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Karlsruhe: Rätsel um weiße Plakate in Karlsruhe ist gelöst!

Karlsruhe

Rätsel um weiße Plakate in Karlsruhe ist gelöst!

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    Rätsel um weiße Plakate in Karlsruhe ist gelöst!
    Rätsel um weiße Plakate in Karlsruhe ist gelöst! Foto: Sina Pischem

    ka-news-Leserin Bettina staunt, als sie mit ihrem Hund am Montag durch die Innenstadt spaziert. Im Bereich der Erbprinzenstraße kleben neue, weiße Plakate: An Mülleimern, an Stromkästen und auf aufgestellten Werbeschildern. Sie ist verwundert über die komische Hängung. "Die wurden offenbar illegal plakatiert", ist sie sich sicher. Das bestätigt auch die Stadt Karlsruhe.

    "Uns sind die Urheber der Plakate nicht bekannt, sie wurden von uns auch nicht genehmigt", heißt es gegenüber ka-news.de. 

    Plakate kleben wohl auch auf dem Campus

    Am Dienstagnachmittag werden bereits die nächsten Plakate auf dem Campus Süd entdeckt. Diesmal meldet sich Student Anton bei der Redaktion.

    "Mir und meinen Kommilitonen sind diese Plakate und Sticker aufgefallen, die überall hängen, weil sie nicht wirklich einen erkennbaren Inhalt/Zweck zu haben schienen. Wir haben uns die Website von den Plakaten angesehen, aber die

    Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) reagiert ähnlich wie die Stadt. Zweck und Ursprung der Plakate kennen sie nicht. Eine Genehmigung sei auch nicht erfolgt. 

    Auch ka-news.de nimmt die Plakate bei einem Besuch in der Innenstadt genauer unter die Lupe. Auf dem weißen Grund ist eine Art Liniengitter zu erkennen. Laut einigen Usern auf Reddit.de erinnere das Gitter stark an das Fernwärmenetz der Stadt Karlsruhe. Unter diesem Gitter wird der Link einer Webseite erkennbar: https://kann-ich-nicht.de.

    Tatsächlich führt dieser zu einer Webseite mit integriertem Countdown, der den Verdacht von Student Anton bestätigt. Was passiert wenn er endet? Darüber gibt die Webseite keine Auskunft.

    "Raphael Toussaint" verwaltet die Seite

    Die Spur führt über das Impressum zu einem "Raphael Toussaint" aus Magdeburg, der lediglich seine E-Mail-Adresse als Kontakt angibt. Bei der angegebenen Adresse handelt es sich laut Google Maps um ein Wohnhaus mit einem Touristenbüro.

    Toussaint sei nach eigenen Angaben wohl für den Inhalt der Webseite verantwortlich, will jedoch nicht der führende Kopf hinter der Aktion sein. Zu eben diesem möchte er sich auch nicht äußern.

    "Ich bin lediglich die presserechtlich verantwortliche Person für die Inhalte der Webseite kann-ich-nicht.de. Bitte verstehen Sie, dass ich Ihnen daher nichts zu den Plakaten sagen kann. In Magdeburg sind mir bisher keine solcher Plakate begegnet. Die Webseite beinhaltet alle Informationen, die ich Ihnen aktuell zur Beantwortung ihrer Frage zur Verfügung stellen kann", schreibt er per Mail. 

    Spekulationen im Internet

    Auf Foren wie reddit.com wird ebenfalls über die Plakate mit dem mutmaßlichen Fernwärmenetz von Karlsruhe diskutiert. Der Grund für das Plakat sei als Protest gegen steigende Fernwärme-Kosten zu verstehen. Sie vermuten, dass die Gruppe Fridays for Future (FFF) dahinter stecke. Die hatten schon am 16. Juni in einem Instagram-Post kritisiert, dass Fernwärme nicht nachhaltig sei.

    "Die Webseite wird auf demselben Server gehostet, wie https://fffka.de/. Der rDNS der IP zeigt auch auf https://mail.fffka.de, also denke ich, dass da nicht mehr drauf sein wird. Die Adresse im Impressum wird wohl ein roter Hering  (Anmerkung der Redaktion: Ablenkungsmanöver) sein. Ich vermute, befreundete Menschen oder virtuelle Geschäftsadresse", schreibt zum Beispiel der User "MausundKatz". Eine Anfrage der Redaktion an FFF blieb am Mittwoch bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Die Gruppe "Extinction Rebellion" sei laut Usern ebenfalls eine Option.

