Ein gut ausgebautes Netz an Wanderwegen für kurze und längere Distanzen steht zur Wahl. Einige Wege wurden in der Vergangenheit bereits von namhaften Persönlichkeiten zurückgelegt. Acht Wanderungen auf den Spuren von Dichtern und Denkern.
Anlässlich des Beethoven-Jahres wurde im Siebengebirge ein neuer Rundwanderweg angelegt, der an die Aufenthalte im Kloster Heisterbach, auf dem Petersberg und auf dem Drachenfels-Plateau erinnert. Die rund 15 Kilometer lange Route führt teils über den Rheinsteig und ist mit knapp 600 Metern Höhendifferenz durchaus anspruchsvoll. Dafür bietet die mit einem grünen B gekennzeichnete Strecke wunderbare Ausblicke. Stelen am Wegesrand informieren über das Leben und Wirken Beethovens sowie die Naturlandschaft um 1780.
Wer rund um Berlin wandern möchte, kommt an Theodor Fontane nicht vorbei. Der 1819 in Neuruppin geborene Schriftsteller hat die stille Poesie seiner Heimat in „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ ausführlich beschrieben. Insgesamt sechs Fontane-Wege sind ausgeschildert. So ist zum Beispiel auf dem Weg F1 eine etwa zehn Kilometer lange Wanderung vom Bahnhof Berlin-Köpenick zum Müggelsee möglich. Mit dem F5 führt ein überregionaler Wanderweg von Saarmund nach Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf. Erst 2019 wurde für Radfahrer im Nordwesten Brandenburgs die Route Fontane-Rad neu angelegt. Die Hauptstrecke von Oranienburg über Rheinsberg, Havelland und Ruppiner Seenland bis nach Potsdam ist knapp 300 Kilometer lang und mit Infotafeln beschildert.
Ihre weltberühmten Kinder- und Hausmärchen sammelten Jacob und Wilhelm Grimm zwischen 1798 und 1814 in der Region um Kassel und Marburg. Etliche Beschreibungen orientieren sich an nordhessischen Landschaften. Wanderern bietet der Grimmsteig Gelegenheit, das Bergland zwischen Kassel und dem Kaufunger Wald näher kennenzulernen. Die etwa 85 Kilometer lange Rundwanderstrecke ist in fünf Tagesetappen unterteilt und führt über den Hohen Meißner, wo Frau Holle ihre Betten ausgeschüttelt haben soll. Trotz 500 Höhenmetern eignen sich die Etappen auch für wenig trainierte Wanderer. In der Universitätsstadt Marburg lockt der „Grimm-Dich-Pfad“ mit zehn Märchenfiguren an Häusern, Treppen und Mauern zum Aufstieg durch die historische Altstadt. Den steilen Weg zum Schloss legten die Grimm-Brüder während ihrer Studienzeit oft zurück.
Johann Wolfgang von Goethe streifte gern zu Fuß durch die Natur. Auf dem 20 Kilometer langen Wanderweg von seinem ehemaligen Amtshaus in Ilmenau nach Stützerbach lernen Wanderer die Lieblingsplätze des Dichters kennen. Die Landschaft des Thüringer Waldes ist hier von weiten Tälern, engen Felsschluchten und satten Bergwiesen geprägt. Schöne Aussichten auf das Ilmtal verspricht der Große Hermannstein. Höhepunkt der Wanderung ist das Goethehäuschen auf dem Kickelhahn, wie der Ilmenauer Hausberg genannt wird. Hier schrieb Goethe 1780 „Wandrers Nachtlied“, eines seiner schönsten Gedichte. Vorbei am Knöpfelstaler Teich endet die Tour im Goethemuseum von Stützerbach.
Es gibt einige Fußwege, die auf den Brocken führen. Die von Heinrich Heine 1824 auf seiner Harzreise bevorzugte Route gilt als schönste Strecke, um auf den höchsten Berg des Harzes zu gelangen. Der zwölf Kilometer lange Wanderweg führt durch urwüchsige Buchenwälder und an bizarren Felsformationen vorbei. Er startet in Ilseburg und folgt dem Flüsschen bis zu den Ilsefällen. Während des Aufstiegs müssen rund 800 Höhenmeter überwunden werden. Von den Bismarck-Klippen hat man einen grandiosen Panoramablick auf die Eckertalsperre und das nördliche Harzland. Mit einer Steigung von rund 15 Prozent haben es vor allem die letzten drei Kilometer bis zum Brockenplateau in sich. Wer nicht zurückwandern möchte, kann mit der Harzer Schmalspurbahn talwärts fahren.
Die tiefen Schluchten, spektakulären Felsformationen und weitreichenden Aussichten des Elbsandsteingebirges haben schon Mitte des 18. Jahrhunderts Künstler wie Caspar David Friedrich und Ludwig Richter inspiriert. Auf dem weitgehend naturbelassenen Malerweg können Wanderer die faszinierende Region kennenlernen. Der rund 112 Kilometer lange Rundwanderweg führt in acht Tagesetappen von Liebethal bis zur tschechischen Grenze und auf der anderen Elbseite zurück nach Pirna. Unterwegs entdecken nicht nur Kunstinteressierte die Motive der großen Maler in Natura. Schautafeln informieren über die kunsthistorische Entstehungsgeschichte.
Der nach dem letzten Bayernkönig benannte Fernwanderweg führt auf rund 120 Kilometern durch das oberbayerische Alpenvorland zwischen Lech und Loisach. Aufgrund ihrer zahlreichen Kirchen und Klöster ist die von König Ludwig II. geliebte Region auch als Pfaffenwinkel bekannt. Start des Wanderweges ist eine Votivkapelle in Berg am Starnberger See, wo der Märchenkönig 1886 den Tod fand.
In sechs Tagesetappen führt die mit einem blauen K gekennzeichnete Route bis nach Füssen, wo das Königsschloss Hohenschwangau liegt. Zu den weiteren Highlights des Weges gehören das Kloster Andechs und das Marienmünster am Ammersee, der Hohenpeißenberg, die Ammerschlucht, die Wieskirche bei Steingaden – und Schloss Neuschwanstein.
Eine Wanderung auf dem naturbelassenen Maximiliansweg führt an der deutsch-österreichischen Grenze entlang. Bereits 1858 soll Maximilian II., König von Bayern, den Fernwanderweg von Lindau am Bodensee nach Berchtesgaden mit Pferd und Wagen zurückgelegt haben. Heute können ausdauernde Wanderer die rund 360 Kilometer lange Strecke in 22 Etappen bewältigen. Das Pensum ist anspruchsvoll. Denn in den Allgäuer, Ammergauer und Chiemgauer Alpen sind einige Gratwanderungen und Gipfelüberquerungen zu meistern. Erfahrung, Trittsicherheit, Ausdauer und die passende Ausrüstung sind dafür Voraussetzung. Neben Hochgrat und Zugspitze werden auch Bayerns Märchenschlösser passiert – grandiose Aussichten garantiert.