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Bergrothenfels: Mehr Macht für Frauen, dafür keine leitenden Priester? So sehen Gläubige die Zukunft der katholischen Kirche nach Synodalem Weg und #OutInChurch

Bergrothenfels

Mehr Macht für Frauen, dafür keine leitenden Priester? So sehen Gläubige die Zukunft der katholischen Kirche nach Synodalem Weg und #OutInChurch

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    Was haben der Synodale Weg und die Bewegung #OutInChurch gebracht – und wie geht es jetzt weiter? Darüber wurde kürzlich in Bergrothenfels diskutiert. (Symbolfoto)
    Was haben der Synodale Weg und die Bewegung #OutInChurch gebracht – und wie geht es jetzt weiter? Darüber wurde kürzlich in Bergrothenfels diskutiert. (Symbolfoto) Foto: Arne Dedert, dpa

    Wie soll es nach dem Synodalen Weg und der Aktion #OutInChurch in der katholischen Kirche weitergehen? Darüber diskutierten kürzlich rund 20 Interessierte in Bergrothenfels auf Einladung des Pastoralen Raums Marktheidenfeld und des Forums Soziale Bildung Benediktushöhe.

    Der Synodale Weg sollte bis März dieses Jahres eine strukturierte Debatte innerhalb der römisch-katholischen Kirche in Deutschland ermöglichen. Dabei sollten auch Fragen aufgearbeitet werden, die sich im Herbst 2018 nach der Veröffentlichung der MHG-Studie über sexuellen Missbrauch in der Kirche ergeben hatten. Der Prozess wurde von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) getragen. 

    Die Initiative "#OutInChurch – Für eine Kirche ohne Angst" wurde von queeren Menschen gegründet, die beruflich oder ehrenamtlich in der katholischen Kirche tätig sind. Im Januar 2022 erklärten 125 Personen ihr gemeinsames Coming-out als lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, intergeschlechtlich oder nichtbinär, um so "zur Erneuerung der Glaubwürdigkeit und Menschenfreundlichkeit der katholischen Kirche" beizutragen.

    Neue kirchliche Angebote sprechen viele Menschen an

    Katrin Fuchs, Moderatorin des Pastoralen Raums, begrüßte die Gäste gleich mit ihrem Wunsch: "Wir wollen weder alles schönreden, noch in die Mutlosigkeit verfallen." Deshalb auch gleich zu Beginn der Gesprächsimpuls: Was macht euch und jedem Einzelnen Mut?

    Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass das kirchliche Leben in Bewegung ist und die neuen Angebote viele Menschen ansprechen. Mut machend sei zudem, dass man nach den Gottesdiensten stets in freundliche Gesichter schaue und miteinander spreche. Außerdem zeige der Blick in die Geschichte: Gott lässt uns nicht allein, es ist immer irgendwie weitergegangen.

    Wird es die Kirchensteuer in zehn Jahren noch geben?

    Auf die zweite Frage, wo die an der Diskussion Teilnehmenden die Kirche in zehn Jahren sehen, herrschte erst einmal Stille. Dann jedoch war man sich einig, dass es Angebote geben wird, unabhängig von der Konfession. Einige waren sich sicher, dass es die Kirchensteuer nicht mehr geben wird, der Glaube aber bleibe. Etwas pessimistischer sah das ein jüngerer Mann: Die Amtskirche wird laut ihm keine Bedeutung mehr haben.

    An dem Gesprächsabend nahmen auch drei Experten teil, die beim Synodalen Weg beziehungsweise #OutInChurch mitgewirkt haben. Stephan Schwab aus Oberndorf ist seit 2001 Priester, aktuell als Klinikseelsorger in Aschaffenburg tätig und durch #OutInChurch auch über die Region hinaus bekannt geworden. Ihm macht Mut, dass sich die reformorientierten Kräfte zum ersten Mal vernetzt haben. Allerdings funktioniere es noch nicht, dass sich Priester zusammenschließen. Diese seien vielmehr Einzelkämpfer.

    Marcus Schuck: "Dinge werden benannt und nicht mehr unter den Tisch gekehrt."

    Schwester Katharina Ganz, seit zehn Jahren Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, findet das Ringen um eine zeitgemäße Kirche Mut machend. Der 54-jährige Marcus Schuck ist Pastoralreferent und Betriebsseelsorger für die Region Aschaffenburg. Bei den Pastoralreferenten würde die Vernetzung wesentlich besser als bei Priestern funktionieren, sagte er. Er finde es in Bezug auf den Synodalen Weg "äußerst gut", dass sich etwas bewegt: "Dinge werden benannt und nicht mehr unter den Tisch gekehrt."

    Insgesamt entstand an dem Abend eine rege Diskussion, die einerseits geprägt war von Optimismus, dass endlich etwas passiert, andererseits aber auch von Frustration, dass alles viel zu langsam voran geht. Stephan Schwab ist sich sicher, dass die Kirche in einigen Jahren anders sein wird als heute. So werde sie nicht mehr von Priestern geleitet. Dagegen wird es seiner Meinung nach etliche Gemeinschaften ohne bischöfliche Kontrolle geben.

    Ähnlich denkt Ganz: "Es werden sich viele kleine Hausgemeinschaften bilden – jenseits von institutioneller Bevormundung." Dazu ermutige sie die Menschen bereits jetzt. Schuck vermutet, dass es irgendwann keine flächendeckende pastorale Versorgung mehr geben wird.

    Ganz: Kein Grund, warum Frauen nicht alle Dienste ausüben dürfen

    Ein Diskussionspunkt war auch die Position der Frau in der katholischen Kirche. "Es gibt keinen Grund, der rechtfertigt, warum Frauen nicht alle Dienste in der Kirche ausüben dürfen. Außer: wir wollen es nicht", so Katharina Ganz. Eine hauptamtlich im Kirchendienst beschäftigte Zuhörerin weiß zu berichten: "Ich könnte da nicht arbeiten, wenn ich nicht wüsste, dass es nicht Gottes Wille ist. Bei Jesus liest man, dass alle Menschen gleich sind.".

    Auch die steigenden Kirchenaustritte waren ein Thema. Einige davon seien mit Sicherheit darauf zurückzuführen, dass die Menschen das System Kirche nicht mehr unterstützen wollen. Einig war sich die Gruppe auch, dass sich die Kirche unbedingt reformieren muss, um zukunftsfähig zu sein. Deshalb seien auch solche Gesprächsabende wichtig.

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