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Würzburg: Fastenzeit mal anders: 10 Ideen für kreatives Verzichten und mehr Achtsamkeit

Würzburg

Fastenzeit mal anders: 10 Ideen für kreatives Verzichten und mehr Achtsamkeit

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    Weniger Klamotten und Modetrends, weniger Autofahren, weniger Fernsehen und weniger Fleisch? In der Fastenzeit kann man 40 Tage auf einiges ganz verzichten. 
    Weniger Klamotten und Modetrends, weniger Autofahren, weniger Fernsehen und weniger Fleisch? In der Fastenzeit kann man 40 Tage auf einiges ganz verzichten.  Foto: Ivana Biscan

    Am Aschermittwoch beginnt in der christlichen Tradition die Fastenzeit. Genau 40 Tage lang, in diesem Jahr von 22. Februar bis 9. April, werden wieder viele Menschen auf ungesunde Angewohnheiten oder Genussmittel verzichten. Aber Fasten muss nicht immer der Verzicht auf Süßigkeiten, Alkohol, Zigaretten oder Fleisch sein. Wie wär's mal, auf andere Dinge zu verzichten und gleichzeitig etwas für Umwelt, Region und Klima zu tun?

    Wir haben die Umweltreferentin Dr. Kirsten Bähr und die Ernährungsberaterin  Annegret Hager vom Verbraucherservice Bayern in Würzburg und den Domvikar Paul Weismantel nach Ideen für die Fastenzeit gefragt.

    1. Auf Einweg-Produkte verzichten

    Viele Menschen nutzen im Alltag Einweg-Produkte in allen Lebensbereichen. "Eine Übung der Achtsamkeit wäre, der eigenen Nutzung von Einwegprodukten auf die Spur zu kommen", sagt Umweltreferentin Kirsten Bähr. Man sollte sich fragen: Wie dringend benötige ich diese Produkte? Gibt es Alternativen, die nachhaltiger sind? Denn Einweg-Verpackungen aus Alu, Styropor oder beschichteter Pappe sind eine große Belastung für die Umwelt, sagt Bähr. "Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, Verhaltensveränderungen hin zu mehr Nachhaltigkeit auszuprobieren."

    Tipp der Umweltreferentin: "Nehmen Sie eigene Tüten und Gefäße zum Einkaufen mit, verzichten Sie auf To-go-Becher oder andere Einweg-Verpackungen und bevorzugen Sie verpackungsarme Lebensmittel." Obst und Gemüse könne man gut unverpackt auf dem Markt kaufen, für Brot und Brötchen eigneten sich wiederverwendbare Baumwollbeutel statt Tüten. 

    2. Auf negative Gedanken verzichten

    "Nützen Sie die Fastenzeit, um Erfreuliches und Erstaunliches in Ihrer allernächsten Umgebung zu entdecken", rät Paul Weismantel, Domvikar am Würzburger Kiliansdom und Leiter des Fachreferats "Geistliches Leben". Seit 20 Jahren gibt Weismantel einen "Fastenkalender" heraus. Für jeden Tag findet man darin Impulse, Gebete, Gedichte und Gedanken rund um die Fastenzeit. "Verzichten Sie bewusst auf negative Gedanken", sagt Weismantel.

    Die Empfehlung des Domvikars: "Achten Sie auf den eigenen Atem, um öfter eine Atempause einzulegen! Gehen Sie achtsam durch die Natur und entdecken Sie die ersten Frühjahrsblüher. Schauen Sie, welche Sträucher bereits blühen. Entdecken Sie die kleinen Wunder direkt vor der Haustür. Lassen Sie sich vom Wind und der Sonne des Frühlings, aber auch vom Regen berühren!"

    3. Aufs Autofahren verzichten

    Auch Autoverzicht schont die Umwelt. Wer sein Auto nicht dringend braucht, könnte 40 Tage lang auf Alternativen wie das Fahrrad oder die öffentlichen Verkehrsmittel setzen. "Wer etwas transportieren muss, kann sich auch mal ein Lastenrad ausleihen", sagt Umweltreferentin Kirsten Bähr. Wer nicht ganz auf Fahrten mit dem Auto verzichten möchte oder kann, könne auch Carsharing in Betracht ziehen. Bährs Rat: ganz klassisch einfach mal zu Fuß gehen: "Wer viel läuft, tut nicht nur etwas für die Umwelt, sondern auch für seine Gesundheit."

    4. Auf "Fast Fashion" verzichten

    Im Durchschnitt kauft jeder Deutsche 60 Kleidungsstücke pro Jahr. "Wer 40 Tage auf Shoppingtouren verzichtet, kann nicht nur seinem Geldbeutel einen Gefallen tun", sagt Umweltreferentin Bähr. "Fast Fashion" sei ein Geschäftsmodell der Bekleidungsindustrie. Neue Kollektionen würden schnell und in immer kürzeren zeitlichen Abständen auf den Markt gebracht werden. Waren es früher vier Kollektionen pro Jahr, brächten manche Modeketten wöchentlich neue Kleidungsstücke auf den Markt: "So animiert man die Leute immer mehr zu kaufen." Häufig sei die Qualität minderwertig, die Ware werde nur kurz getragen und kann bei Beschädigung weder geflickt noch recycelt werden.

    Bährs Empfehlung: beim Kleiderkauf auf Langlebigkeit achten oder Kleidung gebraucht kaufen. "Kleider oder Anzüge für besondere Anlässe auch mal ausleihen, zum Beispiel für Hochzeit, Kommunion oder Abschlussball. So schenkt man den Sachen ein längeres Leben und erhöht die Nachhaltigkeit."

