Wenn die Reisebeschränkungen in Europa fallen, dürfte es einen Run auf die beliebten Mittelmeerinseln geben. Wer dagegen Abgeschiedenheit und raue Natur schätzt, sollte den Blick auf den Atlantischen Ozean richten - die Inselwelten vor dem europäischen Festland sind schroff, charmant und wunderschön. Sechs Beispiele - als Anregung für die nächste Reise.
Azoren: Santa Maria, die Sonnige
Über rund 600 Kilometer erstreckt sich der Azoren-Archipel mit neun Inseln vulkanischen Ursprungs inmitten des Atlantiks. Jedes einzelne der portugiesischen Eilande trägt seinen ureigenen Charakter.
Die meisten Urlauber führt es zunächst nach Ponta Delgada auf die facettenreiche Hauptinsel São Miguel. Von hier aus lässt sich die Inselgruppe perfekt erkunden. Im äußersten Südosten sticht Santa Maria heraus, die geologisch älteste aller Azorenperlen. Die Insel verwöhnt ihre Besucher mit dem trockensten Klima, lädt an goldenen Sandstränden zum Bad im Atlantik ein - und Taucher in ein spannendes Unterwasserrevier. Besonders schön sind die Strände in der Baia de São Lourenço im Nordosten sowie der beliebte Praia Formosa im Süden.
Wer lieber trockenen Fußes unterwegs ist, schnürt seine Wanderstiefel und macht sich auf zur 80 Kilometer langen Inselumrundung. Die Rundroute gilt als längster Wanderweg der Azoren.
Cádiz: Spaniens schönste Halbinsel und Europas älteste Stadt
Die maurische Schönheit im Süden Andalusiens ist zwar nicht mehr ganz eine Insel. Doch zur Zeit ihrer Gründung vor rund 3000 Jahren durch die Phönizier war sie vollständig vom Meer umschlungen. Und blieb es bis ins 17. Jahrhundert hinein. Heute ist die Altstadt über eine schmale Landzunge mit dem Festland verbunden.
Rundherum schwappen Atlantikwellen gegen steinerne Ufer und den hübschen Stadtstrand La Caleta. Eine Promenade führt Besucher rund um die Altstadt. Guten Gewissens und ganz ohne Straßenplan dürfen sich Urlauber in den charmanten Gassen verirren. Denn früher oder später steht man - nach dem Genuss zahlreicher Tapas - wieder am Meer.
Ein Muss: der besonders schöne 360-Grad-Blick über die Dächer der Stadt von der Aussichtsterrasse des Torre Tavira.
Islands Westmännerinseln: Leben auf dem Vulkan
Das Leben auf Heimaey, der Hauptinsel des Westmänner-Archipels, gleicht einem Tanz auf dem Vulkan. Unvergessen ist älteren Bewohnern das Jahr 1973, in dem der Vulkan Eldfell ausbrach. Über ein halbes Jahr lang spuckte er so viel Lava, dass er nicht nur 417 Häuser unter sich begrub, sondern die Insel am Ende um zwei Quadratkilometer vergrößerte. Ein leicht mulmiges Gefühl kommt auch heute noch auf, während man den 200 Meter hohen Krater erwandert.
Doch die wunderbare Rundumsicht bis hinüber zum legendären Eyjafjallajökull auf dem Festland, der 2010 den Flugverkehr in Teilen Europas lahmlegte, lohnt sich. Und bietet seltene Fotomotive.
Wer den niedlichen Papageitauchern auf der Spur ist, wandert zur Halbinsel Stórhöfdi. An grünen Hängen verbergen sich die zahllosen Höhlen der weltweit größten Papageitaucher-Kolonie.
Weitere Tipps für Heimaey: der Besuch des Eldheimar Vulkanmuseums, eine Bootstour rund um die Insel und der Besuch des jüngst fertiggestellten Beluga Whale Sanctuarys.
Galizien: Eintrittskarte ins nordspanische Inselparadies Cíes
Wer einen Fuß auf diesen Traumarchipel setzen möchte, benötigt zunächst eine Genehmigung. Damit das Paradies ein Paradies bleiben darf, sind Tagesbesucher und Übernachtungsurlauber streng limitiert.
Die Islas Cíes gehören seit 2002 zum Nationalpark Islas Atlánticas de Galicia. Wer länger dort verweilen möchte, darf auf dem Campingplatz übernachten und sich ein wenig wie Robinson Crusoe fühlen. Schon mehrfach wurde der karibikweiße Sehnsuchtsstrand Praia de Rodas zu den schönsten der Welt gekürt.
Auf diesem Inselkosmos, ein wahres Postkartenidyll, sind nicht nur Taucher und Badenixen in ihrem Element. Wanderer können dem langen, leuchtenden Strand der nördlichen Insel Monteagudo bis zur Halbinsel do Faro folgen. Von hier aus geht es auf kurvigen Pfaden zum Leuchtturm im Süden Faros - mit traumhaften Ausblicken.
Die nördlichste Shetland-Insel: Auf Unst ist Schluss
Einmal auf den entlegenen Shetland-Inseln angelandet, ist der Weg in den äußersten Norden nicht mehr weit. Zwei weitere Fährfahrten - und man steht auf Unst. Es ist die nördlichste der 16 bewohnten Eilande des zerklüfteten Archipels, geformt aus über 100 Inseln.
Als seien die Shetlands an sich nicht schon spektakulär genug - Unst legt noch eine Schippe drauf. So rau, so leer, so wild und windumtost ist es hier. Die Klippenwanderung auf der nordwestlichen Landzunge Hermaness zählt zu den Highlights. Von hier fällt der Blick auf die kleine Felseninsel Muckle Flugga, deren weißer Leuchtturm stark und stolz das nördlichste Fleckchen Großbritanniens markiert.
Und abends? Da geht es natürlich - ganz britisch - in den Pub. Das "Baltasound Hotel" etwa lädt zu Dinner und Drinks. Die angegliederten Gästeholzhütten versprechen anschließend eine besonders gemütliche Nachtruhe. Sie liegen direkt am Meer - auf 60 Grad Nord.
Die Blumeninsel der Bretagne: Île de Bréhat
Fast könnte man das kleine Eiland an der Côtes-d'Armor übersehen. Keine 15 Fährminuten vor der Nordküste der Bretagne erhebt sich die Île de Bréhat wie ein Juwel aus dem Atlantik. Der Golfstrom beschert ihr ein besonderes Mikroklima mit milden Wintern. Hier blühen Hortensien, Mimosen und Schmucklilien farbenfroh um die Wette. "Insel der Blumen" wird das Eiland daher genannt.
Insbesondere der Süden duftet und grünt, während die Nordinsel vor allem durch den hier typischen, rosafarbenen Granitfelsen geprägt ist. Dauerhaft leben nur etwa 400 Menschen auf der Île de Bréhat. Zum Glück warten dennoch einige charmante Ferienunterkünfte auf Erholungssuchende. Gratis dazu gibt es neben Sonne, Meer und Naturschönheiten vor allem eines: Ruhe. Autos sind verboten.
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Infos zur Azoreninsel Santa Maria
Aussichtsturm Torre Tavira in Cadiz