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Tattoos: Pokern mit der eigenen Haut

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Tattoos: Pokern mit der eigenen Haut

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Tattoos: Pokern mit der eigenen Haut

Früher ein Zeichen der Homosexuellen-, Stricher- und Seemanns-Szene, sind Tattoos derzeit ein Megatrend. Unter den 14- bis 34-jährigen ist beinahe jeder Vierte tätowiert. Tattoos sind so dauerhaft, weil sie in eine lebende Hautschicht, die so genannte Lederhaut, gestochen werden. Von da können sie, wenigstens teilweise, ins Blut und die Lymphgefäße gelangen. Was sie dort im Laufe der Zeit anrichten, ist weitestgehend unbekannt.

Risikofaktor Farbe

Angesichts dieser fragwürdigen Umstände sollte sich jedermann das Risiko klar machen: Tattoos unterliegen in Deutschland lediglich dem Kosmetikrecht. Dem Bundesinstitut für Risikobewertung zufolge haben aber einige ein „allergisches oder sogar giftiges Potenzial“, wie die pharmakritische Zeitschrift „Gute Pillen - schlechte Pillen“ anmerkt. Für Tattoo-Farben gibt es lediglich eine Negativ-Liste, also eine Liste, die Farben benennt, die nicht verwendet werden dürfen. Mit anderen Worten: Alle anderen Farben sind erlaubt. Doch um die Rezeptur einer Farbe zu verändern, also eine verbotene Farbe in eine zugelassene Farbe zu verwandeln, brauchen erfahrene Chemiker keinen Tag.

Nach Erkenntnissen des Landesuntersuchungsamtes Sachsen enthalten schwarze Tattoo-Farben oft polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, manche davon krebserregend. Das Landesuntersuchungsamt Baden-Württemberg entdeckte gefährliche aromatische Amine. Kein Wunder, denn etliche der Farben wurden ursprünglich für Kugelschreiber, Kunststoffe oder Autolacke entwickelt.

Konferenz für Tattoo-Sicherheit

Wegen des Gesundheitsrisikos von Tätowierungen fand im Juni dieses Jahres in Berlin eine vom BfR ausgerichtete Internationale Konferenz für Tattoo-Sicherheit statt. "Generell ist eine Tätowierung ein medizinischer invasiver Eingriff", betont Allgemeinmediziner Dr. Christian Potrawa, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Würzburg. Ein häufiges Problem bei Tattoos seien Allergien. Diese könnten, so Potrawa, durch Sonnenlicht ausgelöst werden - auch lange nach dem Tätowieren: "Eine solche Allergie lässt sich dann schwer behandeln, weil einfach sehr viel Farbe im Körper ist."

Zur Entscheidung für oder wider gehören neben dem Zeiteffekt („Wird mir die Tätowierung voraussichtlich auch nach 30 Jahren noch gefallen?“) Fragen, an die man seltener denkt: Sichtbare Tattoos können zum Ausschlusskriterium für bestimmte Berufe werden. Und: Die Entfernung eines Tattoos, sofern sie überhaupt möglich ist, ist erheblich teurer als das Stechen.

Zeit darf keine Rolle spielen

Wer sich unbedingt unter die Nadel begeben möchte, der sollte darauf achten, dass mit einwandfreien, desinfizierten Instrumenten gearbeitet wird. Am besten lässt man sich vor dem Eingriff die Vorgehensweise sachlich erläutern. Durch hygisch einwandfreies Arbeiten wird wenigstens verhindert, dass beim Durchstechen der Haut entzündungsauslösende Bakterien und Viren in den Körper gelangen, die gefährliche Infektionen auslösen können. Nach einer Entscheidung für ein Tattoo sollte deshalb Zeitdruck keine Rolle spielen, entscheidend ist das professionell arbeitende Studio.

Tipp: Stellen sich Komplikationen ein, sollte man sofort zum Hautarzt gehen; denn selbst wenn sie glimpflich verlaufen, kann es zu einer verunstaltenden Narbenbildung kommen. Das schafft man aber auch durch Kratzen oder Herumpulen an der Wunde.

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