    5. Ganz oder stundenweise aufs Smartphone verzichten

    Für alle, die permanent mit ihrem Smartphone beschäftigt sind und nicht mal mehr eine Minute auf den Bus warten können, ohne am Handy eine Nachricht abzusetzen, Instagram zu checken oder die Nachrichten zu lesen, könne eine Auszeit lohnenswert sein. Man gewinne jede Menge freie Zeit, sagt Bähr. "Wir tun uns keinen Gefallen mit der permanenten Erreichbarkeit. Durch die ständige Informationsflut nimmt die Konzentration der Menschen nachweislich drastisch ab." Ihr Tipp deshalb: "Planen Sie bewusst Smartphone freie Zeit ein. Schauen Sie zum Beispiel in der Mittagspause nicht noch nebenher aufs Handy. Schalten Sie das Gerät am Abend einfach aus." 

    6. Auf Störendes verzichten

    Die Terminkalender sind voll, keine Zeit für gar nichts. "Wie wäre es einmal, sich mehr Zeit für sich selbst einzuplanen?", schlägt Paul Weismantel vor. Am besten trage man diese "Ich-Zeit" direkt in den Kalender ein und überlegt sich, wie man sie nützen kann. Man könnte sich vornehmen, endlich mal wieder ein Buch zu lesen, sich etwas Gutes zu kochen oder zu meditieren.

    "Legen Sie sich eine Liste mit Dingen oder Unternehmungen an, die Sie schon lange einmal machen wollten", rät der Domvikar. Vielleicht töpfern, fotografieren, malen, spazieren gehen oder eine neue Sprache lernen? Am Samstagmorgen einfach mal im Bett liegen bleiben? "Je konkreter Sie Ihre Wünsche formulieren, desto eher wird es gelingen, sie auch umzusetzen."

    7. Auf Fernsehen verzichten

    Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche tägliche Fernsehdauer in Deutschland bei 195 Minuten, also knapp 3,5 Stunden, teilt das Statistische Bundesamt mit. Das ist enorm viel Zeit. "Wie wäre es stattdessen mit Malen, Lesen oder Schreiben?", fragt Kirsten Bähr. Für Kinder könnten Hörspiele eine Alternative zum Fernsehen sein.

    Bährs Tipp: "Lesen Sie sich mal wieder gegenseitig ein Buch vor!" Am besten besuche man eine Bücherei und leihe sich die Bücher aus. "Wenn Lesen bisher noch kein großer Teil Ihres Lebens war, dann fangen Sie mit festen Lesezeiten zum Beispiel vor oder nach dem Abendessen an." Die Konzentrationsfähigkeit müsse oft erst wieder erlernt und aufgebaut werden, sagt Bähr: "Wir sind es ja heute nicht mehr unbedingt gewohnt, uns längere Zeit am Stück aktiv auf etwas zu fokussieren."

    8. Auf Fleisch verzichten

    "Viele von uns ernähren sich sehr fleischlastig", sagt  Annegret Hager, Diplom-Ökotrophologin und Ernährungstherapeutin beim VerbraucherService Bayern in Würzburg. Wie wäre es, in der Fastenzeit die derzeit angesagte Planetary Health Diet - also eine Strategie für eine gesunde und nachhaltige Ernährung - auszuprobieren? Dabei wird der Konsum tierischer Produkte stark reduziert, stattdessen isst man deutlich mehr Gemüse, Obst, Nüsse und vor allem Hülsenfrüchte.

    "Nehmen Sie Linsen, Erbsen, Bohnen, Kichererbsen und Tofu in Ihren Speiseplan auf", rät Hager. Sie seien gute pflanzliche Eiweißlieferanten. "Weniger Fleisch zu essen, kann positive gesundheitliche Auswirkungen haben", sagt die Ernährungsberaterin. In Studien verbesserten sich zum Beispiel die Symptome von Patienten mit Gelenkentzündung durch den Verzicht auf Fleisch deutlich. Auch der Darm werde durch die Essensumstellung positiv unterstützt.

    9. Auf E-Zigaretten verzichten

    Dass Rauchen nicht gesund ist, dürfte auch den meisten Rauchern bewusst sein. Doch gerade bei den derzeit angesagten Einweg-E-Zigaretten fallen auch noch Berge von Müll an. Eigentlich muss die ausgedampfte E-Zigarette an einer Sammelstelle abgegeben werden, um die erhaltenen Rohstoffe wiederverwerten zu können. Doch Untersuchungen zufolge landet mehr als die Hälfte der Produkte im Hausmüll. "Man kann die Fastenzeit dafür nützen, sich einen bewussteren Lebensstil anzugewöhnen", sagt Umweltreferentin Kirsten Bähr. 

    10. Auf Hektik verzichten und einen Apfel essen

    Paul Weismantel hat sich vorgenommen, bewusster und langsamer zu essen. "Genuss-Momente sind kleine bewusste Auszeiten von Hektik und Stress, die Sie sich täglich gönnen können." Der Domvikar rät, jeden Tag zum Beispiel einen Apfel ganz bedächtig und bewusst zu essen. "An apple a day keeps the doctor away", lautet ein bekanntes englisches Sprichwort - übersetzt: "Ein Apfel am Tag und der Doktor bleibt, wo er mag." Der hohe Gehalt an Ballaststoffen, Flavonoiden und Polyphenolen soll den Körper von Stoffwechselgiften reinigen. Weismantel kennt Äpfel als altes Hausmittel bei entzündlichen Gelenkschmerzen und gegen Verstopfung und Durchfall: "Die äußerste Schicht eines Apfels ist besonders gesund."

    Der Fastenkalender von Paul Weismantel mit dem Titel "Wer in mir bleibt, bringt reiche Frucht" ist in der Dom-Info Würzburg, Domstraße 40, Tel. (0931) 386 62 900, und im Internet unter paul-weismantel.de für 1,60 Euro pro Stück erhältlich.

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