Schon lange ist die Lage in der Ägäis angespannt. Die Türkei und Griechenland streiten um den Status mehrerer griechischer Inseln. Die Türkei behauptet, Griechenland habe gegen Auflagen verstoßen – und stellt deshalb die Souveränität der Inseln infrage. Seit einiger Zeit gibt es deshalb immer wieder Manöver und Militär-Stationierungen. Groß ist deshalb die Befürchtung, dass sich eine militärische Konfrontation zwischen den beiden Staaten anbahnt.
Im Sommer 2022 warf der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan Griechenland vor, 40 gepanzerte Fahrzeuge auf zwei der Inseln stationiert zu haben, um die Türkei zu provozieren. Der griechische Botschafter warf dagegen der Türkei vor, einen Kriegsgrund zu suchen.
Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland spitzt sich zu
Erdoğan drohte daraufhin mit "katastrophalen Konsequenzen". Athen solle "Träume, Äußerungen und Handlungen vermeiden", die es "bedauern" könnte.
Im Dezember 2022 drohte Erdoğan indirekt sogar mit einem Raketenbeschuss. Wenn sich Griechenland nicht zurückhalte, "wird ein Land wie die Türkei natürlich nicht tatenlos zusehen, sondern muss etwas tun", sagte er. "Wir könnten plötzlich eines Nachts kommen", wiederholte Erdoğan in den vergangenen Wochen immer wieder.
Doch worum geht es im Konflikt um die Ägäis zwischen Griechenland und der Türkei? Wie ist der Streit entstanden? Das können Sie in diesem Überblick nachlesen.
Wo liegen die Ägäis-Inseln?
Die Ägäis, auch ägäisches Meer genannt, ist ein Nebenmeer des Mittelmeers. Mit Griechenland und der Türkei hat sie zwei Anrainerstaaten. Im aktuellen Konflikt geht es um die folgenden Inseln:
- Lesbos
- Chios
- Samos
- Ikaria
- die Dodekanes-Inseln
- Rhodos
Wem gehören die Ägäis-Inseln?
Die Inseln, um die Türkei und Griechenland streiten, gehören zu Griechenland. Sie liegen aber nahe der türkischen Küste.
Warum gibt es den Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei?
Die Türkei wirft Griechenland vor, gegen Auflagen verstoßen zu haben, unter denen Griechenland die Inseln nach den Weltkriegen erhalten hat. In den Auflagen steht, dass die Inseln nicht militärisch genutzt werden dürfen. Nach eigenen Aussagen der Türkei hat Griechenland auf den Inseln allerdings Militär stationiert.
Weil Griechenland aus Ansicht der Türkei deshalb gegen die Auflagen verstößt, stellt die Türkei den griechischen Status der Inseln infrage.
Die Türkei beruft sich dabei auf zwei Verträge: den Vertrag von Lausanne von 1923 und den Vertrag von Paris aus dem Jahr 1947. In ersterem wurden die Grenzen der Türkei festgelegt. Die Inseln Lesbos, Chios, Samos und Ikaria gingen an Griechenland. Im Zuge des zweiten Vertrags erhielt Griechenland die Dodekanes-Inseln.
Schon 1996 ist wegen eines Streits um eine unbewohnte Felseninsel in der Ägäis beinahe ein Krieg zwischen Griechenland und der Türkei ausgebrochen.
Könnte der Streit zwischen Griechenland und der Türkei eskalieren?
Der Soziologe und Buch-Autor Günther Seufert erklärte gegenüber der Deutschen Welle im Sommer, dass er kurzfristig "keine große Eskalationsgefahr" sehe. Mittelfristig sollte der Konflikt allerdings ernst genommen werden, da sowohl die türkische Regierung als auch die Opposition bei dem Thema auf der gleichen Seite sind.
Wie reagiert Griechenland auf die Provokationen der Türkei?
Griechenland richtete Ende Mai 2022 ein Schreiben an die Vereinten Nationen. Darin forderte Griechenland die Türkei auf, die Souveränität der Inseln und die Grenzen zu respektieren. Das einzige Thema, bei dem Griechenland Diskussionsbedarf sieht, ist die Abgrenzung der Meereszonen der beiden Länder.