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Würzburg: Ein Posthallen-Ersatz soll am Bahnhof bleiben: Was sagt die Beethovengruppe zum Antrag der SPD im Stadtrat?

Würzburg

Ein Posthallen-Ersatz soll am Bahnhof bleiben: Was sagt die Beethovengruppe zum Antrag der SPD im Stadtrat?

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    Die sogenannte Posthalle am Bahnhof in Würzburg beherbergt, seit dem Verkauf durch die Post an einen Projektentwickler, verschiedene Organisationen und Vereine. Auch eine Veranstaltungshalle gehört dazu. Der Projektentwickler möchte die Halle abreißen und durch Wohnbebauung ersetzten.
    Die sogenannte Posthalle am Bahnhof in Würzburg beherbergt, seit dem Verkauf durch die Post an einen Projektentwickler, verschiedene Organisationen und Vereine. Auch eine Veranstaltungshalle gehört dazu. Der Projektentwickler möchte die Halle abreißen und durch Wohnbebauung ersetzten. Foto: Thomas Obermeier

    Aufhorchen ließ vor kurzem ein Antrag der SPD-Fraktion im Würzburger Stadtrat. Die SPD hatte beantragt, dass sich die Stadtverwaltung mit dem Oberbürgermeister an der Spitze in Gesprächen mit der Beethovengruppe dafür einsetzen solle, dass bei der Entwicklung des Posthallengeländes westlich des Würzburger Hauptbahnhofs auch eine sogenannte Mittlere Spielstätte mit einer Kapazität von 1800 bis 2500 Personen als Ersatz für die Posthalle eingeplant würde.

    Wie berichtet hatte die Beethovengruppe das künftige Bismarckareal im Jahr 2015 gekauft, vorgesehen sind dort bislang ein Hotel, Büros, Wohnungen und Nahversorgung. Der Mietvertrag für die Posthalle läuft noch bis Ende 2025, dann ist endgültig Schluss, sagt Alexander Weigand, Geschäftsführer der Beethovengruppe. Eine weitere Verlängerung werde es nicht mehr geben. "Die Messe ist gelesen", so Weigand im Gespräch mit dieser Redaktion. 

    Dem SPD-Antrag nach soll der Posthallenersatz Vorrang vor einer Wohnbebauung haben

    Das Interessante: Dem SPD-Antrag nach soll dieser Posthallenersatz nun sogar Vorrang vor einer Wohnbebauung haben. Noch mehr aufhorchen ließ, dass in der von Wohnungsnot geplanten Stadt der Weiterverfolgung dieses Antrags vom Stadtrat bei nur einer Gegenstimme zugestimmt wurde.  Die Begründung der SPD: Das Posthallenareal habe sich als der bestmögliche Standort dafür erwiesen.

    "Wir können nicht noch einmal von vorne anfangen."

    Alexander Weigand, Beethovengruppe

    "Das stimmt nicht", sagt Weigand bestimmt. Und der Projektentwickler sagt auch warum: "Schon 2016 haben wir von einem Stadtplanungsbüro mögliche Standorte, auch im Osten und Westen des Posthallengeländes, untersuchen lassen und auch nach alternativen Standorten gesucht." Das Ergebnis laut Weigand: "Eine Post- oder Kulturhalle am Standort Bismarckquartier ist planungsrechtlich, immissionsschutzrechtlich und wirtschaftlich nicht darstellbar."

    Solche Pläne widersprächen auch den gemeinsam mit der Stadt durch die Auslobung des Architektenwettbewerbs im Jahr 2016 definierten Entwicklungszielen, Büros, Hotels und Wohnen samt Nahversorgung am dortigen Standort anzusiedeln, führt er an. Am westlichen Standort an der Harfenstraße sei zudem noch die Topographie ungeeignet. "Wir haben bereits 1,5 Millionen Euro für Architekten, den Wettbewerb und diverse Gutachten ausgegeben", erklärt er. "Wir können nicht noch einmal von vorne anfangen. Was wir jetzt brauchen, ist ein Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan vom Stadtrat."

