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Kleine Wohnflächen: Das Start-up popup living verändert das Wohnen

Kleine Wohnflächen

Das Start-up popup living verändert das Wohnen

Philipp Linsmeier und Stefan Kapfer haben nach ihrem Master zusammen das Start-up „popup living“ gegründet.
Philipp Linsmeier und Stefan Kapfer haben nach ihrem Master zusammen das Start-up „popup living“ gegründet. Foto: popup living

Gute Aussichten für die Zukunft? Geht es ums Thema Wohnen werden viele zunächst an das Gegenteil denken. Seit Jahren steigen die Mieten und Immobilienpreise stark an – längst nicht mehr nur in den Innenstädten. Auch der Flächenverbrauch pro Person nimmt zu. Derzeit liegt er bei 47 Quadratmeter und wird Prognosen zufolge bis 2030 noch einmal um zehn Prozent steigen. Immer weniger Menschen leben auf immer mehr Fläche. „Das führt dazu, dass die Städte irgendwann aus allen Nähten platzen“, prophezeit Philipp Linsmeier, der zusammen mit Stefan Kapfer das Augsburger Start-up „popup living“ gegründet hat.

Da es heute aufgrund der hohen Grundstückspreise und der Flächenversiegelung nicht mehr so einfach ist, auf der grünen Wiese zu bauen, war ihr Antrieb, bestehende Bauten zu nutzen. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, mehr Wohnraum auf gleicher Fläche zu schaffen“, erzählen die beiden Gründer. Heute verkauft popup living ein Möbelstück, durch das Wohnfläche sehr effizient genutzt werden kann.

Kapfer und Linsmeier haben gemeinsam Energie Effizienz Design an der Hochschule in Augsburg studiert und wollten eines der vielen Projekte aus dem Studium, die nach Projektende meist in der Schublade landen, auch in der Praxis umsetzen. Etwa ein Jahr vor dem Abschluss ihres Masters ist das Team dann auf die konkrete Idee gekommen.

Das popup studio sorgt für viel Stauraum in kleinen Wohnungen

Hauptbestandteil des Projekts ist das „popup studio“, ein verschiebbares Möbelstück, das Arbeitsfläche, Bett, Wohnzimmer und Stauraum wie einen begehbaren Kleiderschrank gleichzeitig bietet. Ursprünglich gedacht, um Leerstände vorübergehend zu „Popup“-Wohnungen umnutzen zu können, hat das Team diese Idee schnell zurückgestellt. „Die Zeit war noch nicht reif“, erzählt Kapfer. Die beiden wollten leere Gewerbeflächen mit dem popup studio ausstatten, sodass man auf Zeit darin wohnen kann, ohne sich zuvor um eine aufwendige Innenausstattung zu kümmern.

Das „popup studio“ kann durch einfaches Verschieben vom Bett zum Schreibtisch oder Schrank werden.
Das „popup studio“ kann durch einfaches Verschieben vom Bett zum Schreibtisch oder Schrank werden. Foto: popup living

Nach Gesprächen mit Behörden sowie Expertinnen und Experten aus der Branche haben sie den Entschluss gefasst, dieses Projekt zunächst einmal auf Eis zu legen. „Das ist nach wie vor unser Herzensprojekt und wir bleiben im Hintergrund auch dran, aber es kostet so viel Zeit, auf die nötigen Genehmigungen zu warten, und diese Zeit haben wir als junges Start-up einfach nicht“, berichtet Kapfer. „Deshalb haben wir uns jetzt erst auf das popup studio konzentriert.“

Start-up popup living aus Augsburg schafft mehr Komfort auf gleicher Fläche

Das popup studio kann man nun bei dem Start-up kaufen und damit selbst kleine Wohnungen, Apartments oder WG-Zimmer einrichten. Dabei war der Hintergedanke, den „großen Preistreiber in Wohnungen“, die Anzahl der Quadratmeter, zu reduzieren und es so möglich zu machen, mit gleichem Komfort auf weniger Fläche zu leben.

Beim popup studio sind Farbe und Design anpassbar, nach einer Woche Planung wird das vielseitige Möbelstück bei einer Augsburger Schreinerei innerhalb von acht Wochen gefertigt. Einen Vormittag veranschlagen die beiden Gründer für die Montage durch die Schreinerei, sodass nach weniger als drei Monaten die komplette Inneneinrichtung eines Apartments fertiggestellt sein kann.

Im Juni 2021, etwa ein Jahr nach dem Start der Selbstständigkeit, die durch das EXIST-Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums ermöglicht wurde, war nach vielen Prototypen das erste finale popup studio fertig. „Jetzt, wieder ein halbes Jahr später, setzen wir dann unser erstes Projekt um“, berichtet Linsmeier. Für einen privaten Eigentümer haben die beiden eine Wohnung im Augsburger Domviertel renoviert und unter anderem mit dem popup studio komplett neu ausgestattet. Diese kann ab März vermietet werden. „Mit dem aktuellen Referenzprojekt können wir beweisen, dass das Ganze funktioniert und auch einen Mehrwert liefert.“

Beim popup studio wird schnell aus einem Bett ein Arbeitsplatz.
Beim popup studio wird schnell aus einem Bett ein Arbeitsplatz. Foto: popup living

Augsburger Start-up baut Innenausstattung für Apartments

Das popup studio mit einem aktuell noch recht hohen Preis wird laut Kapfer und Linsmeier in hohen Stückzahlen erschwinglicher. Deswegen möchten sie mit ihrem Produkt große Bauträger, die Immobilien mit vielen kleinen Apartments bauen, ansprechen. Ihren Vorteil sehen sie in der vergleichsweise sehr schnellen Fertigung durch den modularen Aufbau.

Im Blick haben die beiden auch Wohnungen für junge Menschen, in denen jede und jeder ein eigenes kleines Apartment, bestehend aus dem popup studio, bewohnt und Küche und Bad gemeinschaftlich genutzt werden. Praktisch ist das vor allem im Hinblick auf die vielen Umzüge für beispielsweise Praktika oder einen neuen Job, denn „man kann mit dem Koffer einziehen und hat gleich alles drin“, wie Linsmeier betont. Eigens für jüngere Menschen haben die beiden auch das Modell „popup student“ entwickelt, eine einfachere und günstigere Version ihrer Innovation.

Doch das Start-up möchte alle Menschen ansprechen. „Die Leute legen immer mehr Wert auf die eigenen vier Wände und möchten es sich da auch schöner einrichten. Verstärkt auch durch Corona, weil man vermehrt Zeit zu Hause verbringt“, erklärt Linsmeier. Ein Grund für die beiden, das Wohnen zu verändern – gute Aussichten für die Zukunft, oder? Schließlich sind kreative und innovative Ideen für das Wohnen der Zukunft gefragt.

Hier finden Sie mehr Informationen zu popup living.

Dieses Interview stammt aus unserer Verlagsbeilage "Gute Aussichten 2022". Schlechte Nachrichten gab es in diesen verrückten pandemischen Zeiten genug. Deshalb geben wir Ihnen unseren Mutmacher an die Hand – klassisch als Zeitung oder auch digital.

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