"Wir sind löwenstark", brüllen die Vorschulkinder laut durch den Garten des Würzburger Marienkindergartens. Wie stark ist denn so ein Löwe? "Richtig stark", erklärt die sechsjährige Nora.
Genauso stark möchten die Vorschulkinder sein, wenn für sie die Schule beginnt. Sie möchten sich behaupten können und wissen, wie sie reagieren, wenn andere sie ärgern. Was können sie machen, wenn Größere sie auslachen, weil sie die "falschen" Schuhe haben oder mit "Babysachen" spielen?
Jedes sechste Kind ist von Mobbing betroffen
Kinderstreitereien, mag jetzt der ein oder die andere denken. Doch immer wieder entwickelt sich daraus eine Spirale, in der Kinder regelmäßig schikaniert werden. Sie werden gemobbt, mit teils schwerwiegenden Folgen. Sie haben Angst, Selbstzweifel und trauen sich nicht mehr in die Schule. Auch psychische Erkrankungen können daraus resultieren.
Dabei ist Mobbing kein Randphänomen: Einer Erhebung der Techniker Krankenkasse zufolge ist fast jedes sechste Schulkind von Mobbing betroffen. Besonders hoch ist der Anteil laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung an Grundschulen, wo 30 Prozent der Kinder angaben, entsprechende Erfahrungen gemacht zu haben.
Wie die Stadt Würzburg auf das Thema Mobbing an Schulen reagiert
Obgleich es keine Erhebungen zum Thema Mobbing an Würzburger Schulen gibt, steht die Stadt
Sie sind Ansprechpartner für die Schülerinnen und Schüler bei Problemen in der Schule, mit Freunden oder der Familie. "Kommt in einem Gespräch das Thema Mobbing zur Sprache, werden die JaSler gemeinsam mit den betreffenden Schülerinnen und Schülern tätig. In enger und transparenter Zusammenarbeit mit der verantwortlichen Lehrkraft, beteiligten Schülerinnen und Schülern, der Peergroup oder der gesamten Klasse wird das Problem angegangen."
Damit es gar nicht so weit kommt, gibt es verschiedene Präventionsprogramme wie das von Anti-Mobbing-Coach Harald Spindler, der seine Ausbildung bei "Stark auch ohne Muckis" gemacht hat. Auf Initiative des Elternbeirats besucht er den Marienkindergarten und lehrt die Vorschulkinder, sich selbst zu behaupten – ganz ohne Gewalt. Finanziert wird das Projekt durch die Eltern und Spenden.
Wie sich Kinder in Konfliktsituationen richtig wehren
"Konflikte sind immer ein Thema – mal mehr, mal weniger", sagt Patricia Meißner, Gruppenleiterin im Marienkindergarten. Daher sei es wichtig, früh zu lernen, Lösungen zu finden. Die Erzieherin begleitet die Kinder bei dem Projekt und erlebt sie dabei auf eine ganz andere Art. Nicht immer seien es die Schüchternen, die sich nicht richtig wehren können, erklärt sie. Doch wie geht das nun – sich wehren? Spindlers Empfehlung: "Seid Löwen." Die brüllen nur, wenn es darauf ankommt. Die Kinder lernen also zu unterscheiden, wann es sich lohnt zu streiten und wann sie einfach weggehen sollten.
"Wir lernen, wie wir uns bei Streit besser verhalten", sagt Fabio. "Und den mutigen Stand, da kann uns niemand umschubsen," ergänzt Elsa und stellt sich aufrecht hin. In Rollenspielen üben sie, wie sie reagieren können, etwa wenn jemand das Spielzeug abnimmt oder sie ärgert, und merken: Es ist wichtig, klar zu sagen, was sie stört und was sie möchten. Stück für Stück lernen die Kinder so Wege, sich zu behaupten. Und eines wissen sie nun: Um löwenstark zu sein, brauchen sie keine Muckis.