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Kraft der Kräuter: Heilkräuter: Was wächst vor der Haustüre?

Kraft der Kräuter

Heilkräuter: Was wächst vor der Haustüre?

Sophie Bösel ist zertifizierte Kräuterpädagogin, veranstaltet regelmäßig Workshops und ist als Referentin tätig.
Sophie Bösel ist zertifizierte Kräuterpädagogin, veranstaltet regelmäßig Workshops und ist als Referentin tätig. Foto: Sophie Bösel

Oft wächst es schneller als einem lieb ist, vermehrt sich unbemerkt in stiefmütterlich behandelten Ecken und breitet sich aus, bis man den Blick nicht mehr abwenden kann: Unkraut. Des Gärtners Feind ist Sophie Bösels Freund. Denn Unkraut ist nicht gleich Unkraut: „Viele Menschen wissen gar nicht, welche Schätze sich in ihren heimischen Gärten verbergen.“ Wo müßige Hobbygärtner die Hände über den Kopf zusammenschlagen, fängt Bösel direkt an, sich Gedanken zu machen, was sie aus den kostbaren Geschenken der Natur herstellen könnte.

Als Sophie Bösel 2003 an einer Kräuterwanderung teilnahm, war es schnell um sie geschehen. Schon als Kind, aufgewachsen in einem landwirtschaftlichen Betrieb, verbrachte die 53-Jährige viel Zeit an der frischen Luft. „Damals mussten wir jedoch das Unkraut auf dem Feld jäten. Schließlich sollte die Nutzfläche frei für die Feldfrüchte sein“, erinnert sich Bösel. Doch ihre Großmutter wusste die Kräuter zu nutzen. „Sie hatte einen großen Schrank, der gefüllt war mit den buntesten Kräutervarianten, die man sich vorstellen kann. Meine Großmutter hatte immer ein Kräutlein parat. Ob fürs Essen oder die Gesundheit - sie wusste genauestens Bescheid.“

Die Vogelmiere kennt man vielleicht aus dem eigenen Garten. Sie enthält sehr viel Vitamin C und wirkt schleimlösend, entzündungshemmend und blutreinigend.
Die Vogelmiere kennt man vielleicht aus dem eigenen Garten. Sie enthält sehr viel Vitamin C und wirkt schleimlösend, entzündungshemmend und blutreinigend. Foto: Sophie Bösel

Vom Wissen der Oma geprägt, erwachte das Interesse durch die eigenen Kinder. Nicht verwunderlich also, dass Bösel sich, inspiriert durch die Wanderung, entschloss eine Ausbildung zur zertifizierten Kräuterpädagogin zu absolvieren. In der Gundermannschule in Bad Heilbrunn lernte sie viel Neues, festigte ihre bisherigen Erkenntnisse und setzte so den Grundstock für ihr heutiges Kräuterwissen. „Vor der Ausbildung hatte ich mir bereits einiges mittels Selbstrecherche angeeignet; durch die wertvollen Lehrgänge an der Gundermannschule wurde meine Kenntnis jedoch zu einem viel größeren Wissensschatz gesteigert“, erklärt Bösel.

Mit Kräutern Beschwerden lindern

Anfangs lag ihr Augenmerk darauf, sich selbst und ihrer Familie Gutes zu tun: „Durch das Wissen über die Heilkraft vieler Kräuter hatte ich bei vielerlei Beschwerden meiner Söhne eine passende Medizin parat. Als Mutter ist es mir wichtig, zu wissen, dass ich zu jeder Zeit etwas tun kann.“ Als Ersatz für die Schulmedizin sieht Bösel Kräuter jedoch nicht. Sie sind viel mehr eine Ergänzung, die einem die Möglichkeit schafft, Verantwortung über seinen Körper zu gewinnen. Aus der Sicht der Kräuterexpertin ist es leider zum Trend geworden, dass man die Verantwortung an der Tür zur Arztpraxis abgibt und sich ganz darauf verlässt, dass die Mediziner entscheiden, was der Körper braucht. Zahlreiche Wehwehchen können jedoch mit Kräutern behandelt und gelindert werden. Dennoch ist auch bei der Behandlung mit Kräutern und Kräuterprodukten ein verantwortungsvoller Umgang und eine gewissen Fachkenntnis wichtig.

