Das Züchter-Paar Noel Baaser (37) und Rainer Fendel (40) aus Trechtingshausen bei Mainz hat sich auf den ungewöhnlichen Hund aus dem Kongo spezialisiert und schon Weltmeister-Titel kassiert. Tiefe Stirnfalten gelten bei den Vierbeinern als Schönheitsideal. Sie glätten sich aber mit zunehmendem Alter. Kein Bellen - allenfalls gelegentliches Heulen wie ein Wolf, Jodler oder Laute wie Seelöwen geben die Tiere von sich. Da sie "reinlich sind wie eine Katze" riechen sie kaum und brauchen keine aufwendige Fellpflege, wie Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen in Dortmund sagt.
Bei Baaser und Fendel weckten die ungewöhnlichen Eigenschaften die Neugier. Vor knapp 20 Jahren waren sie auf der Suche nach einem passenden Hausgenossen für ihr gemeinsames Leben. Ein Dobermann kam für die Wohnung nicht infrage, auch kein Schoßhündchen. "Ein aktiver Spaziergeh-Hund zum Ausgleich für den Bürojob sollte es sein", erinnert sich Baaser an die Auswahl-Kriterien. Kein Hütehund, kein Kläffer, keine Langhaar-Rasse mit der Pflicht zu stundenlanger Fellpflege. "Ein Hund muss schließlich zum Lebensstil und zum Haushalt passen", sagt die Fachfrau aus Trechtingshausen.
Die Wahl fiel auf den Jagdhund der Pygmäen mit Ursprung in Zentralafrika. 1870 wurde der rund 40 Zentimeter große und zehn Kilo schwere Hund dort von den Briten entdeckt und ab 1930 systematisch gezüchtet. "Er schleicht sich beim Jagen leise an, soll das Wild nicht durch Bellen aufschrecken", erklärt die Bürokauffrau Baaser. Inzwischen hat sie sich zur Basenji-Spezialistin weitergebildet. Denn nach dem ersten Hundekauf folgten weitere. Etwa 1200 Euro für einen entwurmten und geimpften Junghund mit Stammbaum und Identifikations- Chip unter der Haut muss ein Liebhaber hinblättern.
Für die Hunde bedeutet das fehlende Kläffen keine Einschränkung, sagt Kopernik. "Bellen wurde Hunden vielmehr vom Menschen angezüchtet." Für die Vierbeiner spielten bei der Kommunikation Mimik und Körperhaltung eine viel größere Rolle. Der Basenji sei dagegen eine recht urtypische Rasse. Noch heute gebe es Stämme in Afrika, die mit Hunden lebten und auf die Jagd gingen, die dem Basenji sehr ähnlich seien.
Mit fünf Hunden lebt das Züchter-Paar vom Mittelrhein inzwischen gemeinsam unter einem Dach. "Vier Hände, fünf Leinen - damit ist das Limit erreicht", sagt Fendel. Ihr Haus mit Rheinblick wurde auf Hunde-Bedürfnisse umgebaut. Ein Welpenzimmer und teilbare "Stalltüren", Hunde-Kuschelecken und direkter Gartenzugang auch aus dem ersten Stock sind Zugeständnisse an die tierischen Mitbewohner. Wegen ihres kurzen und feinen Fells ist die Rasse kälteempfindlich. "Am Ofen ist im Winter ihr liebster Platz."
Das Paar besucht knapp 30 Hundeausstellungen pro Jahr. Von Helsinki bis Bratislava reicht der Radius. Die Weltmeisterschaft Ende Juni in Dänemark markiert den jährlichen Höhepunkt im Tourplan. Mit "Echo", ihrem Rüden, wurden sie Weltmeister 2009. Auch als Flugbegleiter ihrer Deckrüden sind die Züchter in ganz Europa unterwegs. "Wenn du die Meldekosten für Hundeschauen, Kilometer auf der Autobahn und den Zeitaufwand zusammenzählst, dann ist mit maximal fünf Welpen pro Jahr kein Geld zu verdienen."
Geschätzte 300 bis 400 Basenjis leben in Deutschland. Dank ihrer ungewöhnlichen Eigenschaften erfreuen sich die dem Spitz ähnelnden Hunde zunehmender Beliebtheit. Sie sollten zwar in der Wohnung gehalten werden, brauchen jedoch sehr viel Bewegung. Die Züchter aus Trechtingshausen besuchen mit ihrem Quintett sogar regelmäßig Windhundbahnen zum Renntraining. Die Hunde gelten als neugierig, stolz, selbstbewusst bis hin zu Dickköpfigkeit. Für die Erziehung muss viel Geduld eingeplant werden. Fazit: Für Hunde-Anfänger sind Basenjis trotz schicker Attribute nicht geeignet.
Basenji Klub Deutschland 1977 e.V.: www.basenji-klub.de
Verband für das Deutsche Hundewesen: www.vdh.de