    Favorit der Studie aus dem Jahr 2016 war ein Standort am Alten Hafen auf dem Parkdeck

    Wohin also mit dem Posthallenersatz? Als Favorit der Studie aus dem Jahr 2016 habe sich ein Standort am Alten Hafen auf dem bisherigen Parkdeck erwiesen, so Weigand. Dieser besitze in vielen Bereichen klare Vorteile gegenüber den anderen untersuchten Standorten, wobei es auch Restriktionen durch den schmalen Flächenzuschnitt und mögliche Hochwasser gebe. Die Vorteile würden jedoch deutlich überwiegen, heißt es im Fazit. Weitere Favoriten waren der Standort der künftigen Multifunktionsarena an der Grombühlbrücke und das Gelände der Faulenbergkaserne in der Nürnberger Straße, so Projektentwickler Weigand.

    Für den Alten Hafen spreche zudem, dass dieser Standort zum einen eine neue städtebaulich attraktive Adresse im Eingangsbereich der Stadt darstellen und zum anderen den kulturellen Schwerpunkt um den Kulturspeicher stärken könne, hieß es im Fazit der Studie. Außerdem gehöre dieses Grundstück bereits der städtischen Tochtergesellschaft Würzburger Hafen, so Weigand. Allerdings soll dort, wie berichtet, nun ein Dienstleistungszentrum samt neuem Parkdeck gebaut werden. Das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs war kürzlich im Planungs-, Mobilitäts- und Umweltausschuss des Stadtrates präsentiert worden

    In einer von der Stadt beauftragen Studie kam das Posthallengelände gar nicht mehr vor

    In einer von der Stadt beauftragten Studie aus dem Jahr 2021 seien die Standorte auf dem Posthallengelände gar nicht mehr untersucht worden, da diese auf den Ergebnissen der Studie aus 2016 beruhte, berichtet der Projektentwickler. Bei dieser Untersuchung sei man von einer Gesamtbruttogeschossfläche von 6000 Quadratmetern ausgegangen, aufgeschlüsselt auf 3200 Quadratmeter für die Halle, 1000 Quadratmeter für einen Club, 1200 Quadratmeter für Gastro und Tagung und 600 Quadratmeter für zusätzliche Funktionen. "Wobei ich mich frage, wieso die Stadt Flächen für einen Club bauen soll", sagt der Projektentwickler.

    "Eine Halle mit 4000 Quadratmetern können wir nicht bauen."

    Alexander Weigand, Beethovengruppe

    Bei dieser Untersuchung sei das Gelände am Alten Hafen unter den ersten drei Standorten gewesen, zusammen mit der Talavera und einer Variante auf dem Viehmarktplatz, während weitere untersuchte Flächen an der Faulenbergkaserne, im Neuen Hafen, nördlich der Bahngleise in der Ständerbühlstraße oder nahe der jetzigen Tectake-Arena nur unter ferner liefen rangierten.

    "Wir stehen mit der Stadt in konstruktiven Gesprächen, was die Entwicklung des Bismarckareals betrifft und halten uns an die Vereinbarung, dass der Mietvertrag für die Posthalle bis Ende 2025 läuft", sagt er. "Aber eine Halle mit 4000 Quadratmetern können wir nicht bauen. Das lässt sich für uns wirtschaftlich nicht darstellen", erklärt der Projektentwickler. Bei veranschlagten zehn Millionen Euro Baukosten für eine Halle käme man mit Zins und Tilgung im Jahr auf 600.000 Euro. Von Seiten der Posthallenbetreiber habe es aber geheißen, man könne lediglich eine Maximalmiete von 400.000 Euro pro Jahr leisten. "Das geht also nicht zusammen" so Weigand.

    Weigand: "Wir haben keinen Zwang zu bauen, der Ball liegt jetzt bei der Stadt."

    Wie geht es nun weiter am Bahnhof? "Wir haben keinen Zwang zu bauen, der Ball liegt jetzt bei der Stadt, die braucht Wohnraum, und dort Wohnraum zu schaffen war im Rahmen des Architektenwettbewerbs 2016 der ausdrückliche Wunsch des Stadtrates", sagt Weigand. "Wir brauchen den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan, dann können wir weitermachen", erklärt er.

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