Unternehmen müssen sich gegen Zahlungsausfälle absichern. Also holen sie bei einer Wirtschaftsauskunftei wie der Schufa, der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, Infos über einen Kunden ein. Das Privatunternehmen mit Sitz in Wiesbaden sammelt (Finanz-)Daten von Verbrauchern. "Aktuell sind 514 Millionen Einzelinformationen von 66 Millionen Bundesbürgern bei der Schufa gespeichert", sagt Pressesprecher Andreas Lehmann.
Die rund 7000 Unternehmen, die mit der Schufa kooperieren und sich über die Bonität eines Kunden erkundigen, bekommen gegen Bezahlung Auskunft - und versorgen gleichzeitig die Schufa mit personenbezogenen Daten. Grundlage hierfür ist das Bundesdatenschutzgesetz.
Name, Geburtsdatum und Anschrift - diese Daten sind von nahezu jedem Erwachsenen in Deutschland bei der Schufa und den anderen Wirtschaftsauskunfteien wie Creditreform oder Bürgel gespeichert. Ebenfalls verzeichnet in den meisten Fällen: Girokonten, Ratenkredite oder Bürgschaften. "Tatsächlich haben 91,3 Prozent der Personen im Schufa-Datenbestand ausschließlich positive Daten", betont Schufa-Sprecher Lehmann.
Auf Grundlage des bisher gezeigten Kreditverhaltens wird im Einzelfall eine Prognose für das zukünftige Kreditverhalten berechnet - das ist das sogenannte Score-Verfahren. Der Score wird individuell per Computer errechnet und hat einen Wert zwischen einem und 100 Prozent. Dabei gilt: "Je höher der Wert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Verbraucher einen Kredit zurückzahlt", erklärt Lehmann. Nach seinen Angaben sind Schufa-Scores für viele Banken ein wesentlicher Bestandteil ihrer Risikomanagementsysteme.
Doch was genau drückt den Score-Wert nach unten? Ein PayPal-Konto? Das häufige Benutzen einer Kreditkarte? Die Schufa macht dazu gegenüber Kunden keine Angaben. Für Verbraucherschützer ist das inakzeptabel. Sie kritisieren das Scoring-System als völlig intransparent. "Kunden erfahren nicht, wie die Punktezahl berechnet wird und was konkret zur Abwertung ihres Scores geführt hat", bemängelt Birgit Höltgen von der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf. Folglich könnten sie auch nichts tun, um einen besseren Score zu erzielen.
So würden wichtige Daten wie der Beruf, die Einkommenshöhe oder auch die Festanstellung nicht berücksichtigt - solche Daten darf die Schufa nicht sammeln. "Per Zufall haben wir erfahren, dass ein häufiger Wohnortwechsel bei der Score-Berechnung der Schufa früher eine Rolle spielte", sagt Höltgen. Der Score sinke aber offenbar auch für diejenigen, die in eine schlechtere Wohngegend ziehen. "Das muss aber letztendlich nicht zwingend etwas über die Bonität eines Einzelnen aussagen", findet die Verbraucherschützerin.
Mal rauf, mal runter - der Score kann von einen Tag auf den anderen anders aussehen. Wer seinen Score-Wert verbessern will, sollte laut Lehmann "immer pünktlich die Kreditraten zahlen beziehungsweise im Falle des Verzuges sofort ausgleichen". Höltgen hält dagegen, dass der Kunde letztendlich aber nicht weiß, was konkret seinen Score-Wert mindert.
Außerdem sind Daten, die bei der Schufa gespeichert sind, nicht immer korrekt. Darauf sollte jeder für sich achten, um im Geschäftsalltag keine negativen Erlebnisse zu haben. "Verbraucher können einmal jährlich von Auskunfteien kostenlos eine Selbstauskunft in Textform verlangen - auch zum Score-Wert", sagt Christian Fronczak, Sprecher beim Bundesverbraucherschutzministerium. Sollten die gespeicherten Daten fehlerhaft sein, sind die Auskunfteien verpflichtet, sie zu korrigieren.
Verbraucher sollten bei fehlerhaften Einträgen nicht nur die Schufa selbst, sondern auch die Stelle, die die falschen Daten an die Auskunftei übermittelt hat, anschreiben und um Korrektur bitten. "Mit diesem Vorgehen geht der Kunde auf Nummer sicher", so Höltgen.
Ein weiterer wichtiger Tipp: "Wer mit der Schufa Kontakt aufnimmt, sollte wissen, dass er einmal pro Jahr eine kostenlose Selbstauskunft verlangen kann und keinesfalls Geld dafür zahlen muss", erklärt die Verbraucherschützerin. Sie weist darauf hin, dass die Schufa immer wieder versuche, Anfragende zur Kasse zu bitten. "Darauf sollten sich Verbraucher aber keinesfalls einlassen." (dpa)