtet die Landrätin, was derzeit ebenfalls nicht entsprechend am Markt nachgefragt werde.

    Bischof will versuchen, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger nach Kitzingen zu holen, um vor Ort über Staatshilfen zu sprechen. Der Landkreis Kitzingen will zudem erneuerbare Energien ausbauen lassen, um mittelfristig Unternehmen mit Strom aus regionaler Produktion zu unterstützen.

    Als "herben Schlag" empfindet der Bundestagsabgeordnete Markus Hümpfer (SPD) die finanzielle Schieflage des Unternehmens. Gerade Franken Guss wolle die Transformation im Automobilbereich durch Produkte für die E-Mobilität unterstützen. Dass die Firma auch deshalb in Schwierigkeiten geraten sei, sei "keine erfreuliche Nachricht". 

    Bundestagsabgeordneter Markus Hümpfer sieht Entlastung beim Strompreis kommen

    Auch Hümpfer glaubt an das Unternehmen, weil der Geschäftsführer und der Betriebsrat "kämpferisch sind und am Standort festhalten wollen". Hümpfer: "Wir stehen an der Seite des Unternehmens, der Belegschaft und des Betriebsrats." Die Probleme, die auf die Energiepreise zurückzuführen sind, erkennt Hümpfer an. "Franken Guss konkurriert mit anderen Unternehmen, auch im Ausland." Insofern seien die Produktionsbedingungen für den Betrieb "herausfordernd". Hümpfer räumt ein, dass es bei der Energiewende "deutlich mehr Geschwindigkeit" brauche.

    Beim Energieträger Gas kann er Franken Guss wenig Hoffnung auf sinkende Preise machen, da Gas nicht mehr gefördert werden soll. Entgegenkommen des Bundes signalisiert Hümpfer aber bei der Elektrizität. Zwar sei die SPD mit ihrem Vorhaben in der Ampel gescheitert, einen reduzierten Industrie-Strompreis einzuführen. Dafür sei die Energiesteuer gesenkt worden und die Netzentgelte sollen künftig ebenfalls günstiger werden.

    Konkret habe man Franken Guss ermöglicht, Direktleitungen zu Großflächen-Photovoltaik-Anlagen zu legen. Aber das ist ebenso wie der Bezug von Strom aus Windkraft eine mittelfristig wirksame Hilfe. 

    Für Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) ist der Sanierungsfall Franken Guss "eine traurige Geschichte", hat er doch aus seiner Zeit als Student nur gute Erinnerungen an die Ferienjobs in der Gießerei. Auch seien etliche der 650 Beschäftigten aus der Stadt Kitzingen; insofern sei die Nachricht "nicht erfreulich". 

    Auch für die Stadt Kitzingen stehen "Gelder im Feuer"

    Für die Stadt hat Franken Guss aber nicht nur wegen der Arbeitsplätze, der Gewerbe- und Einkommensteuer eine Bedeutung; die Firma zahlt für ihren immensen Strombezug auch Netzentgelt an die Licht-, Kraft- und Wasserwerke (LKW), an denen die Stadt beteiligt ist. Güntner deutet an, dass wegen der finanziellen Schwierigkeiten auch für die

    Insofern seien die kurzfristigen Unterstützungsmöglichkeiten der Stadt Kitzingen begrenzt. Allenfalls könne man sich über Zahlungsmodalitäten unterhalten. Mittelfristig verweist der OB auf die gemeinsamen Pläne von Stadt und LKW, durch Photovoltaik-Freiflächen- und Windkraftanlagen in die lokale Stromerzeugung einzusteigen.

    Nach der Realisierung dieser bereits angelaufenen Projekte habe man das Ziel, auch für die Unternehmen in der Stadt verlässliche, langfristig stabile Strompreise anzubieten. Doch Güntner räumt ein, dass die Umsetzung wohl noch mindestens fünf Jahre dauern werde.

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