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Schlechte Bezahlung führt zu Hebammen-Sterben

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Schlechte Bezahlung führt zu Hebammen-Sterben

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Schlechte Bezahlung führt zu Hebammen-Sterben

"Nur noch rund 30 Prozent der Hebammen arbeiten Vollzeit", sagte die Vorsitzende des Hebammenverbandes Baden-Württemberg Ulrike Geppert-Orthofer in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Tübingen. Durchschnittlich arbeiteten die Geburtshelferinnen nur vier Jahre in ihrem erlernten Beruf. "Dann steigen sie aus, weil sie von dem Geld nicht leben können", sagte sie. Die Hebammen fordern einen Aufschlag von rund 30 Prozent auf die bisherigen Gebühren - "und selbst dann gehören wir noch nicht zu den Gutverdienern", sagte sie.

Seit 2007 müssen die Hebammen ihre Gebühren eigenständig mit den Krankenkassen verhandeln. Früher waren dafür die Gesundheitsministerien zuständig. "Die Krankenkassen aber werden selbst in ihren Kosten so gedeckelt, dass wir keine anständige Gebührenerhöhung durchsetzen können", sagte die Verbandsvorsitzende. Für eine Geburt im Krankenhaus mit acht Stunden vor- und drei Stunden Nachbetreuung liege der Satz bei 237 Euro, für ein Beratungsgespräch bei 25 Euro. "Wir kommen mit diesen Gebühren auf einen durchschnittlichen Bruttostundenlohn von 7,50 Euro."

Die Folge sei, dass es nur noch wenige hauptberufliche Hebammen gebe, die "ein normales Arbeitszeitspektrum haben". Im Klartext: Nur wer 60 bis 70 Stunden pro Woche arbeite, könne davon leben. "Und das halten die wenigsten lange durch", sagte Geppert-Orthofer vor dem Internationalen Hebammentag am Mittwoch (5. Mai). Außerdem sei dies, wenn überhaupt, auch nur den Geburtshelferinnen in Ballungsgebieten möglich. In Regionen wie etwa im Schwarzwald lebten hingegen weniger Frauen; damit gebe es dort weniger Geburten und keine Möglichkeit für Hebammen, einen geringen Verdienst durch Mehrarbeit aufzufangen. "Das führt jetzt schon zu Unterversorgung in weniger dicht besiedelten Gegenden", warnte Geppert-Orthofer. "Wir haben jetzt schon regelrechte weiße Flecken auf der Landkarte."

Hinzu kämen steigende Kosten durch die vielen notwendigen Autofahrten der Hebammen zu ihren Kunden und die steigenden Beiträge für die Haftpflichtversicherung. Diese lägen derzeit bei rund 3700 Euro im Jahr. Ein weiteres Problem für den Berufsstand sei, dass viele von Hebammen angebotenen medizinische Dienstleistungen von den Kassen nur übernommen würden, wenn sie direkt im Zusammenhang mit Wochenbett und Geburt stünden.

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