Startseite
Icon Pfeil nach unten
Top-Artikel
Icon Pfeil nach unten
Meistgesucht
Icon Pfeil nach unten

Kitzingen: Kitzinger Apothekerin appelliert an Erwachsene: Arzneimittel-Säfte sollten für Kinder reserviert werden

Kitzingen

Kitzinger Apothekerin appelliert an Erwachsene: Arzneimittel-Säfte sollten für Kinder reserviert werden

    • |
    Dr. Gunhild Kempf, Chefin der Kranich-Apotheke in der Kitzinger Siedlung, appelliert an die Erwachsenen, Arzneimittel-Säfte den Kindern zu überlassen.
    Dr. Gunhild Kempf, Chefin der Kranich-Apotheke in der Kitzinger Siedlung, appelliert an die Erwachsenen, Arzneimittel-Säfte den Kindern zu überlassen. Foto: Frank Weichhan

    An den Weihnachtsfeiertagen verbrachte Dr. Gunhild Kempf mehr Zeit, als ihr lieb war, in ihrer Kranich- Apotheke in der Kitzinger Siedlung. Die zusätzliche Arbeit bescherte ihr die derzeit herrschende Erkältungswelle. Gefühlt jeder und jede schnieft zurzeit. Doch Hilfe in Form von ausreichend vielen Arzneien ist nicht immer sofort in Sicht.

    Wie viele anderen Apothekerinnen und Apotheker kann Kempf momentan dringend benötigte Medikamente, wie Fiebersäfte für Kinder, kaum oder gar nicht an die kleinen Patienten weitergeben. Sie hat keine. Deshalb appelliert Kempf deutlich: "Mein Wunsch ist: Jegliche Säfte – ob Fiebersaft, Hustensäfte, Hustenstiller, Antiallergika oder Antibiotika – sollen für die Kinder reserviert werden."

    Erwachsene sollten verstärkt an die Kinder denken, die auf die flüssige Arznei angewiesen seien

    Sie stört gerade das egoistische Verhalten mancher Erwachsener, die aus ihrer Sicht den Kindern die Säfte wegnehmen. Erwachsene sollten verstärkt an die Kinder denken, die auf die flüssige Arznei angewiesen seien, weil sie zum Beispiel Tabletten nicht so gut schlucken können. Erwachsene hätten damit meist kein Problem. "Ich hatte erst kürzlich wieder so einen Fall: Statt Hustensaft könnte man im Normalfall auch Lutschtabletten oder Tropfen nehmen. Warum denn nicht?", fragt Kempf.

    Wie schwierig es manchmal in ihrem Beruf sei, schildert die Pharmazeutin in Alltagserlebnissen: "Am Sonntag stand ich am Notdienst-Fenster und musste zu einer Mutter sagen: Tut mir leid, ich habe nichts mehr. Da hatte ich Tränen in den Augen." Sie ärgere sich einfach darüber, wenn Kunden kämen, die "unbedingt einen Saft für einen 16-Jährigen" bräuchten.

    Viele Leute "hamstern" geradezu Medikamente

    Außerdem beobachtet Kempf ein weiteres unliebsames Phänomen. Viele Leute "hamstern" geradezu Medikamente. Das heißt, sie deckten sich mit Tabletten und Arzneien ein, die sie aktuell gar nicht bräuchten. Das liege aus Sicht der Apothekerin auch daran, dass manche Medien den Menschen vorgaukeln würden, es gebe vielleicht bald keine Medikamente mehr.

    Dazu gesellten sich andere, zum Teil tiefer liegende Schwierigkeiten. So hätten auch Hersteller von Arzneien zu Kempf schon gesagt: "Wir können keine Säfte mehr liefern, weil wir keine Flaschen und Verschlüsse nachbekommen oder weil gerade die Arbeiter in den Lagerhallen fehlten." Oder es fehle ein Teil an einer Maschine, das gerade aus China angefordert werde.

    Aktuell fehlen "bestimmt an die 900" Artikel - Pharmazeutin muss ständig improvisieren

    Dass Mangel an vielen medizinischen Präparaten herrscht, wurde spätestens seit der Corona-Pandemie deutlich. Von den sonst über 5000 verfügbaren Artikeln bei ihr, so die Pharmazeutin, "fehlen mir aktuell bestimmt an die 900." Ständig müsse sie improvisieren, was zwar größtenteils gelinge, jedoch eben nicht immer.

    Es sei nach wie vor nicht einfach, Blutdruck-Präparate zu bekommen, nennt sie ein weiteres Beispiel. So gelte es für Kempf, wie für viele ihrer Berufskolleginnen und -kollegen, vorauszuschauen. Die Kitzinger Apothekerin hat deshalb ihr Warenlager vergrößert. Die Folge: "Ich gehe in Vorleistung, muss das Geld vorstrecken, damit die Bevölkerung versorgt ist." Gleichzeitig verlange der Staat aber eine zusätzliche Gebühr von ihr pro Packung.

    Keine Mitarbeiter, um Medikamente selbst herzustellen

    Manche Medikamente selbst herzustellen, wie etwa den Fiebersaft für die Kinder, das sei leicht gesagt. "Ich habe keine Mitarbeiter, um sie ins Labor zu stellen", erwidert Kempf. Zudem müsse man den Rohstoff dafür auch erst einmal bekommen.

    Viele der von ihr genannten Probleme ließen sich mit ganz simplen Mitteln lösen, meint die Apothekerin. Sie verstehe nicht, warum oft viele besonders gefährdete Personen auf die Maske verzichten würden. Das sei auch ein Grund für die aktuelle Erkältungswelle.

    Es sei bei vielen Menschen immer noch nicht angekommen, wie angespannt die Lage sei, sagt Dr. Gunhild Kempf. Die Leute würden das Thema lieber beiseite schieben. Was sie sich neben mehr Verständnis und Rücksicht auf Kinder wünschen würde? "Dass die Leute endlich wach werden. Dass die Nicht-Lieferbarkeit nicht irgendwo in Deutschland ist, sondern hier vor Ort, hier in Kitzingen."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden