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Ökostrom & Ackerbau: Erste Agri-Photovoltaik-Anlage steht in Merching

Ökostrom & Ackerbau

Erste Agri-Photovoltaik-Anlage steht in Merching

Die Landwirte verlieren durch die verstellbaren Module wenig Ackerfläche. Insgesamt können rund 90 Prozent bewirtschaftet werden. Die restlichen zehn Prozent werden dann beispielsweise für Biotope genutzt.
Die Landwirte verlieren durch die verstellbaren Module wenig Ackerfläche. Insgesamt können rund 90 Prozent bewirtschaftet werden. Die restlichen zehn Prozent werden dann beispielsweise für Biotope genutzt. Foto: Thomas Geiger

Wie kann man eine Photovoltaikanlage auf einer großen Fläche umsetzen und dabei wirtschaftlich das Bestmögliche herausholen? Oder anders: Wie kann man den „Anbau“ von Strom und Lebensmitteln verknüpfen, ohne dabei erhebliche Einbußen der Fläche, des Ertrags oder der Anbaumöglichkeiten zu haben? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Merchinger (Landkreis Aichach-Friedberg) Thomas Rebitzer seit 2019.

Vorab verraten: Rebitzer hat dieses Projekt erfolgreich gemeistert. Denn ein von ihm entwickelter Prototyp, die erste Agri-PV-Anlage, steht bereits seit 2020 auf einem Feld in dem rund sieben Kilometer entfernten Althegnenberg. Überraschend ist es nicht, dass das Konzept aus der Ideenschmiede des Merchingers stammt. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt er sich mit den Themen grüne Energien sowie Klimaschutz und hat für sein Engagement bereits einige Preise verliehen bekommen.

Die Gesichter hinter DoppelErnte (von links): Till Skudelny, Guido Grotz, Thomas Geiger und Laura Rebitzer.
Die Gesichter hinter DoppelErnte (von links): Till Skudelny, Guido Grotz, Thomas Geiger und Laura Rebitzer. Foto: Lena Schnekenburger

Neu ist das Thema grüner Strom auf landwirtschaftlichen Flächen nicht: Bisher gibt es verschiedene Ansätze, die es ermöglichen, Sonderkulturen wie Beeren, Obstbäume und anderes anzupflanzen und zusätzlich, mittels Überdachung aus PV-Anlagen, Strom zu erzeugen. In diesen Fällen dienen die Anlagen eher als Schutz und Schattenspender. Jedoch sind die Systeme in der Anschaffung recht hochpreisig und für den klassischen Ackerbau nicht geeignet, da zu viel Ertrag verloren geht.

Häufig kam es deshalb zu Konflikten. Die Landwirte, die ihre Fläche für den Anbau lebensnotwendiger Pflanzen benötigen, können diesen wichtigen Acker nicht zur Energieerzeugung aufgeben. Zwar konnte man sich bereits für Solarzäune entscheiden, jedoch steht hier bei vielen auch die Frage der Optik im Raum. Eine große Ackerfläche einzuzäunen widerstrebt den naturverbundenen Landwirten.

Einmalige Ertragsergebnisse durch die Agri-Photovoltaik-Anlagen von DoppelErnte

An seiner Anlage forschte Rebitzer rund zwei Jahre – das Ergebnis: Eine Agri-PV-Anlage, die mittels individuell programmiertem Tracking den Landwirten in der Bewirtschaftung so viel Spielraum ermöglicht, dass fast die gesamte Fläche weiter für klassischen Ackerbau genutzt werden kann.

Auf dem Feld im eingangs erwähnten Althegnenberg, das von dem Biolandwirt Martin Gastl bewirtschaftet wird, konnte zwischen 2019 und 2020 der erste Prototyp installiert werden. In Abständen von 14 Metern (Biolandwirtschaft) sind die Agri-PV-Anlagen auf einer Höhe von 2,5 Metern errichtet. Durch das innovative Solar-Tracking folgen sie dem Lauf der Sonne und bieten eine Ertragssteigerung von rund 30 bis 35 Prozent.

Die Module können außerdem senkrecht eingestellt werden, sodass der Landwirt die Fläche bis zu 30 Zentimeter an die Tragstützen bewirtschaften kann. „90 Prozent der Fläche können mit Agrarfrüchten bestellt werden. Die fehlenden zehn Prozent gehen aber nicht verloren. Dort entstehen Biotope, die dem Artenschutz dienen“, erklärt Laura Rebitzer und Till Skudelny ergänzt: „Diese zehn Prozent können als Ausgleichsfläche dienen, da klassische Landwirte dazu verpflichtet sind, solche auf ihren Feldern anzulegen.“

Innovativ: Die Agri-PV-Anlagen von DoppelErnte lassen es zu, dass neben der Gewinnung von grünem Strom auch klassischer Ackerbau betrieben werden kann.
Innovativ: Die Agri-PV-Anlagen von DoppelErnte lassen es zu, dass neben der Gewinnung von grünem Strom auch klassischer Ackerbau betrieben werden kann. Foto: Thomas Geiger

Gemeinsam mit Guido Grotz und Thomas Geiger haben die Tochter des Erfinders und ihr langjähriger Kollege Skudelny im Mai 2022 das Unternehmen DoppelErnte gegründet. Ihrem Vater war es wichtig, weiterhin sein Wissen an seine Schülerinnen und Schüler der Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) weiterzugeben. Deshalb entschied sich der studierte Maschinenbauer und Träger des Umweltpreises lieber dafür, seiner Passion als Lehrer nachzugehen, um sich auch neuen Projekten widmen zu können. Seine Tochter Laura und die anderen Gründer haben seitdem die Zügel der klimaorientierten Firma übernommen.

Ökostrom im Teamwork: Landwirte profitieren von Merchinger Unternehmen

Ziel ist es, mit DoppelErnte eine Gemeinschaft mit den Landwirten zu bilden: „Wir sehen die Landwirte und uns als Team. Deshalb unterstützen wir jedes neue Projekt finanziell und kaufen uns mit einem kleinen Teil ein. Wir profitieren vom grünen Strom und die Landwirte haben die Garantie, dass wir 20 Jahre auf die Anlage achten. Neu gewonnene Daten und Entwicklungen lassen wir natürlich in die Anlagen einfließen“, erklärt Rebitzer.

Die 27-jährige Laura sowie der 29-jährige Till und ihre Gründerkollegen haben sich zum Ziel gesetzt, möglichst viel grünen Strom zu erzeugen. Dabei ist je nach Fläche zu entscheiden, ob sich die Agri-PV-Anlage, Solarzäune oder Windräder eignen. „Es muss und soll ein vielfältiger Strommix entstehen, damit das Netz gut gespeist wird und wir für die Zukunft gerüstet sind“, sagt Skudelny. Auch Landwirte mit wenig Geld sollen die Chance auf eine Anlage erhalten, deshalb sucht DoppelErnte in solchen Fällen aktiv nach möglichen Investoren.

Aktuell wird an einer Weiterentwicklung des Trackings getüftelt. Gerade das Thema Bewässerung und wie mit der Anlage die Ressource Regenwasser gespeichert werden kann, beschäftigt die Gründer.

Durch DoppelErnte wird die Gewinnung von grünem Strom vorangetrieben. Die jungen Unternehmer erwarten nach rund zehn Jahren die ersten Gewinne, somit ist das ganze auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Die Motivation der Unternehmer ist ihre Leidenschaft, Dinge besser zu machen und eine nachhaltige Zukunft für die nächste Generation zu schaffen. Ihr Ziel ist es, andere zu inspirieren, diesem Beispiel zu folgen.

Mehr Infos zu DoppelErnte lesen Sie hier.

Dieser Beitrag stammt aus unserer Verlagsbeilage "Regional genial".

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