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Würzburg/Schweinfurt: Mehr Bafög: Wie Studierende in Unterfranken davon profitieren und warum die Bearbeitung so lange dauert

Würzburg/Schweinfurt

Mehr Bafög: Wie Studierende in Unterfranken davon profitieren und warum die Bearbeitung so lange dauert

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    Mit einer App können mittlerweile Studierende sowie bedürftige Schülerinnen und Schüler ihren Bafög-Antrag stellen. Doch die Umstellung von Papier auf die elektronische Akte zieht sich.
    Mit einer App können mittlerweile Studierende sowie bedürftige Schülerinnen und Schüler ihren Bafög-Antrag stellen. Doch die Umstellung von Papier auf die elektronische Akte zieht sich. Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    Bafög-berechtigte Studierende erhalten ab dem kommenden Wintersemester mehr Geld, Schülerinnen und Schüler bereits zum 1. August. Auf Initiative der Ampel-Regierung hat der Bundestag die neuerliche Anhebung beschlossen. Der sogenannte Grundbedarfssatz steigt von 452 auf 475 Euro im Monat, die Wohnpauschale von 360 auf 380 Euro.

    In Würzburg und Schweinfurt erhalten rund 5500 Studierende Bafög

    Nach Auskunft des für die Abwicklung zuständigen Studierendenwerks beziehen in Würzburg derzeit knapp 4000 der rund 26.000 Uni-Studierenden Bafög-Leistungen. An der Technischen Hochschule (THWS) sind es am Standort Würzburg rund 1300, in Schweinfurt etwa 220 Bafög-Empfänger. 1400 gibt es in Bamberg, rund 450 in Aschaffenburg.

    Weitere Neuerung durch den aktuellen Beschluss: Das Bafög kann ein Semester über die Regelstudienzeit hinaus gezahlt werden. Außerdem können Erstsemester aus ärmeren Familien eine einmalige Starthilfe in Höhe von 1000 Euro beantragen. Der Freibetrag bei den Elterneinkommen wird um weitere 5,25 Prozent erhöht. Damit sollen mehr Studierende einen Anspruch auf staatliche Beihilfe bekommen.

    Die Bundesregierung hatte bereits vor zwei Jahren die Freibeträge um ein Fünftel angehoben. Eltern dürfen also mehr verdienen, ohne dass die Kinder aus der Bafög-Förderung herausfallen. Seitdem ist deutschlandweit die Zahl der Empfänger nach längerem Rückkgang wieder gestiegen. Das Studierendenwerk Würzburg verzeichnete im Wintersemester 2022/23 einen Zuwachs von 6,6 Prozent an Bafög-Beziehern, im Sommersemester 2023 ein Plus von 7,3 Prozent.

    Trotz der Erhöhungen ist die Studierendenvertretung der Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) mit der neuen Bafög-Reform unzufrieden. Sie bleibe hinter den Erwartungen zurück, kritisiert Clara Betsch für den Studentischen Sprecher- und Sprecherinnenrat. Die Reform trage nicht dazu bei, finanzielle Hürden für Studierende abzubauen. Notwendig für mehr Chancengleichheit sei stattdessen eine grundlegende Überarbeitung des Systems. 

    Würzburger Studierendenvertretung: Erhöhung zu gering, Verfahren zu kompliziert

    Die beschlossene Erhöhung von etwa fünf Prozent hält die Studierendenvertretung für zu gering. Die ausgezahlten Beträge reichten nicht aus, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Gerade in Würzburg seien die Mieten hoch und Wohnheimplätze nur schwer zu bekommen. Viele müssten trotz Vollzeitstudiengang nebenbei arbeiten, um über die Runden zu kommen, so Betsch. Dies gehe auf Kosten der Studienleistungen und der Regeneration.

    Kritik üben die Studierenden auch an der Praxis bei Beantragung und Auszahlung von Bafög-Leistungen. Der bürokratische Aufwand sei hoch, das Geld komme verspätet an. In der Vergangenheit gab es immer wieder Klagen, dass Studierende teils viele Monate auf die erste Bafög-Zahlung warten müssen. 

    Beim Studierendenwerk Würzburg sind die Bearbeitungszeiten recht unterschiedlich, "von wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten", bestätigt Sprecherin Tanja Scheller. Wie schnell es geht, hänge von mehreren Faktoren ab. Einer davon: die "Qualität" des Bafög-Antrags. "Je präziser die Antragsformulare ausgefüllt und mit den benötigten Unterlagen versehen sind, desto weniger Nachfragen kommen vom Bafög-Amt", heißt es aus dem Studierendenwerk.

    Häufig werde auch übersehen, dass ein Antrag zur Weiterförderung spätestens zwei Monate vor Auslaufen gestellt werden muss. Wird er später eingereicht, könne es gerade im Wintersemester zu Engpässen und Verzögerungen kommen. Denn hier werden laut Scheller 80 Prozent aller Anträge gestellt. "Diese können nicht alle gleichzeitig bearbeitet werden", und Erstanträge haben Vorrang.

    Papieranträge: Digitalisierung beim Bafög ist aufwändig und zeitintensiv

    Neue Aufgaben wie die nun beschlossene Studienstarthilfe kommen für die Bafög-Ämter hinzu, mehr Personal gibt es dagegen nicht. Helfen könnte die Digitalisierung der Vorgänge – aber hier hinkt das deutsche Bafög-System weit hinterher. Stufenweise wird gerade von Papier auf die elektronische Akte umgestellt. Mittlerweile gibt es ein bundesweit zentrales Portal für die Antragstellung (www.bafoeg-digital.de). Der elektronische Weg wird immer häufiger genutzt, dennoch ist weiterhin auch der Papierantrag möglich.

    Hinzu kommt: Derzeit müssen noch alle Dokumente, die digital eingereicht werden, von den Ämtern ausgedruckt und der Papierakte hinzugefügt werde. "Dies bedeutet einen enormen Zeitaufwand", klagt die Sprecherin des Würzburger Studierendenwerks. "Bis alles komplett umgestellt ist, wird es wohl noch einige Zeit dauern."

    Leistungen aus dem "Bafög" (Bundesausbildungsförderungsgesetz) gibt es in Deutschland seit 1971 – zunächst als reiner Zuschuss, abhängig vom Einkommen der Eltern. Seit 1990 muss die Hälfte der Förderung später zurückbezahlt werden.

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