Sonnenbaden und grillen auf der Kiesbank oder surfen und segeln auf der Lechstaustufe 23 – das verbindet man in der Region um Augsburg mit dem Lech . Dabei hat der 256 Kilometer lange Fluss auch ganz andere Seiten. Sein Ursprung liegt im Formarinsee auf 1840 Meter Höhe im österreichischen Vorarlberg . Von hier schlängelt er sich – noch als Wildfluss und damit als einer der letzten seiner Art in Europa – Richtung Donau . Seine Farbe wechselt dabei von magisch Helltürkis bis Jadegrün.
So beeindruckend der Lech hier auch ist, so nützlich war er schon immer. Im Mittelalter transportierten die Füssener Flößer Holz und Handelswaren flussabwärts zur Donau . Anliegende Städte wie Augsburg nutzten seine Wasserkraft zum Antrieb von Wasserrädern erst fürs Handwerk später für die Textilindustrie und heute zur Energiegewinnung.
Diesen spannenden Gegensatz zwischen einer atemberaubend schönen Naturlandschaft des Wildflusses auf der einen Seite und seiner Nutzung durch die Menschen auf der anderen Seite will die Regio Augsburg Tourismus gemeinsam mit der Allgäu GmbH, dem Tourismusverband Ferienregion Tiroler Lechtal und dem Tourismusverband Naturparkregion Reutte für Radler erlebbar machen. Und zwar mit einer neuen Fernradwanderstrecke von der Mündung des Lechs in die Donau bis zur Quelle in Österreich .
Highlight des Fernradwanderwegs ist Augsburg
Götz Beck , Tourismusdirektor der Regio Augsburg , beschäftigte schon länger die Idee für einen Fernradwanderweg entlang des Flusses. Den Ausschlag, das Projekt anzugehen, gab letztlich die Ernennung des Augsburger Wassermanagement-Systems zum UNESCO-Welterbe im vergangenen Jahr. „Unsere Überlegung war: Wie können wir diese Marke in Zusammenhang bringen mit dem Thema Kurzurlaub und dem Städtetourismus“, erzählt Beck von den Anfängen. „Die Deutschen sind Meister bei den Kurzurlauben. Für Augsburg wollten wir eine längere Verweildauer erreichen. Das könnte auch über die Kombination des Welterbe-Themas mit dem Lechradweg geschehen – schließlich führen viele Fernradwanderwege entlang von Flüssen und Radeln ist touristisch sowieso ein ganz aktuelles Thema.“
Beck klingt begeistert, wenn er beschreibt, wie Radler von der Quelle bis zur Mündung in die Donau dem Lech folgen oder auch umgekehrt von dort Richtung Süden: „Wenn dann die Alpen so langsam vor einem auftauchen...“. Auch die Renaturierung und die damit verbundene bessere Zugänglichkeit des Lechs durch das Projekt Licca liber käme dem neuen touristischen Angebot entgegen.
Wo sind bereits Radwege vorhanden?
In einem ersten Schritt wurde geprüft, welche Radwege am Lech bereits vorhanden sind, die miteingebunden werden können. So gibt es bereits den Lechtalradweg. Er ist von mehr als 2500 Meter hohen Bergen umgeben und erreicht bei Füssen den Lechfall. Hier zwängt sich der Gebirgsfluss noch einmal durch eine enge Klamm und zeigt ein letztes Mal seinen wilden Ursprung bevor er von den Staumauern des Forggensees endgültig gebändigt wird. Weiter führt die Strecke durch die hügelige Landschaft des Ostallgäus zu Sehenswürdigkeiten wie die Königsschlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein oder die Wieskirche. Schluss war bisher in Landsberg am Lech . Wer mochte, konnte seinen Weg entlang der Romantischen Straße fortsetzen über Augsburg bis zur Donau .
Dieses Stück soll nun aufgewertet werden mit neuen Radstrecken möglichst nahe am Fluss und einer längeren Zwischenstation in Augsburg zur Erkundung der hiesigen Wasserwirtschaft. Nach dem Besuch der Fuggerstadt soll es vorbeigehen an den drei Wasserkraftwerken der Lechwerke (LEW) am nördlichen Lechkanal, die zum Augsburger Wassermanagement-System gehören. Bei den Touristikern in Tirol und Vorarlberg stieß Götz Beck mit seinem Vorschlag offene Türen ein. Auch die LEW erkannte schnell das Potenzial dieser Strecke, um den Menschen die heutige Nutzung der Wasserkraft näherzubringen. Mit ins Boot kam außerdem die Allgäu GmbH – der die Projektleitung des transnationalen Fernradwanderprojekts obliegt.
Strecke für jeden geeignet
Momentan kümmert sich gerade eine Spezialfirma um das Routen-Scouting. Erst danach kann man genau sagen, wie lang der Radweg einmal sein wird. Beck schätzt zwischen 170 und 200 Kilometer und dass bis zur Fertigstellung noch zwei bis drei Jahre vergehen werden. Sicher ist jedoch, dass er für Radfahrer jeder Kondition geeignet sein wird, notfalls können ja auch nur Teile der Strecke abgefahren werden.
Was den Lechradweg besonders machen soll: digitalisierte Informationen zu den Stationen, sowie ein digitaler Reiseassistent, der sowohl alle gängigen Sprachassistenten wie Alexa, Google oder Siri sowie alle WLAN-Hotspots entlang der Strecke kennt. Auch Unterkünfte sollen ganz einfach digital gebucht oder Ladestationen für E-Bike angezeigt werden können.
Alles in allem soll der Weg ein Vorzeigeprojekt eines grenzüberschreitenden Modellvorhabens für E-Mobilität und Digitalisierung im Tourismus sein. Die Kosten in Höhe von 480000 Euro werden deshalb größtenteils (360000) aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert. Die restlichen 120000 Euro bringen die Projektteilnehmer wie der Bezirk Schwaben , die Landkreise und Städte sowie die LEW ein.