    Andere Kommentatoren halten es wiederum für eine Werbeaktion der Stadtwerke. Die dementieren das auf Nachfrage von ka-news.de. Auffällig: Die KAnn ich" in Verbindung mit unterschiedlichen Themen. 

    Aktualisierung, 15 Uhr: Polizei ermittelt

    Tatsächlich liegen auch der Karlsruher Polizei Informationen zu dem Plakat-Fall in Karlsruhe vor. In der Nacht zum Montag konnten zwei weibliche und eine männliche Person am Markplatz "mit entsprechendem Klebematerial und identischen Plakaten" festgestellt werden. Die Tatverdächtigen seien zwischen 17 und 23 Jahre alt. 

    Der Anzeigenvorgang wegen des Anfangsverdachts der Sachbeschädigungen in mehreren Fällen werde derzeit von der Kriminalpolizei Karlsruhe bearbeitet und geprüft. Sieben mögliche Geschädigte konnten bislang ermittelt werden. 

    Aktualisierung, 29. Juni: FFF-Protest gegen Fernwärme

    Pünktlich um Mitternacht wurde auf der Seite kann-ich-nicht.de bekannt gegeben, wer hinter den Plakaten steckt: Fridays-for-Future (FFF). Per Klick auf den Link "mehr Erfahren" wird man auf eine neue Seite umgeleitet. Dort stellt die Klima-Bewegung Forderungen für eine "zukunftssichere und fossilfreie Fernwärme" auf. 

    Sie kritisieren, dass Fernwärme durchaus nachhaltig gewonnen werden könne, dies in Karlsruhe jedoch nicht der Fall sei.

    "Die Fernwärme in Karlsruhe kommt aktuell aus der Papierfabrik, der Mineralölraffinerie (MIRO), einem Gaskraftwerk und dem Kohlekraftwerk (RDK). Fossile Energien machen einen großen Teil der Wärmeversorgung aus und stoßen viele CO2-Emissionen aus, welche die Klimakrise weiter verschärfen", so FFF. 

    Sie fordern stattdessen von den Stadtwerken, einen "überprüfbaren Plan" zu entwerfen, der Zeitangaben zum Ausbau von Geothermie und weiteren Wärmequellen offen darlege. Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, wollen FFF mit verschiedenen "lauten Aktionen ins Gespräch und in den Austausch kommen".

    Was sagen die Stadtwerke?

    Bereits am Freitagnachmittag wenden sich die Stadtwerke mit einem Statement an die Redaktion. "Vorsorglich" in gewisser Weise.

    Sie teilen mit, dass die Stadtwerke bis 2035 CO2-neutrale Fernwärme liefern wollen. Bereits jetzt liege der Anteil an neutraler Fernwärme bei 60 Prozent. Dabei werde die Fernwärme aus industrieller Prozessabwärme und aus Abwärme von Stromerzeugung gewonnen. Hauptlieferanten seien die Mineralölraffinerie MiRO, das Rheinhafen-Dampfkraftwerk 8 der EnBW und die Maxauer Papierfabrik.

    Von einer erneuten Inbetriebnahme von Block 8 - wie zuletzt im Jahr 2021 - gehen sie nicht aus.

    "Die in den industriellen Betrieben anfallende Abwärme würde ohne Abnahme durch die Stadtwerke Karlsruhe weitestgehend ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben werden. Die benötigte Fernwärme müsste auf anderen Wegen erzeugt werden. Die Abnahme der industriell anfallenden Abwärme durch die

    Ein sofortiger Verzicht auf industrielle Abwärme würde einen "dramatischen Rückschritt" in Richtung fossile Wärmeversorgung bedeuten. Ein Konzept um Fernwärme weiter zu dekarbonisieren liege bereits vor. Dabei sollen Tiefengeothermie, Wärmespeicher und eine Großwärmepumpe eine wichtige Rolle spielen. 

    Die vollständige Forderung von FFF an die Stadtwerke gibt es hier: https://fffka.de/fernwaerme-fossilfrei

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