„Beispielsweise verwenden wir Kapuzinerkresse gegen Halsschmerzen, Meerrettich als natürliches Antibiotikum oder Zistrosentee, um den Körper nach oder während einer Krankheit zu stärken“, berichtet Bösel. Wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, hilft es, mit alten Bekannten anzufangen: Löwenzahn - von dem übrigens alles ungiftig ist, Brennnessel oder Gänseblümchen sollte jeder erkennen können. Dass man mit diesen aber leckere Pralinen und Aufstriche, heilende Tees oder schmackhafte und vor allem gesunde Salatzugaben zaubern kann, ist für einige Neuland.

Gelees, Marmeladen, Pralinen oder Pesto? Mit Kräutern kann man allerlei Leckereien herstellen, die sehr gesund sind.
Gelees, Marmeladen, Pralinen oder Pesto? Mit Kräutern kann man allerlei Leckereien herstellen, die sehr gesund sind. Foto: Carina Sirch

Da Kräuter jedoch nicht einfach bedenkenlos zu sich genommen werden können, muss man sich über deren Wirkung vorab im Klaren sein. Informationen gibt es reichlich im Internet oder einfach direkt bei Sophie Bösel.

In Augsburg und der Region: Geführte Kräuterwanderungen

Die Kräuterpädagogin veranstaltet – wenn es die Corona-Situation zulässt – geführte Kräuterwanderungen, hält Vorträge und informiert mit viel Herzblut über die Kraft der Kräuter. „Gerne besuche ich Interessierte auch an ihrem Wohnort oder im eigenen Garten. Häufig ist man dann überrascht, was so neben Blumen und Sträuchern wächst.“ Neben Kräutern befasst sich die zertifizierte Volksheilkundlerin und ausgebildete Primavera-Aromaexpertin auch mit Hausmittelchen aus früheren Tagen und den Düften der Kräuter. Bei einer Aromamassage oder einem Verwöhnabend ist Entspannung garantiert und das natürlich mithilfe von Kräutern.

Mit ihrer Arbeit möchte Bösel die Menschen der Natur wieder näherbringen und sie nach draußen bewegen. „Das schönste Kompliment ist für mich, wenn mir ein Mann davon berichtet, dass seine Frau beim Spazierengehen nur noch auf den Boden schaut“, um nach Kräutern Ausschau zu halten, schmunzelt Bösel und ergänzt: „Ich möchte die Menschen inspirieren und dazu ermuntern, den Schatz, den uns die Natur geschenkt hat, zu entdecken.“

Viel Kräuterwissen gibt es in dem Buch „Meine Kräuter-Schatzkiste kurz & bündig“ von Sophie Bösel.
Viel Kräuterwissen gibt es in dem Buch „Meine Kräuter-Schatzkiste kurz & bündig“ von Sophie Bösel. Foto: Sophie Bösel

Wer mehr über die heimischen Kräuter vor der Haustüre lernen möchte, kann sich das Buch „Meine Kräuter-Schatzkiste kurz & bündig“ von Sophie Bösel zulegen. Aufgrund zahlreicher Nachfragen in Workshops hat sie das Buch 2019 veröffentlicht. „Ich wurde immer gefragt, wo man das nachlesen kann, was ich bei meinen Veranstaltungen erzählt habe, und ich sollte es aufschreiben. Das habe ich nun getan und hoffe, dass ich mit meinem Buch helfen kann, unsere Kräuter vor der Haustüre besser zu verstehen und zu nutzen.“

Weitere Artikel aus der Verlagsbeilage "Unsere Region, unsere Heimat" gibt es hier.

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