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Frankfurt/Main: Deutschland gegen Schweiz - Analyse: Erst nach der Pause kommt das DFB-Team in Fahrt

Frankfurt/Main

Deutschland gegen Schweiz - Analyse: Erst nach der Pause kommt das DFB-Team in Fahrt

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    Füllkrug hatte der DFB-Elf mit seinem Kopfballtreffer in der Nachspielzeit noch den Gruppensieg ermöglicht.
    Füllkrug hatte der DFB-Elf mit seinem Kopfballtreffer in der Nachspielzeit noch den Gruppensieg ermöglicht. Foto: Tom Weller/dpa

    Trainer Julian Nagelsmann nominierte im Nachbarschaftsduell gegen die Schweiz die gleiche Startelf wie bei den EM Partien zuvor. "Wir wollten den Rhythmus beibehalten", so seine Begründung. Allerdings war während der kompletten Spielzeit nicht immer ein guter Rhythmus zu sehen.

    Deutschland startet stark ins Spiel

    Es begann gut für die Nagelsmann Elf. Schon in Minute Zwei hatte der agile Kai Havertz eine Kopfballgelegenheit. Die Schweizer attackierten phasenweise früh, um die Kombinationsmaschine der Deutschen gar nicht ins Rollen kommen zu lassen.

    Dann wieder zog sich das von Ex-Bundesligaprofi Murat Yakin trainierte Team komplett in die eigene Hälfte zurück, verteidigte mit allen Mann, machte die Räume eng. Die Deutschen versuchten mit langen Bällen für Gefahr zu sorgen, das war nicht von Erfolg gekrönt. Ein Treffer nach einem Fernschuss von Robert Andrich wurde nach Video-Check aberkannt.

    In der 28. Minute die eiskalte Dusche, das 0:1. Joshua Kimmich hatte seine Position rechts verlassen, es kam zur Flanke und Dan Ndoye war zur Stelle.

    Ballbesitz zu diesem Zeitpunkt: 70 Prozent für Deutschland. Aber: Nur 46 Prozent der Zweikämpfe wurden gewonnen. Toni Kroos zum Gegentreffer: "Der Rückstand war zu diesem Zeitpunkt nicht verdient. Die Schweiz geht mit der ersten gefährlichen Aktion in Führung".

    DFB-Elf kann vor der Halbzeit nicht mehr gefährlich werden

    Deutschland schaffte es in der ersten Halbzeit nicht, für großen Druck und echte Torgefahr zu sorgen. Lediglich eine Kopfballchance für Antonio Rüdiger sprang raus.

    Insgesamt bis zum Halbzeitpfiff: Zu wenig Präzision im Passspiel, zu wenig Angriffe über die Flügel inszeniert. Beide Außenverteidiger blieben in der Offensive blass. Daher: Im Zentrum kein Durchkommen gegen die aggressive Fünfer-Kette der Eidgenossen.

    Deutschlands Motor stottert, kommt aber stärker aus der Pause

    All das, vor allem der Rückstand, verunsicherte das DFB-Team. Doch: Trotz vieler Fehlpässe, trotz viel Sand im Kombinationsgetriebe, aufgeben war nie eine Option. Nach der Halbzeit gaben die Nagelsmann-Schützlinge eindeutig mehr Gas.

    Zwar ohne große Kreativität und Torgefahr - aber mit viel Einsatz, Engagement und durchweg großer Moral. Zunächst scheiterte der filigrane Feintechniker mit einem Schuss am Schweizer Keeper Jan Sommer, dann zielte Toni Kroos neben das Gehäuse der Eidgenossen.

    Späte Wende...

    Nagelsmann reagierte, brachte Nico Schlotterbeck und David Raum ins Spiel. Dass kurz danach noch Niclas Füllkrug eingewechselt wurde, machte sich bezahlt. Allerdings erst in der Nachspielzeit. Raum bekam die Kugel auf der linken Seite, fackelte nicht lange - flankte und Füllkrug traf zum 1:1.

    Die Zahlen belegen einen verdienten Ausgleich: 66 Prozent Ballbesitz, 57 Prozent gewonnener Zweikämpfe. Und: 19 zu vier Torschüsse. Das Team hat nicht geglänzt – aber den verdienten Gruppensieg erkämpft. Kroos, der nicht so überzeugen konnte, wie in den Partien zuvor, bekannte:

    "Wir sind glücklich, dass wir es geschafft haben, die Gruppe zu gewinnen". Wichtig war für die BRD-Passmaschine, "dass wir gezeigt haben, dass wir mit einem Rückstand umgehen können, dass wir bis zum Ende an uns geglaubt haben. Das hilft uns". Mit dem späten Tor habe man sich belohnt. " Ich bin mit der Mannschaft zufrieden. Wir sind für das Achtelfinale gewappnet", so Kroos.

    Einfache Fehler und mangelnde Geduld, führen zum Unentschieden

    Kapitän İlkay Gündogan analysierte ähnlich, blickte flugs nach vorne: "Von den Emotionen und von der Bedeutung des späten Ausgleichs können wir für die nächsten Spiele profitieren. Das späte Tor hat der Moral sehr gut getan." Der Mittelfeldmann bekannte: "In der ersten Halbzeit haben wir viele einfache Fehler gemacht, in der zweiten dann phasenweise etwas die Geduld verloren, den Ball unvorbereitet zu früh nach vorne geschlagen".

    Nagelsmann bleibt entspannt für die K.O.-Phase

    Trainer Nagelsmann blieb cool: "Es war ein verdienter Ausgleich, die Schweiz war aggressiv und unangenehm. Beim Gegentor haben wir ein bisschen abgeschaltet". Eine Kritik am italienischen Schiedsrichter konnte er sich nicht verkneifen, es hätte einen Elfmeter für Deutschland geben müssen. "Beim Schiedsrichter habe ich keine richtig klare Linie gesehen".

    Dann: Der clevere Coach, der das Selbstvertrauen seines Team stärkt: "So ein 1:1 ist mir für die nächsten Wochen lieber als ein klares 4:0!"

    Fazit: Deutschland  zeigt seit langem mal wieder Kampfgeist

    Das Fazit? Die Mannschaft glaubt an sich, gibt nie auf - zeigt die viele Jahre vermissten Tugenden, die Basics: Rennen, kämpfen - nie aufgeben. Aber: Ob das zum Titel reicht?

    Wer der Gegner im Achtelfinale sein wird, steht erst am Dienstabend fest. Gegen wen es geht, das ist Torschütze Füllkrug nicht so wichtig, "Wer Europameister werden will, muss auch die schweren Gegner schlagen".

    Schweiz seit 86 Jahren sieglos gegen Deutschland

    Für die Schweizer geht das Warten derweil weiter. Der letzte Sieg der Eidgenossen gegen Deutschland in einem Pflichtspiel war: 1938, im WM Achtelfinale. Das endete in Paris 4:2 für Schweiz. Vor 86 Jahren.

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