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Würzburg/Schweinfurt: Austrittsrekord bei katholischer Kirche in Bayern: So stark ist das Bistum Würzburg betroffen

Würzburg/Schweinfurt

Austrittsrekord bei katholischer Kirche in Bayern: So stark ist das Bistum Würzburg betroffen

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    Leere Kirchenbänke: Die Bistümer im Bayern sind schwer von neuen Austrittsrekorden betroffen (Symbolbild).
    Leere Kirchenbänke: Die Bistümer im Bayern sind schwer von neuen Austrittsrekorden betroffen (Symbolbild). Foto: Patrick Seeger, dpa

    16.081 Menschen aus dem Bistum Würzburg sind im vergangenen Jahr aus der katholischen Kirche ausgetreten. Diese Rekordzahl an Austritten ist der kirchlichen Statistik von 2022 zu entnehmen, die die Deutschen Bischofskonferenz an diesem Mittwoch veröffentlicht hat. 2021 waren mit 10.567 Menschen im überdurchschnittlich viele Menschen aus der Kirche ausgetreten. Im Jahr 2020 lag die Zahl der Kirchenaustritte im Bistum bei 7186 Personen.

    Würzburgs Bischof Franz Jung: "Persönliche Verletzungen von Menschen mit der Kirche"

    Ihn schmerze das sehr, kommentierte Würzburgs Bischof Franz Jung die neuen Zahlen. Er hält sie für "ein Indiz für die vielen Zerreißproben und Spannungen, die wir derzeit durchleben". Dem Pressedienst des Bistums Würzburg zufolge spricht Jung von "vielen persönlichen Verletzungen von Menschen mit der Kirche, die fragen, ob es noch ihre Kirche ist". Er erlebe als Bischof "Spannungen" auch "zwischen Rom und der Kirche in Deutschland, die sich bemüht um einen Weg der Erneuerung und immer wieder auch ein 'Nein' hört".

    In Deutschland machen die Katholiken zum 31. Dezember 2022 nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz noch 24,8 Prozent der Gesamtbevölkerung aus (20.937.590 katholische Kirchenmitglieder). Die Diözese Würzburg zählte zeitgleich 665.710 Katholikinnen und Katholiken (2021:  689.537).

    In Schweinfurt traten 1300 Menschen aus der Kirche aus, in Würzburg fast 3200 

    Allein in Würzburg haben sich der Statistik zufolge im Jahr 2022 fast 3200 Menschen zum Kirchenaustritt entschlossen. In Schweinfurt  wurden rund 1300 Kirchenaustritte gezählt, in Aschaffenburg fast 2000. Eine genaue Statistik über die Zahl der Austritte in weiteren Orten der Diözese hat das Bistum Würzburg auf seiner Internetseite unter "Pastorale Räume" veröffentlicht.

    Die Zahl der Katholiken sinkt in Bayern erstmals unter sechs Millionen

    Mit seinem neuen Rekord an Kirchenaustritten - eine Zunahme von 52 Prozent gegenüber dem Vorjahr - steht das Bistum Würzburg nicht allein im katholisch geprägten Bayern. Das Bistum Augsburg etwa verzeichnet für 2022 rund 55 Prozent mehr Kirchenaustritte als im Vorjahr, im Erzbistum Bamberg registriert man ein Plus von rund 53 Prozent. Besonders hoch ist der Anstieg im Bistum Eichstätt mit plus 69 Prozent, im Bistum Passau mit rund 63 Prozent mehr als im Vorjahr und und im Bistum Regensburg mit plus 70 Prozent.

    Insgesamt haben in Bayern im Jahr 2022 damit über 150.000 Katholikinnen und Katholiken ihre Kirche verlassen. Die Zahl der Mitglieder in der katholischen Kirche in Bayern sank damit erstmals unter sechs Millionen. Bayern hat zwar nicht die meisten Katholikinnen und Katholiken - aber die höchste Austrittszahl unter den Bundesländern.

    "Wir sind Kirche" hält geringe Unterstützung für synodalen Weg für Ursache der Austritte

    Für den unterfränkischen Sprecher der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche", Magnus Lux aus Schonungen (Lkr. Schweinfurt), kommt dieser massive Trend nicht überraschend. Den Anstieg habe sich die Kirche selbst zuzuschreiben, sagt Lux. "Die Kirchenleitungen in Bayern meinen offenbar, sie könnten weitermachen wie bisher – aber das können sie eben nicht." Lux spielt damit auf den "Synodalen Weg" an, ein Gesprächsforum für eine strukturierte Debatte zur Aufarbeitung von Fragen zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche. "Drei Bischöfe in Bayern haben es abgelehnt, den synodalen Weg zu gehen - und zwar die Bischöfe aus Passau, Regensburg und Eichstätt. Sie bekommen jetzt ihre Quittung", sagt Lux.

    Können sich Menschen die Kirchensteuer einfach nicht mehr leisten?

    Wie erklärt er sich aber die hohen Austrittszahlen auch in der Diözese Würzburg, dessen Bischof Franz Jung dem Synodalen Weg eher zugeneigt ist? Im Bistum Würzburg werde vergessen, dass der Bischof nicht "Herr", sondern "Diener" seiner Diözese sein müsse, glaubt Lux. Auch hier werde "absolutistisch" entschieden und es würden Menschen aus der Kirche gedrängt, deren Vorstellungen von Kirche sich nicht mit der der Kirchenleitung deckten – eine Anspielung auf die gerade erfolgte Suspendierung eines Diakons im Kreis Aschaffenburg

    Nur in geringem Maße sind nach Ansicht des Sprechers von "Wir sind Kirche" die im Jahr 2022 massiv gestiegenen Lebenshaltungskosten für die hohe Zahl an Kirchenaustritten verantwortlich. "Manche Leute sind sicherlich ausgetreten, weil sie sich die Kirchensteuer nicht mehr leisten können", sagt Lux. "Aber es gibt auch verdiente, langjährige Pfarrgemeinderatsmitglieder, die sich verabschiedet haben."

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