Doch die Insel in der Karibik hat noch mehr zu bieten: Regenwälder und Kaffeefarmen, Taco-Stuben mit WLAN und Blasmusik-Stadl, schreiende Minifrösche und wilde Pferde.
Die Straße wird enger, steiler und kurviger. Wolken treiben über den Regenwald. Bambusstauden und Riesenfarne wölben sich über den Weg. Einsam ist es hier in den Bergen, 40 Kilometer nördlich der Küstenstadt Ponce im Süden der Insel. Das Tor zur Hacienda Patricia steht offen. Kaffeesäcke türmen sich in einer Lagerhalle. Gäste schenken sich dampfenden Kaffee aus einer großen Kanne ein.
Auch die wenige Kilometer entfernte Hacienda Pomarrosa bietet hochwertige Bohnen im Direktverkauf an. Etwa 4000 Kilo pro Jahr werden auf der zwischen den Hügeln verborgenen Farm produziert. "Der Tourismus wird langsam zum zweiten Standbein", sagt Sebastian Legner Santiago. Der junge Deutsch-Puerto-Ricaner und seine Familie bauen gerade Bungalows zwischen Kaffeepflanzen, Kokospalmen und Helikonien.
"Coquiiii" schallt es immer wieder durch die Landschaft. Sebastian kann sich ein Lachen nicht verkneifen, wenn er die verwunderten Gesichter seiner Gäste sieht, die das seltsame Quäken des Coqui-Frosches nicht einordnen können. "Die sind so winzig, kaum zu sehen", sagt der junge Mann und zeigt auf seinen Daumen. Trotzdem sind die braunen Zwerge bis zu einem Kilometer weit zu hören.
Auch in den eher abgeschiedenen Dörfern gibt es die typischen Satt- und Dickmacher vom Burger über Tacos bis hin zu Quesadillas. Viele Imbisse bieten sogar Gratis-WLAN an. Auch das kann Karibik-Urlaub sein: den Kaffee aus dem Plastikbecher, die Bundesliga-Ergebnisse auf dem Laptop und der Blick aus 1000 Meter Höhe auf knallrot blühende Afrikanische Tulpenbäume und den Ozean.
Sogar eine handfeste Überraschung wartet in den Bergen: Die "Casa Bavaria" mit Blasmusik, schicken Señoritas im Dirndl, Bratwurst, Hachse, Sauerkraut und Fassbier. "Das mögen die Insulaner", sagt Mike Lopez aus Franken. Zum Oktoberfest hat der Wirt 3000 Gäste pro Tag. Klassik und Art Déco statt spanischer Architektur bietet Ponce, die zweitgrößte Stadt der Insel und "Perle des Südens" genannt.
Kolumbus landete 1493 auf der Insel, die 1898 nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 an die USA ging. Viele heutige Besucher zieht es ins Fischerdorf Boquerón im Westen Puerto Ricos. Dort gibt es frische Limetten und Austern, das Dutzend zu umgerechnet neun Euro. Zahlreiche Destillerien sorgen dafür, dass der Insel der Rum nicht ausgeht. Viele haben kubanische Wurzeln, wie der auf der Insel beliebte Mojito. "Aber die Piña Colada kommt aus Puerto Rico", betont Charles Rodriguez, der durch eine der Destillen führt.
Sowohl das Hotel "Hilton Caribe" als auch das Restaurant "Barrachina" - beide in San Juan - reklamieren die Erfindung des cremig-süßen Cocktails aus Rum, Kokosnusscreme und Ananassaft für sich. Das Hotel nennt das Jahr 1954, das Restaurant wirft die Jahreszahl 1963 in den Ring. Allerdings hatte der Cocktail bereits vorher auf Kuba viele Freunde, berichtete zum Beispiel die "New York Times" 1950. "Das kann doch nicht wahr sein", entfährt es Führer Rodriguez, als ihm ein Spanier davon erzählt.
"Ist doch egal, Hauptsache das Zeug schmeckt", sagt später Busfahrer José Morales, als er von der Diskussion erfährt. Anstatt zu streiten, gibt der 45-Jährige lieber noch ein paar Tipps für preisbewusste Touristen: Vom Flughafen San Juan fährt für umgerechnet 0,55 Euro ein Bus bis in die historische Altstadt, die Teil des Weltkulturerbes ist. Endstation ist direkt zwischen Fort San Cristóbal und den weißen Ozeanriesen am Pier.
Puerto Rico gehört zu den ärmsten Regionen der USA. "Aber in der Karibik gehören wir zu den Reicheren", sagt José Morales. "Und reich sind wir sowieso, menschlich gesehen, die meisten von uns sind froh über Familie, Freunde und die vielen Feste."
Für US-Amerikaner vom Festland ist Puerto Rico eine feste Reisegröße. Viele Insulaner wünschen sich aber auch mehr Touristen aus anderen Teilen der Welt. Die schönen Strände an der Nordküste verschmähen viele Besucher noch. Sie bleiben lieber an ihrem Hotelstrand. So trifft man zum Beispiel am feinsandigen Strand von Luquillo - nur wenige Kilometer östlich von San Juan - fast nur Einheimische an. An den Bars und Snackbuden am Wasser gibt es Bier, Rum-Cocktails, Tacos, Empanadas und Hühnerbein vom Grill.
Wer einsame Strände und karibisches Dorfleben kennenlernen möchte, sollte Culebra und Vieques besuchen. Die kleinen Inseln liegen wenige Kilometer vor Puerto Ricos Ostküste und sind schnell mit dem Propellerflugzeug oder der Fähre zu erreichen. Auf Vieques leben mehr als 300 Wildpferde, die Paso Fino. Keith Gumbs, einer der Piloten, die die Inseln anfliegen, hat noch einen Tipp: "Wenn Du ein Pferd brauchst und reiten kannst, dann nimmst Du eins und lässt es an Deinem Haus oder an der Bar wieder laufen."
Informationen: Puerto Rico Tourism Company, Schenkendorfstraße 1, 65187 Wiesbaden, Telefon: 0611/26 76 710.
Weitere Informationen zu Puerto Rico: dpaq.de/puerto-rico
Puerto Rico-Anreise anmelden: https://esta.cbp.dhs.gov