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Würzburg: Kaufhof-Schließung in Würzburg: Worüber OB Schuchardt mit den Vermietern spricht und wie viel das Gebäude kosten würde

Würzburg

Kaufhof-Schließung in Würzburg: Worüber OB Schuchardt mit den Vermietern spricht und wie viel das Gebäude kosten würde

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    Oberbürgermeister Christian Schuchardt hofft, dass die Würzburger Galeria-Kaufhof-Filiale noch gerettet wird.
    Oberbürgermeister Christian Schuchardt hofft, dass die Würzburger Galeria-Kaufhof-Filiale noch gerettet wird. Foto: Thomas Obermeier (Archivfoto)

    Seit rund einer Woche steht fest, dass Galeria Kaufhof in Würzburg am 31. August schließen soll. Wie hat sich die Stadt auf diese Situation vorbereitet? - Oberbürgermeister Christian Schuchardt im Gespräch mit der Redaktion über Handlungen, Hoffnungen und Perspektiven.

    Frage: Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat laut Bayerischem Rundfunk wenig Hoffnung, dass die Schließung von Galeria Kaufhof in Würzburg noch abgewendet werden kann. Glauben Sie noch daran?

    Christian Schuchardt: Das ist schwer zu beantworten, weil es sich um eine private Immobilie handelt und sich Mieter und Vermieter einigen müssen. Würzburg ist ja ein äußerst rentabler Standort. Ob er erhalten wird, ergibt sich aus der Zukunftseinschätzung von Galeria Kaufhof und der Renditeerwartung des Vermieters. Ich würde es begrüßen, wenn sich Aiwanger auch für Würzburg wie für Augsburg engagiert.

    Das heißt, der Eigentümer des Gebäudes, das zum Großteil der insolventen Signa-Gruppe des Tiroler Immobilien-Investors René Benko gehört, müsste mit der Miete Galeria Kaufhof etwas entgegenkommen. Sprechen Sie mit den Eigentümern?

    Schuchardt: Ich werde Gespräche mit der Vermieterseite führen und auf eine auskömmliche Miete drängen. Es wäre doch für alle ein Gewinn, einen guten Mieter, der ein umsatzstarkes Warenhaus betreibt, zu halten – auch für die Beschäftigten und für die Stadt. Auch der Vermieter müsste einsehen, dass keiner sonst so viel Miete bezahlen kann. Auf diese Einsicht setze ich. Vielleicht lässt sich ja ein kleines Wunder erreichen.

    Falls es kein Wunder gibt: Was würde die Schließung für die Innenstadt bedeuten?

    Schuchardt: Würzburg würde der gut sortierte Vollsortimenter fehlen, der für den Handelsstandort sehr wichtig ist. Ein Leerstand in bester Einkaufslage wäre sicher kein gutes Signal.  

    Erfahrungen anderer Städte zeigen, dass nach der Schließung von Kaufhäusern die Gebäude lange leer stehen. Wie kann man das verhindern?

    Schuchardt: Wenn es so weit ist, werden wir überlegen, wie wir dieses Szenario verhindern können. Dann würden wir eine interfraktionelle Arbeitsgruppe bilden und uns Unterstützung von Experten aus Handel und Wirtschaft holen.

    Um die Würzburger Kaufhof-Filiale wird seit Jahren gezittert. Wie hat sich die Stadt auf die Schließung vorbereitet?

    Schuchardt: Die Bürgermeister der Galeria-Standorte sprechen seit mehreren Jahren im Rahmen des Deutschen Städtetags immer wieder mit Insolvenzverwaltern und der Geschäftsführung von Galeria Kaufhof. Auch in den letzten Wochen habe ich an mehreren Konferenzen teilgenommen. Natürlich haben wir auch mit dem schlechtesten Fall gerechnet, aber es ist nicht möglich, dafür einen Plan in die Schublade zu legen. Auch, weil es nicht clever ist, mit dem Eigentümer über eine mögliche Nachnutzung zu sprechen, bevor über die Schließung endgültig entschieden wurde. Man kann sich im Vorfeld einiges überlegen, aber wenig handeln.

    Halten Sie es für eine Option, dass die Stadt das Gebäude kauft? Die Stadt Hanau hat 65 Millionen Euro investiert, um die 16.000 Quadratmeter selbst erst mit einer qualitativen Zwischennutzung zu versehen und dann umzubauen. Im Erdgeschoss sollen Geschäfte und Veranstaltungsflächen, oben Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen sowie Teile der Stadtverwaltung einziehen.  

    Schuchardt: Wir haben hier 9000 Quadratmeter in feinster Handelslage. Alleine der Substanzwert der Immobilie liegt mehreren 10 Millionen Euro. Eine genaue Bewertung habe ich nicht. Gehandelt werden solche Immobilien aber nach dem Ertragswert, der sich aus Höhe der Miete errechnet – und die ist bei uns deutlich höher als an vielen anderen Standorten.

    Denn im Gegensatz zu anderen Filialen hat der Würzburger Kaufhof ja gute Umsätze erwirtschaftet und ordentlich Miete bezahlt. Der Kaufpreis würde sich daher an den Premium-Vergleichsmieten im Einzelhandel orientieren. Diese Mieten sind aber in jedem Falle höher als die Mieten, die üblicherweise für soziale oder kulturelle Nutzungen von der Stadt bezahlt werden. Ein Kaufpreis wäre also in einer Höhe, die man im Hinblick auf andere anstehende städtische Projekte kritisch hinterfragen muss.

    Was wäre denn dann für eine Nachnutzung denkbar?

    Schuchardt: Jede andere Nutzung als Einzelhandel wäre nur die zweitbeste Wahl und würde einen strukturellen Eingriff in die Innenstadt bedeuten.

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