Der Körper braucht Vitamin B12, um rote Blutkörperchen zu bilden und es ist wichtig für ein gesundes Nervensystem. Ob die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels sinnvoll ist, hängt vom Vitamin-B12-Spiegel im Blut ab. Welche Nebenwirkungen kann Vitamin B12 haben?
Diese Wirkung hat Vitamin B12
Vitamin B12 ist am Energiestoffwechsel und an der Bildung roter Blutkörperchen beteiligt. Der Körper braucht Vitamin B12 für ein gesundes Nervensystem und zum Abbau von Homocystein im Blut. Die Aminosäure nimmt Einfluss auf die Blutgefäße, weshalb ein erhöhter Wert das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall steigern kann. Ein Vitamin-B6-Mangel, ein Vitamin-B12-Mangel oder ein Folsäure-Mangel können den Homocystein-Wert im Blut erhöhen.
Unter den B-Vitaminen hat Cobalamin (B12) eine Sonderstellung, denn es kann im Körper gespeichert werden, obwohl es ein wasserlösliches Vitamin ist. Und das sogar in recht großen Mengen. Laut dem Laborverbund Ladr liegt der Vitamin-B12-Speicher bei Erwachsenen bei 2,5 Milligramm. Der Tagesbedarf, den die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, liegt weit darunter: Erwachsene sollten rund vier Mikrogramm zu sich nehmen. Wenn der Vitamin-B12-Speicher leer wird, besteht also schon seit langem eine Unterversorgung.
Vitamin B12 hat verschiedene Formen
Der chemische Name für Vitamin B12 ist Cobalamin. In der Natur kommt Vitamin B12 in verschiedenen Formen vor, in Fleisch ist Hydroxocobalamin die häufigste Form. In Milchprodukten kommt besonders Methycobalamin vor. Zur Behandlung eines Vitamin-B12-Mangels wird häufig Hydroxocobalamin genutzt. Wie praktizierende Ärztin und Stoffwechselexpertin Helena Orfanos-Boeckel in ihrem Buch "Nährstofftherapie" schreibt, wird es erst vom Körper in seine aktive Coenzymform umgewandelt. In Nahrungsergänzungsmitteln wird teilweise auch Cyanocobalamin verwendet, das laut der Ärztin über vier Stoffwechselschritte im Körper aktiviert werden muss. Es ist aber stabiler, als Hydroxocobalamin. Orfanos-Boeckel empfiehlt Hydroxocobalamin, weil es leichter vom Körper umgewandelt werden kann.
Vitamin B12: Welche Nebenwirkungen können bei einer Injektion auftreten?
Laut dem Pharmaindex Gelbe Liste können hoch dosierte Injektionen mit Vitamin B12 Nebenwirkungen auslösen. Am häufigsten sind "vorübergehende Rotfärbungen von Haut und Urin". Nach einer Injektion können laut dem Index auch folgende Symptome auftreten:
- Magen-Darm- und Atembeschwerden
- Schwindel
- Hautreizungen
- Hitzewallungen
Bei einer Anwendung über einen längeren Zeitraum kann es zudem zu Akne-Ausbrüchen kommen. Bei oraler Einnahme wurden laut BfR bis 100 Mikrogramm am Tag bisher keine unerwünschten Wirkungen festgestellt. „Andererseits gibt es aus neueren epidemiologischen Studien bisher noch nicht weiter abgeklärte Hinweise, dass die langfristige Einnahme von hohen Mengen an Vitamin B12 in Form von Supplementen bzw. hohe Plasmaspiegel möglicherweise mit einem erhöhten Risiko für unerwünschte gesundheitliche Wirkungen verbunden sein könnten“, sagt das BfR.
Welche Nebenwirkungen gibt es bei der Einnahme von Tabletten?
Gesunde Menschen können ihren Vitamin-B12-Bedarf über die Nahrung decken. Bei unspezifischen Symptomen, wie dauerhafter Müdigkeit, könnte ein Bluttest beim Arzt sich lohnen. Nur so kann geprüft werden, ob eine Einnahme von Vitamin B12 sinnvoll ist und wie hoch die Dosierung ausfallen soll. Bei sehr niedrigen Vitamin-B12-Spiegeln empfiehlt Orfanos-Boeckel sogar Dosierungen bis 5000 Mikrogramm, um den Mangel auszugleichen. Eine Überdosierung bei niedrigen Blutwerten ist schwer möglich, das Problem ist allerdings ein langfristig chronischer Überschuss - deshalb sind Blutwerte so wichtig.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt Verbrauchern nicht mehr als 25 Mikrogramm am Tag über Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmen. Dabei wird allerdings von einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung und einer möglichen Mehrfacheinnahme von Vitamin B12 aus angereicherten Lebensmitteln ausgegangen. Außerdem wird mit einem Unsicherheitsfaktor gerechnet.
Auf Anfrage teilte uns das BfR mit, "dass zwar bis heute in Studien keine belastbaren gesundheitsschädigenden Effekte hoher Vitamin-B12-Zufuhren nachgewiesen wurden, dass aber auch keine systematischen toxikologischen Studien durchgeführt wurden und somit Unsicherheiten darüber bestehen, bis zu welchen Dosierungen Vitamin-B12-Supplemente langfristig als unbedenklich angesehen werden können."
In der Vital-Studie, die von 2000 bis 2002 durchgeführt wurde, zeigte sich, dass Raucher, die täglich mehr als 55 Mikrogramm Vitamin B12 einnahmen, ein vierfach erhöhtes Risiko hatten, Lungenkrebs zu entwickeln. Für Frauen konnte kein vergleichbares Risiko nachgewiesen werden. Laut dem BfR können Beobachtungsstudien aber keine Kausalität beweisen, da viele andere Einflussfaktoren das Ergebnis verzerren könnten. Dazu bräuchte es eben systematische toxikologische Studien, die bei Vitamin B12 fehlen. Zudem berichteten die Teilnehmer selbst über die Dosierung und Häufigkeit, es erfolgten keine Messungen. Laut BfR gibt es deshalb weiteren Abklärungsbedarf.
Hinweis der Redaktion: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Beitrag aus unserem Online-Archiv.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden